Ellen Meiksins Wood argumentiert, dass das theoretische Projekt des Marxismus und dessen Kritik des kapitalistischen Systems auch nach dem Kollaps des Kommunismus aktuell und notwendiger denn je ist. Zeitgenössische intellektuelle Moden, die die Kritik des Kapitalismus für obsolet halten, von postmoderner Fragmentierung sprechen und Differenz, Kontingenz und Identitätspolitik an die Stelle des einstmals universell gedachten Emanzipationskampfes der arbeitenden Klassen stellen, hält Wood für untauglich, das kapitalistische System überhaupt zu denken, geschweige denn zu kritisieren. In ihrem - in der neueren marxistischen Diskussion bereits zum Klassiker avancierten und hier erstmals auf Deutsch vorliegenden - Buch unternimmt sie es, das kritische Programm des historischen Materialismus, dessen grundlegende Konzepte und dessen Theorie der Geschichte zu erneuern. Auf originelle und ideenreiche Weise untersucht sie die Eigenart des Kapitalismus als eines Systems sozialer Beziehungen und politischer Macht, entfaltet dabei eine Theorie der Demokratie und zieht einen Faden von der Antike zur Moderne. Schließlich analysiert sie das widersprüchliche Verhältnis von Demokratie und Kapitalismus und fragt danach, auf welchen Wegen die Demokratie über die vom Kapitalismus gesetzten Grenzen hinaus weitergetrieben werden könnte. Ellen Meiksins Wood gehört zu den international renommiertesten MarxistInnen der Gegenwart. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher zur Geschichte und Theorie bürgerlicher Gesellschaftsformen und lehrte bis zu ihrer Emeritierung Politische Wissenschaften an der York-Universität in Toronto, Kanada. Heute lebt und arbeitet sie in London.
/ AUS DEM INHALT: / / / Vorbemerkung des Verlages 7
Einleitung 11
Teil I: Historischer Materialismus und Eigenart des Kapitalismus
1Die Trennung von Ökonomie und Politik im Kapitalismus 29
Ökonomische und politische "Faktoren" 30
Auf dem Weg zu einer theoretischen Alternative:
"Basis" und "Überbau" überdenken 33
Das "Ökonomische" und das "Politische" im Kapitalismus 38
Der historische Differenzierungsprozess zwischen Klassenmacht
und Staatsmacht 41
Feudalismus und Privateigentum 45
Kapitalismus als Privatisierung politischer Macht 48
Die Lokalisierung des Klassenkampfes , 53
2Basis und Überbau überdenken 57
Produktionsweisen und Gesellschaftsformationen 60
Historischer Materialismus versus Ökonomischer Determinismus 67
Basis und Überbau in der Geschichte 74
3Klasse als Prozess und Verhältnis 83
Die strukturelle Klassendefinition: EPThompson und seine Kritiker 85
Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse 90
"Objektive" Determinanten 94
Klasse als Verhältnis und Prozess 99
Die Politik der Theorie 106
Hegemonie und Substitutionismus 109
4Geschichte oder technologischer Determinismus? 113
Zwei marxistische Geschichtstheorien 115
A n der Frage der Geschichte vorbei argumentiert 118
Eine allgemeine Theorie historischer Besonderheit 122
Braucht der Marxismus eine lineare Geschichtssauffassung? 126
Geschichtliche Universalität oder Besonderheit des Kapitalismus? 129
"Widerspruch" und Entwicklung der Produktivkräfte 132
Der spezifische Widerspruch des Kapitalismus: Geschichte versus Teleologie 139
Geschichte und "Notwendigkeit" des Sozialismus 144
5Geschichte oder Teleologie? Marx oder Weber 151
Fortschritt und Aufstieg des Kapitalismus 151
Weber über Arbeit und den Geist des Kapitalismus:
Die Vermengung von Produktion und Tausch 158
Die Stadt als Zentrum von Konsumtion oder Produktion 163
Der Aufstieg des modernen Kapitalismus 168
Das "ökonomische Handeln" und die "rein ökonomische" Definition
des Kapitalismus 171
Webers Methode: Multikausalität oder tautologischer Umkehrschlussf 177
Geschichte, Fortschritt und Emanzipation 179
Teil II: Demokratie contra Kapitalismus
6Arbeit und Demokratie in Antike und Moderne 185
Die Dialektik von Freiheit und Sklaverei 186
Herrschende und Produzenten 191
Piaton versus Protagoras über Herrschende und Produzenten 196
Die Verdrängung der freien Arbeit 198
Arbeit und "Geist des Kapitalismus" 202
Antike und moderne Arbeit, antike und moderne Demokratie 204
7Demos oder "Wir, das Volk": Von antiken
zu modernen Bürgerschaftskonzepten 207
Kapitalismus und demokratische Staatsbürgerschaft 210
Die amerikanische Neudefinition der Demokratie 215
Ein "Volk" ohne sozialen Gehalt 220
Von der Demokratie zum Liberalismus 228
Liberale Demokratie und Kapitalismus 235
8Zivilgesellschaft und Identitätspolitik 241
Die Idee der Zivilgesellschaft: ein kurzer historischer Abriss 242
Der neue Kult der Zivilgesellschaft 244
Kapitalismus, "formale Demokratie" und die Besonderheit des Westens 250
"Zivilgesellschaft" und Entwertung der Demokratie 255
Der neue Pluralismus und die Identitätspolitik 259
9Kapitalismus und menschliche Emanzipation:
Ethnische Herkunft, Geschlecht und Demokratie 267
Kapitalismus und "außerökonomische" Güter 268
Ethnische Herkunft und Geschlecht 270
Der Kapitalismus und die Entwertung politischer Güter 274
Die Stellung der Frau 279
Der Kapitalismus und das Verschwinden des Bereichs
des Außerökonomischen 282
Zusammenfassung 287