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001; Sonette

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Gryphius, Andreas
Verfasser*innenangabe: Andreas Gryphius. Hrsg. von Marian Szyrocki
Jahr: 1963
Verlag: Tübingen, Niemeyer
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Andreas Gryphius' Sonett "Es ist alles eitel", eines der berühmtesten Gedichte der Barockzeit, ist unter diesem Titel in der Fassung der Ausgabe letzter Hand aus dem Jahre 1663 bekannt geworden. Der Urtext, den wir hier abdrucken, entstand fast drei Jahrzehnte früher, mitten im Wüten des Dreißigjährigen Krieges, als das Werk des kaum zwanzigjährigen Dichters.Dreimal nacheinander erklingt am Anfang der Vergänglichkeitsgedanke: lateinisch im Titel, im Untertitel deutsch - wörtlich nach der Bibel - und in der ersten Zeile des Sonetts als persönliche Erfahrung. Der Dichter, in dessen Heimat Krieg, Pest, Tod wüten, selbst Augenzeuge des Zerfalls, fühlt sich, nachdem er das Gesetz der Vergänglichkeit, das den Weltablauf bestimmt, erkannt hat, zur Wahrheitsverkündigung ermächtigt.Das Gedicht beginnt mit einer prophetischen Formel "Ich seh' wohin ich seh", in der das "Ich" sowohl durch die Anfangsstellung als auch durch seine Wiederholung besonders betont wird. In einer gehobenen offenbarenden Sprache wird die Abfolge von Konstruktivem und Destruktivem, von "Heute" auf "Morgen" als Gesetzmäßigkeit dargestellt. Die Zerstörung der Städte - wohl das Werk des Krieges - erwähnt Gryphius direkt mit keinem Wort. Sie wird zwischen "jtzt" und "in kurtzem" stattfinden; zurückbleiben wird nur eine Wüstenei. Die seherische Untergangsverkündigung setzt Gryphius im zweiten Quartett in antithetischen Halbversen fort und formuliert dann in der Mitte des Sonetts den Fan/to-Gedanken als allgemeingültigen Satz: nichts auf der Welt ist unvergänglich.Die Kette von antithetischen Wendungen, in der auch Glück und Ruhm als unbeständig erkannt werden, klingt ineiner Frage aus: wie soll, da alles vergeht, der Mensch bestehen? Sie bleibt, weil von vornherein nur eine negative Antwort gegeben werden kann, unbeantwortet. Nicht wie üblich nach dem achten, sondern erst jetzt, nach dem zehnten Vers, folgt der Sonetteinschnitt. Am Ende zieht Gryphius den Schluß aus dem Erfahrenen und Durchdachten: kein Mensch will, obwohl alles, was ihm wertvoll erscheint, nur Nichtigkeit ist, aus dieser Erkenntnis Folgerungen ziehen.Der Dichter spielt die Möglichkeiten der Antithetik aus, zwischen Vers und Vers, Halbvers und Halbvers, Wort und Wort, zwischen Satzperiode und Satzperiode, bis zur Gegenüberstellung von Anfangs- und Schlußzeile, in denen das Irdisch-Vergängliche und das Transzendental-Ewige angedeutet werden. Als Seher erhebt er die mahnende Stimme, leitet aus den angeführten Beispielen das allgemeingültige Gesetz ab. Die Bestandsaufnahme wird zur Klage und klingt mit einer Anklage aus, die auf die Ursache allen Unheils, auf das Verhalten des Menschen selbst,verweist. Die in dem Leid der Zeitverhältnisse fundierte Grunderfahrung des jungen Gryphius, der Fan.te-Gedanke, ist die Hauptidee seiner ersten, 1637 veröffentlichten Gedichtsammlung.Nach Jahren, während eines Auslandsaufenthaltes, arbeitete Gryphius die Sonette um, feilte auch später von Ausgabe zu Ausgabe weiter an ihnen. Seit der Zweitfassung trägt das Vanito'-Gedicht den Titel "Es ist alles eitel".Die Änderungen machen die Tendenz von Gryphius deutlich, aus der Distanz der Jahre von der persönlicheren zeitbedingten Aussage abzurücken zugunsten einer objektiven rhetorischen Sprache. Die Germanisten schwören auf die "korrektere" Ausgabe letzter Hand; von mir befragte Dichter ziehen den Urtext vor, so auch Günter Grass, der in einem neuen Roman die Erstfassung der Jugendsonette von Andreas Gryphius zitieren will.Rezension: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.05.1976, S. BuZ4.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Gryphius, Andreas
Verfasser*innenangabe: Andreas Gryphius. Hrsg. von Marian Szyrocki
Jahr: 1963
Verlag: Tübingen, Niemeyer
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Systematik: Suche nach dieser Systematik DD.G
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Beschreibung: XXII, 273 S. : Ill.
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Szyrocki, Marian
Fußnote: In Fraktur.
Mediengruppe: Buch