Fast alle Theorien darüber, wie der Mensch zu einer so einzigartigen Spezies geworden ist, konzentrieren sich auf die Evolution. Michael Tomasello legt mit seinem faszinierenden Buch eine komplementäre Theorie vor, die sich auf die kindliche Entwicklung konzentriert. Aufbauend auf den bahnbrechenden Ideen von Lev Vygotskij, erklärt sein empiriegesättigtes Modell, wie sich das, was uns menschlich macht, in den ersten Lebensjahren herausbildet.
Tomasello bietet drei Jahrzehnte experimenteller Arbeit mit Schimpansen, Bonobos und Menschenkindern auf, um einen neuen theoretischen Rahmen für das psychologische Wachstum zwischen Geburt und siebtem Lebensjahr vorzuschlagen. Er identifiziert acht Merkmale, die den Menschen von seinen engsten Verwandten unterscheiden: soziale Kognition, Kommunikation, kulturelles Lernen, kooperatives Denken, Zusammenarbeit, Prosozialität, soziale Normen und moralische Identität. Auch Menschenaffen besitzen diesbezüglich rudimentäre Fähigkeiten. Aber erst die Anlage des Menschen zu geteilter Intentionalität verwandelt diese Fähigkeiten in die einzigartige menschliche Kognition und Sozialität. Mit seiner radikalen Neubewertung der Ontogenese zeigt Tomasello, wie die Biologie die Bedingungen schafft, unter denen die Kultur ihre Arbeit verrichtet.
Inhalt
Vorwort................................................................................... 9
I Hintergrund........................................................................... 11
1 Auf der Suche nach der Einzigartigkeit des
Menschen ........................................................................ 13
2 Evolutionäre Grundlagen ............................................. 23
Die Evolution des Menschen........................................ 24
Die Ontogenese des Menschen..................................... 40
Erklärungen in der Entwicklungspsychologie ........... 54
II Die Ontogenese der einzigartig menschlichen Kognition 69
3 Soziale Kognition ........................................................... 71
Im Ausgang von Menschenaffen: Sich vorstellen,
was andere wahrnehmen................................................ 73
Gemeinsame Aufmerksamkeit ..................................... 83
Die Koordination von Perspektiven............................. 98
»Objektiv« werden.............................................................123
4 Kommunikation............................................................... 137
Im Ausgang von Menschenaffen: Intentionale
Kommunikation............................................................... 140
Kooperative Kommunikation..........................................146
Kommunikation anhand von Konventionen............. 167
Symbolisch werden ..........................................................186
5 Kulturelles Lernen.............................................................196
Im Ausgang von Menschenaffen: Soziales Lernen ... 198
Imitation und Konformität ............................................ 205
Lernen durch Anweisung ...............................................214
Sachkundig werden ..........................................................225
6 Kooperatives Denken.......................................................233
Im Ausgang von Menschenaffen: Individuelles
Denken...............................................................................235
Gemeinsames Denken .................................................... 240
Koordinierte Entscheidungsprozesse ............................ 251
Vernünftig werden.............................................................264
III Die Ontogenese der einzigartig menschlichen Sozialität . 273
7 Zusammenarbeit............................................................... 275
Im Ausgang von Menschenaffen: Parallel zu anderen
handeln............................................................................... 278
Zusammenarbeit auf zweiEbenen................................... 281
Gemeinsame Verpflichtungen ....................................... 294
Zweitpersonal werden....................................................... 304
8 Prosozialität....................................................................... 315
Im Ausgang von Menschenaffen: Elementares
Mitgefühl ..........................................................................317
Smithsches Helfen und Teilen ....................................... 323
Fairness............................................................................... 333
Kooperativ werden ..........................................................346
9 Soziale Normen..................................................................356
Im Ausgang von Menschenaffen: Leben in Gruppen .359
Soziale Normen..................................................................363
Gerechtigkeit .................................................................... 375
Einen Gruppengeist entwickeln .................................... 385
10 Moralische Identität..........................................................392
Im Ausgang von Menschenaffen: Soziale Bewertung . 394
Selbstpräsentation und Befangenheitsgefühle ............ 396
Moralische Rechtfertigung und Identität .................... 405
Verantwortlich werden .................................................... 415
IV Schluss .................................................................................... 421
11 Eine neovygotskijsche Theorie.......................................423
Globale Theorien der menschlichen Ontogenese .......... 424
Die Theorie der geteilten Intentionalität.......................433
Probleme und Aussichten ...............................................474
12 Die Macht gemeinsamen Handelns...............................483
Literatur ..................................................................................489
Register.....................................................................................533