Faschismus - kaum ein Begriff steht so für Unfreiheit und Massenmord, kaum ein Wort wird quer durch die politischen Lager so inflationär als Kampfbegriff benutzt. In den Diskussionen von heute und damals sucht das Buch nach Anregungen für eine Gegenwart, in der die Gefahr von Rechtsaußen nicht nur in Europa wieder zunimmt. Dieses Einführungsbuch stellt die relevantesten Faschismustheorien überblicksartig vor. Es fragt nach den Stärken und Schwächen der einzelnen Ansätze und nach dem Kontext ihrer Entstehung. Viel Raum bekommen die neuen Faschismustheorien der letzten Jahrzehnte, die in Deutschland noch immer nicht sehr breit diskutiert werden. Ebenso geht es um teils heiß umstrittene historische und aktuelle Themen wie das Verhältnis von Nationalsozialismus und Faschismus, die heutige extreme Rechte und religiös-fundamentalistische Bewegungen.
Inhalt
I. Ein Buch zur Einführung in Faschismustheorien....... 9
1.1. Inhalt, Zweck und Ansatz...................................................................9
1.2. Thematische Abgrenzung der Faschismustheorien,
Lücken des Buchs...............................................................................11
1.3. Hinweise zum Text............................................................................ 13
1.4. Danksagung.......................................................................................15
II. Geschichte des Faschismusbegriffs...........................17
11.1. 1919-1922: Ursprung in Italien...................................................... 17
11.2. 1922-1945: Verbreitung und Ausweitung...................................20
11.3. Ab 1945: Neofaschismus............................................................... 23
11.4. 1960-1990: Weitere Karriere als Kampfbegriff...........................25
11.5. Ab 1980: Situation in Deutschland............................................... 27
III. Entwicklung der Faschismustheorien.......................29
III. 1. Kartierung des theoretischen Feldes..........................................30
111.2. Singularistische Theorien: Faschismus als nationale
Besonderheit oder Werk eines Führers.......................................... 31
111.3. Frühe generische Theorien: Faschismus als extremer
Nationalismus, als Nihilismus und Machiavellismus, als
Bewegung Krimineller und Deklassierter, als Atavismus............34
111.4. Modernisierungstheorien: Borkenau und Spätere.......................36
111.5. Faschismus als politische Religion: Voegelin................................. 38
111.6. Frühe marxistische Theorien:
Zetkin, Radek, Turati, Bloch.............................................................38
111.7. Marxistische «Agenten-» und «Bonapartismustheorien»:
Stalin, Dimitroff, Bauer, Thalheimer, Trotzki, Kautsky................ 42
111.8. «Freudo-Marxismus» und Kritische Theorie.................................44
111.9. Faschismus- und Totalitarismustheorien im Kalten Krieg.......... 45
III. 10. Die zweite Welle generischer Theorien:
Deutsche marxistische Faschismusdiskussion,
Neomarxismus, Psycho- und Diskursanalyse................................47
III. 11. Die dritte Welle generischer Theorien:
Ideozentrische und praxeologische Ansätze................................. 51
IV. Klassentheorie und Faschismustheorie.....................53
IV. 1. Mittelschichten und Kleinbürgertum.........................................54
IV.
2. «Lumpenproletariat», «Mob» und «deklassierte Elemente» ....61
IV.
3. Großbürgertum und andere Herrschaftsgruppen....................... 62
IVA. Arbeiterinnen..................................................................................65
IV.
5. Klassenübergreifender Charakter des Faschismus......................69
V. Grundmotive und Grundprobleme
marxistischer Faschismustheorien........................... 71
1V. . Die Charakterverwandlung des Bürgertums............................... 73
V.
2. Imperialismus und Monopolkapitalismus.....................................74
V.
3. Monopolkapital und Diktatur.........................................................76
V.
4. Spätkapitalistische Krisendynamik.................................................77
V.
5. Faschistische Massenbewegung und «Volksgemeinschaft»......78
V. 6. Verfall und Zusammenbruch der bürgerlichen Gesellschaft......80
VI. Marxistische Bonapartismustheorien des
Faschismus: Bauer, Thalheimer, Trotzki, Mandel...... 82
VI.1. Bonapartismus bei Marx und Engels.............................................82
VI.2. Otto Bauer: Eine sozialdemokratische Faschismustheorie*.......86
VI.3. Thalheimer:
Dissidenter Kommunist und Faschismustheoretiker*.................87
VI.4. Trotzki über Bonapartismus, Faschismus und Revolution* .......91
VI.5. Mandels Fortführung der bonapartismustheoretischen
Ansätze*..................................................................................96
VI. 6. Was leisten die Bonapartismustheorien heute noch?*..............97
VII. Strukturanalysen des NS aus dem «Institut für
Sozialforschung» und seinem Umfeld:
Horkheimer, Pollock, Fraenkel, Neumann................. 99
VII.1. Horkheimer: Faschismus als Konsequenz des Kapitalismus......99
VII.2. Horkheimer über den Antisemitismus..........................................103
VII.3. Horkheimers antitotalitäre Haltung.............................................105
VII.4. Pollock: Faschismus als Staatskapitalismus..................................107
VII.5. Pollock über den NS als neue Gesellschaftsordnung...............110
VII.6. Fraenkel: Der «Doppelstaat» des NS*..........................................113
VII.7. Fraenkels Wirkung*........................................................................116
VII.8. Der «Behemoth» von Franz L. Neumann*..................................117
VII.9. NS und Kapitalismus bei Neumann.............................................. 120
VII. 10.Warum heute noch den «Behemoth» lesen?*...........................121
VIII. Psychoanalytische Faschismustheorien:
Reich, Fromm, Adorno, Theweleit............................123
VIII.1 .Reich: Faschismus als Folge von Triebunterdrückung...............123
VIII.2.Fromm und Adorno:
Faschistische Subjekte als «autoritärePersönlichkeiten»..........126
VIII.3. Adornos Faschismus-Skala (F-Skala)............................................. 128
VIII.
