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Darcy Ribeiro (* 26. Oktober 1922 in Montes Claros, Minas Gerais; † 17. Februar 1997 in Brasília) war ein brasilianischer Ethnologe, Kulturtheoretiker, Politiker, Pädagoge und Schriftsteller. Darcy Ribeiro zählte zu den wichtigsten Denkern Lateinamerikas im 20. Jahrhundert. Als Romanautor hat er die kreative Kraft der Literatur genutzt, um seine Einsichten in die Probleme der brasilianischen Gesellschaft komplex zu fiktionalisieren. Als Ethnologe machte er sich durch sein theoretisches Werk über die brasilianischen Indígenas und seine Theorie der langfristigen historischen Entwicklung einen Namen. - In diesem Buch untersucht der Autor die Entstehungsgeschichte und die Entwicklungsperspektiven der amerikanischen Völker unter dem Aspekt seiner Zivilisationstheorie. Er weist nach, daß entwickelte und unterentwickelte Völker nicht verschiedene Stadien auf der Linie eines gleichsam naturhaften Entwicklungsprozesses darstellen, sondern Bestandteile eines umfassenden Herrschaftssystems sind, das zu seiner Aufrechterhaltung eben dieser Ungleichzeitigkeit bedarf. Es werden die sozialen, kulturellen und ökonomischen Faktoren, die bei der Herausbildung der nationalen Ethnien maßgeblich waren, im Rahmen eines zivilisationstheoretischen Modells interpretiert. Ausgangspunkt ist eine Typologie der amerikanischen Völker: Der Autor unterscheidet die aus den Azteken- und Inka-Kultur hervorgegangenen residualen Völker Mittelamerikas und der Anden; die aus verschiedenen Ethnien entstandenen neuen Völker Brasiliens, Columbiens, Chiles und der Antillen; schließlich verpflanzte Völker Nordamerikas und des La-Plata-Raums. Bei den folgenden Fallstudien konzentriert sich der Verfasser auf diejenigen Aspekte der soziokulturellen Realität, die den größten Erklärungsgehalt erwarten lassen.