Es gehört zu den freundlichen Annahmen oder Hoffnungen in der Geschichte der Menschheit, dass sich geistig gebildete und kulturell aktive Persönlichkeiten in einer Diktatur anders verhalten würden als die "breite Masse". Von wenigen herausragenden Beispielen abgesehen, ist dies leider nicht der Fall. Vielmehr offenbart auch die Geschichte der Schriftsteller, Verleger und Buchhändler im Dritten Reich auf exemplarische Weise ein erschreckendes Ausmaß an Übereinstimmung, Willfährigkeit, Anpassungsbereitschaft, Opportunismus und Gleichgültigkeit gegenüber dem NS-Regime und dem Schicksal seiner Opfer - wie es für den überwiegenden Teil der deutschen Gesellschaft jener Jahre typisch war. In seinem Buch untersucht Jan-Pieter Barbian das Verhalten von Schriftstellern, unter ihnen so bekannte Persönlichkeiten wie Gerhart Hauptmann, Peter Huchel, Erich Kästner und Ina Seidel während der dreizehnjährigen NS-Diktatur. Daneben werden ausgewählte Aspekte der Entwicklung des Buchhandels, seiner Interessenvertretungen und einzelner Verlage dargestellt. Auf der Grundlage ausführlicher Quellenrecherchen ergibt sich aus den Detailstudien ein neues Gesamtbild der Literaturszene im Dritten Reich. (Verlagstext)
AUS DEM INHALT:
Inhalt
Einführung 9
Die vollendete Ohnmacht? 13
Das Verhältnis der Schriftsteller zu den staatlichen und parteiamtlichen Schrifttumsstellen im Dritten Reich
"Moral, wo bist du in der Zeit der Krise!" 37
über den Zusammenhang von Kultur und Barbarei im Dritten Reich
Verordneter Kanon 59
Literarische Kanonbildung während der NS-Diktatur 1933-1945
"Fehlbesetzung" 79
Zur Rolle von Gerhart Hauptmann im Dritten Reich
"Ich gehörte zu diesen Idioten" 101
Ina Seidel im Dritten Reich
"... nur passiv geblieben"? 145
Zur Rolle von Erich Kästner im Dritten Reich
"... im Augenblick restlos aufgeworfen" 185
Peter Huchel als Autor im Dritten Reich
Literatur als Verwaltungsakt 205
Das Schicksal Jochen Kleppers im Dritten Reich
"Ein Autor, der nicht mehr so darf, wie er will" 227
Erik Reger und der Rowohlt Verlag im Dritten Reich
"Lange halte ich es ja nicht aus ohne Deutschland" 253
Die Korrespondenz zwischen Annemarie und Ina Seidel in den Jahren 1933 bis 1947
"Zur Krisis im Buchhandel" 279
Eine Denkschrift von Theodor Fritsch jr. aus dem Frühjahr 1934
Glücksstunde oder nationalsozialistisches Kalkül? 287
Die "Arisierung" des S. Fischer Verlages 1935-1937
Zwischen Dogma und Kalkül 313
Der Herder Verlag und die Schrifttumspolitik des NS-Staates
Verzeichnis der Erstveröffentlichung der Aufsätze 325
Bildnachweis 328