4. Autoritäre Persönlichkeit und F-Skala:
Probleme und Aktualität..................................................... 132
VIII. 5. Theweleit: Der politische Faschist ist der soldatischeMann.... 133
IX. Marxistische Faschismusanalysen nach 1945 (I):
Gossweiler, Opitz, Kühnl........................................... 138
IX. 1. Gossweiler:
Monopolkapitalismus als Ursache des Faschismus....................138
IX.2. Gossweiler über Monopolgruppen und faschistische
Herrschaft...............................................................................139
IX.3. Gossweiler über «Militärfaschismus»..........................................141
IX.4. Gossweiler über die nazistische Massenbasis............................142
6IX.5. Opitz: «Faschismusträchtige Situation» und faschistische
«Machtbewerbung»............................................................144
IX.6. Kühnl: Das Herrschaftsbündnis des Faschismus........................146
IX.7. Kühnl über die faschistische Herrschaft..................................... 149
IX. 8. Kühnl über faschistische Massenbasis undIdeologie................. 153
X. Marxistische Faschismusanalysen nach 1945 (II):
Sohn-Rethel, Wertkritik, Poulantzas,
Projektgruppe Ideologie-Theorie.............................157
1X. . Sohn-Rethel über den krisenhaften Übergang zum
Fordismus...............................................................................157
X.2. Politische Ökonomie des NS nach Sohn-Rethel.........................160
X.3. Sohn-Rethel plus Wertkritik (I):
Ein theoretischer Versuch aus Göttingen....................................163
X.4. Sohn-Rethel plus Wertkritik (II):
Fordismus, Faschismus und Postfordismus..................................166
X.5. Poulantzas: Staat und Politik, Krise und Faschismus.................167
X.6. Poulantzas: Klassencharakter und Massenbasis des
Faschismus, Phasen der Faschisierung..........................................171
X. 7. Der althusserianische Ansatz der «Projektgruppe Ideologie-
Theorie» ............................................................................................174
XI. Neuere Theorien des Faschismus als Ideologie
und Bewegung: Nolte, Sternhell, Mosse, Griff in ...179
XI.1. Nolte, der «missratene Lehrer» der Faschismustheorie............179
XI.2. Noltes vergleichende Forschung und Begriffsbildung.............. 181
XI.3. Noltes Deutung des Faschismus als Antimarxismus..................182
XI.4. Nolte über den Faschismus als «Widerstand gegen die
Transzendenz».......................................................................184
XI.5. Sternhell, Erforscher des frühen Faschismus..............................187
XI.6. Die Erfindung des Faschismus nach Sternhell.............................188
XI.7. Kritik von und an Sternhell...........................................................192
XI.8. Mosse: Modernisierungsängste als Impuls des Faschismus.....193
XI. 9. Griffin: Der faschistische Mythos nationaler Wiedergeburt.... 196
XII. Von den neueren zu den neuesten Theorien:
Wippermann, Breuer, Mann, Reichardt, Paxton.... 199
XII. 1. Wippermanns «Dreiecksdefinition» des Faschismus............199
XII.2. Breuer: Faschismus als Parteityp und Politikstil.......................... 202
XII.3. Mann und Reichardt:
Parteimiliz und Kampfbund als Ankerpunkt der Analyse........204
XII.4. Faschismus als sozialer Prozess: Paxtons Phasenmodell*........206
XII.5. Phase I: Initiation*...........................................................................207
XII.6. Phase II: Aufschwung*...................................................................208
XII.7. Phase III: Machtübernahme*........................................................ 208
XII.8. Phase IV: Machtausübung*...........................................................209
XII. 9. Phase V: Radikalisierung oder Entropie (Rückbildung)*........... 210
XIII. Unterschiedliche Stärken der
Faschismustheorien................................................... 212
XIV. Einige historische, aktuelle und zukünftige
Probleme der Faschismustheorie.................... 214
XIV. 1 .Rechtspopulismus, «illiberale Demokratie» und
autoritärer Etatismus...........................................................215
XIV.2.Schwierige Grenzziehung: Konservatismus,
«Austrofaschismus», Faschismus, NS...............................218
XIV.3.Globale Faschismen?
Japanischer Militarismus, türkischer und arabischer
Ultranationalismus, Hindu-Nationalismus, Dschihadismus......221
XIV.4. Kontinentaler und übernationaler Faschismus in der
Ära der Globalisierung...................................................................225
XIV.5.Faschismus und Frauen..................................................................226
XIV. 6.Zukunftsfragen der Faschismustheorie.......................................227
XV. Literaturliste...............................................................229