Die Psychoanalyse befindet sich im Wandel. Stavros Mentzos hofft, daß der Leser während der Lektüre zunehmend die Überzeugung gewinnt, daß die pathologischen Verarbeitungsmodi des Konflikts, also die neurotischen Symptome, Charaktere, Abwehrmechanismen, Arrangements, zwar leidvolle und letztlich mißglückte »Lösungen« sind, daß sie aber oft bewundernswerte Ich-Leistungen unter extrem schwierigen Bedingungen darstellen, die keineswegs leichtfertig als »eben nur pathologisch« abgetan werden sollten. Gerade in einer Zeit, in der die längst fällige, endlich offene und freie Diskussion über fundamentale theoretische und praktische Fragen und Probleme der Psychoanalyse in Gang gekommen ist, erscheint es sinnvoll, eine vorläufige Synthese in Form einer Systematik neurotischer Störungen einem breiteren Publikum zugänglich machen
Inhalt
Vorwort 11
Einleitung 14
Erster Teil
I. Motivation 23
1. Libido 23
2. Konstruktive Aggression versus desintegriertes, destruktives Erleben und
Verhalten 24
3. Affektive und Gefühlszustände 27
4. Bedürfnisse, Antriebe, Interessen 29
5. Die Angst 29
II. Struktur 38
1. Das Dreiinstanzenmodell und seine Grenzen 40
2. Internalisierungsprozesse und ihre Bedeu-
tung für die intrapsychische Struktur 42
3. Externalisierungsvorgänge und die Objektwelt 46
4. Das Zusammenspiel der Internalisierungs- und Externalisierungsprozesse 51
5. Das Selbstsystem - die narzißtische (Selbst-) Entwicklung 52
6. Die Abwehrmechanismen 60
7. Anhang: Bemerkungen zur Traumpsychologie und Traumdeutung 67
III. Das Konfliktmodell: Neurotische Störungen als
pathologische Konfliktverarbeitungen 74
1. Äußere und innere, bewußte und unbewußte Konflikte 74
2. Konflikt als Überforderung (Streß) 75
3. Trauma und Konflikt 77
4. Erlernte versus konfliktbedingte Erlebnis- und Verhaltensstörung 80
5. Konflikt versus struktureller Mangel 82
6. Symptom- und Charakterbildung 84
7. Schlußbemerkungen 87
IV. Die psychische Entwicklung 88
1. Das erste Lebensjahr: primärer Zustand, Symbiose, beginnende Differenzierung, Oralität 90
2. Das zweite und dritte Jahr: Übungs-, Wiederannäherungs- und Konsolidierungsphasen.
Festhalten - Loslassen, Autonomie, Analität 97
3. Das vierte und fünfte Lebensjahr: Genitalität,
Dreierbeziehung, Ödipuskomplex, Initiative 99
4. Das sechste bis elfte Lebensjahr: sekundäre Sozialisation, Lernen und praktisches Können, Selbstvertrauen, sogenannte Latenzzeit 101
5. Das zwölfte bis sechzehnte/achtzehnte Lebensjahr(Pubertät) : Aufgabe der infantilen Bindungen, Identitätsfindung, Genitalität 102
Zweiter Teil
V. Klassifikatorische Probleme und der konkrete Fall 107
1. Gibt es "die Neurose"? 107
2. Ein dreidimensionales Modell 109
3. Aus der Krankengeschichte von Lydia R.: Ein nur scheinbar ödipaler Konflikt 110
VI. Die Variationen des pathologischen Konflikts - Versuch einer Systematik 120
1. Die Grenzen des Dreiinstanzenmodells 120
2. Die primären Konflikte 123
3. Gemeinsamkeiten der primären Grundkonflikte 128
4. Die Komplizierung durch die Reaktionen auf die Grundkonflikte 134
VII. Die Variationen der strukturellen Mängel (Selbstpathologie) 142
1. Psychosen 144
2. Borderline-Zustände 145
3. Narzißtische Störungen im engeren Sinne (KOHUT) 146
4. Exkurs: Zur Kontroverse der Somatogenese versus Psychogenese psychotischer Störungen 147
VIII. Variationen der reiferen ("psychoneurotischen") Modi der Konfliktverarbeitung 153
1. Der hysterische Modus 153
2. Der zwangsneurotische Modus 159
3. Der phobische Modus 165
4. Der angstneurotische Modus 171
5. Exkurs: Was ist aus der Neurasthenie und der Psychasthenie geworden? 180
IX. Variationen der narzißtischen (aber nicht psychotischen) Verarbeitungsmodi 182
1. Der depressive Modus 182
2. Der hypochondrische Modus: Projektion auf und Konkretisierung durch
den eigenen Körper 190
3. Der (nichtpsychotische) paranoide Modus, die paranoide Persönlichkeit 195
4. Der Modus des Hyperthymen 196
5. Der (nichtpsychotische) schizoide Modus 198
6. Der Modus der (nichtpsychotischen) Spaltung und projektiven Identifikation (Borderline im engeren Sinne) 198
X. Variationen der Modi der narzißtischen (Selbst) Kompensierung 202
1. Typische Charakterbildungen (nach KOHUT) 202
2. Der Modus der Perversion 204
3. Homosexualität: Abwehr einer angstbesetzten HeteroSexualität oder eine zweite Möglichkeit der (Selbst-)EntwÍcklung? 223
4. Impulsives Verhalten 234
5. Die sogenannte Soziopathie 235
6. Der Modus der Sucht: Verleugnung der Realität, künstliche Veränderung des Selbsterlebens, Verschmelzung mit einem Ersatzobjekt 236
XI. Der psychosomatische Modus 242
1. Die psychosomatische Symptombildung 242
2. Der psychosomatische Modus als der Modus der Resomatisierung 246
XII. Variationen der psychotischen Verarbeitungsmodi 249
1. Der Modus der Melancholie 250
2. Der Modus der Manie 251
3. Der Modus der manisch-depressiven ¿Mischbilder" (oder Mischzustände) 252
4. Der Modus der psychotischen Hypochondrie 253
5. Der Modus der psychotischen Projektion, Wunscherfüllung, Restitution 253
6. Der Modus des psychotischen Autismus 253
7. Der Modus der Katatonie 254
8. Psychotische Regression in den primären Zustand - Aufgeben der Ich-Grenzen 254
9. Die nicht hysterische und nicht organische Depersonalisation 255
XIII. Der häufigste Modus : psychosoziale Abwehr und psychosoziale Arrangements 256
1. Interpersonelle und institutionalisierte Abwehr 256
2. Delegation . 260
3. Kulturabhängigkeit und epochaler Wandel
neurotischer Störungen als Folge der Veränderung und/oder des Abbaus von Institutionen 265
XIV. Formen und Probleme der psychotherapeutischen Behandlung 266
1. Psychoanalytische Behandlungsmethoden 267
2. Nichtpsychoanalytische Verfahren 283
3. Anhang: Kann die Psychoanalyse von den
anderen therapeutischen Verfahren profitieren? 290
4. Anhang: Selbsthilfegruppen 291
XV. Abschließende Bemerkungen 293
Anmerkungen 299
Literaturverzeichnis 309
Namen- und Sachregister 315