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Kassner, Rudolf
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Verfasser*innenangabe:
Rudolf Kassner
Jahr:
1946
Verlag:
Erlenbach-Zürich, Rentsch
Mediengruppe:
Buch
Zweigstelle | Standorte | Status | Frist | Vorbestellungen |
Zweigstelle:
07., Urban-Loritz-Pl. 2a
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Standorte:
PI.T
Kas / College 3x - Magazin: bitte wenden Sie sich an die Infotheke / Wird auf Anfrage bereitgestellt
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Status:
Nicht entleihbar
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Frist:
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Vorbestellungen:
0
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Rudolf Kassner (* 11. September 1873 in Groß-Pawlowitz, Mähren; † 1. April 1959 in Sierre, Kanton Wallis) war ein österreichischer Schriftsteller, Essayist, Übersetzer und Kulturphilosoph. Rudolf Kassners Werk ist äußerst eigenwillig und zeugt zugleich von immenser Belesenheit. Kassner selbst wollte es in drei Perioden eingeteilt wissen: 1900–1908 der Ästhetizismus; 1908–1938 die Physiognomik und ab 1938 autobiografische Schriften, religiös-mystische Essays und „meta-politische“ Deutungen des Weltgeschehens. In Kassners Werk zeigt sich eine deutliche Abneigung gegen strenge Systementwürfe. Er bevorzugte formlosere Schreibweisen wie Essay, Aphorismus, Prosaskizzen, Gleichnis und Allegorie. Dennoch bewegt sich sein Denken in bestimmten kohärenten Bahnen und kehrt immer wieder zu denselben Motiven zurück. Kassner trat als ausgeprägter Antirationalist auf. Seine Schriften übernehmen Motive und Begriffe der mittelalterlichen Mystik, der Hermetik und der indischen Philosophie. Die wichtigste Fähigkeit des Verstandes war für ihn nicht die Ratio, sondern die Einbildungskraft, die für ihn „lebendige Anschauung“ bedeutete. Der analytisch-rationalen Zergliederung der Welt glaubte er, mit „Ganzheit“ der Anschauung beikommen zu können. Der originellste Teil seines Werkes sind wohl die ab 1908 entstandenen Schriften zur Physiognomik. Kassners Physiognomik ist keine systematische Anleitung, aus den Gesichtszügen den Charakter zu lesen; es handelt sich vielmehr im Kern um eine konservative Kulturphilosophie. Die Moderne begriff Kassner als Krise der Kultur, die im Gesicht des Menschen Spuren der Entfremdung und Entwurzelung hinterlässt. In der geistigen Landschaft der 1920er Jahre steht Kassners Weltanschauung daher der Konservativen Revolution nahe. Zu den wichtigen geistigen Bewegungen seiner Zeit bezieht Kassner in seinem Werk Stellung: Er gibt sich als ausgesprochener Gegner der Psychoanalyse, die für ihn ein weiteres Symptom der Kulturkrise ist. Sie versuche, in jedem Menschen die extremsten Gelüste – Vatermord, Inzest – aufzudecken und banalisiere so das „Große“. Die Rede von „Intimität“ und „Demaskierung“ war Kassner zuwider. Auf der anderen Seite war Albert Einsteins Relativitätstheorie für ihn die wichtigste Bestätigung seiner philosophischen Erkenntnisse. In Zahl und Gesicht versuchte Kassner sogar eine kulturphilosophische Umdeutung der einsteinschen Theorie in sein eigenes Verständnis von „Raumwelt“ und „Zeitwelt“. Zwar spielt Kassner in seinen Schriften immer wieder auf aktuelle Ereignisse an und analysiert die aktuelle Gesellschaft, doch geschieht dies in seinem späteren Werk zunehmend in einer Art Privatmythologie, die vieldeutige, „rätselhafte“, oft aber nur unklar definierte Begriffe gebraucht und sich – trotz eindeutiger Zeitkritik – oft nicht auf eine politische Haltung festlegen lässt. Kassner gab sich selbst politisch schon früh als Europäer, der die Völker Europas zu charakterisieren versuchte, ohne dabei sein eigenes zu favorisieren. Oft gilt gerade den Deutschen (zu denen er sich selbst wegen seiner Abstammung zählte) die schärfste Kritik. Trotz seiner jugendlichen Begeisterung für Treitschke und Chamberlain äußerte er sich selbst nicht offen antisemitisch. In seinen Schriften lassen sich dennoch verborgene Abwertungen und Stereotype des Judenbildes nachweisen (vgl. Schmölders in Neumann/Ott 1999). In seinem Spätwerk erfüllt sich die Tendenz zum mystisch-religiösen Synkretismus; Kassner inszeniert sich als „Zauberer“, der eine magisch-unzugängliche Sprache pflegt, in der er dunkel über die „Mysterien“ und „Geheimnisse“ der Welt spricht, ohne diese aufdecken zu wollen; er spielt mit Motiven des Buddhismus und der indischen Religionen, die er mit christlichen Vorstellungen mischt. Die frühe Verehrung für Friedrich Nietzsche war Kassner später unangenehm, bereits im Dilettantismus von 1910 wirft er ihm vor, er habe dazu beigetragen, dass nunmehr „jeder Künstler sein wolle“. Zu Kassners großen Einflüssen gehört Søren Kierkegaard, auf dessen christliche Anthropologie er sich immer wieder beruft. Weitere offen genannte Vorbilder sind Blaise Pascal und Platon. Am nächsten stehen Kassner geistig von seinen Zeitgenossen wohl Hofmannsthal und Rilke, Karl Wolfskehl und Max Picard, Letzterer ebenfalls Verfasser physiognomischer Schriften. Es gibt aber auch eindeutige weltanschauliche Parallelen zu Oswald Spengler. Sein Frühwerk wurde gewürdigt von Georg Lukács, Georg Simmel und Walter Benjamin, der ihn allerdings auch scharf kritisiert. Von den Zeitgenossen wurde er teils gelobt – Rudolf Borchardt nannte ihn 1908 den „einzigen echten Mystiker von Rasse“; Friedrich Gundolf attestierte ihm 1911 „Reinheit und Höhe der Gesinnung“; Dolf Sternberger, Fritz Usinger, Hans Paeschke gehörten zu seinen Verehrern. Vielfach stieß er aber auch auf Kritik und Unverständnis, etwa bei Rudolf Alexander Schröder. Thomas Mann bezeichnete sein Buch Zahl und Gesicht als „spitzfindig und preziös“; Friedrich Dürrenmatt berichtete, eine persönliche Begegnung mit Kassner habe diesen für ihn vollkommen „entzaubert“.
Verfasser*innenangabe:
Rudolf Kassner
Jahr:
1946
Verlag:
Erlenbach-Zürich, Rentsch
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Beschreibung:
274 S.
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Mediengruppe:
Buch