Therapeut*innen ist es nicht möglich, nicht zu intervenieren. Die bloße leibliche Anwesenheit in ihrem Bezug auf die Patient*innen und den Hilfeauftrag ist therapeutisch unhintergehbar. Jede körperliche Bewegung, jedes Räuspern, jedes Schweigen stehen im Kontext des therapeutischen Kontakts. Die Kunst der Intervention besteht also darin, jede Regung, Handlung und Verhaltensweise so zu nutzen, dass bewusste Impulse gesetzt werden können, die den Patient*innen weiterhelfen. Gleichwohl können Interventionen ins Leere laufen oder verpuffen, wenn sie zu einer ungünstigen Zeit kommen, verfrüht sind oder aus anderen Gründen als unangemessen oder zumindest zunächst wirkungslos erscheinen. Die 22 erfahrenen Therapeut*innen geben Auskünfte über ihre Arbeit und zeigen: Auch sie entkommen ihrem eigenen Setting nicht.
Das Buch enthält Interviews mit Hartmut Berger, Brigitte Boothe, Silke B. Gahleitner, Mathias Hirsch, Gitta Jacob, Matthias Klosinski, Andreas Knuf, Hans-Ludwig Kröber, Claas-Hinrich Lammers, Georg Milzner, Klaus Obert, Ewald Rahn, Brigitte Schigl, Friederike Schmidt-Hoffmann, Ulrich Schultz-Venrath, Günther Schwarz, Timo Storck, Bernhard Strauß, Tobias Teismann, Roland Voigtel, Stefan Weinmann und Wolfgang Wöller
Inhalt
Wahrnehmen, verstehen, intervenieren 9
Interventionen
Brigitte Schigl:
»Ein kreativer, fast künstlerischer Prozess« 13
Sprechen, kommunizieren, in Kontakt kommen
Biografisches Erzählen
Brigitte Boothe:
»Im persönlichen Erzählen
steckt immer ein Wunschdenken« 21
Ausdruck von Gefühlen
Andreas Knuf:
»Wer tief in einer Gefühlsregung steckt, der schweigt« 27
Eingeschränkte Kommunikation
Günther Schwarz:
»Gute Gespräche sind für Demenzkranke immer hilfreich« 33
Therapiefallen
Gitta Jacob:
»Gute Therapiebeziehung und Konfrontationen
schließen sich nicht aus« 39
Psychotische Erfahrungen
Friederike Schmidt-Hoffmann:
»Hilfeangebote schreiben
oft negativ erlebte Erfahrungen fort« 45
Migrationserfahrungen von Kindern und Jugendlichen
Matthias Klosinski:
»Wir müssen unsere Selbstreflexion mitdenken« 51
Therapeutisch(e) Räume öffnen
Soziale Kontexte
Silke B. Gahleitner:
»Wir sollten mehr über soziale Beziehungen sprechen« 59
Therapeutische Settings
Stefan Weinmann:
»Psychotherapeuten müssen raus
aus ihren Therapiezimmern« 65
Ortswechsel
Klaus Obert:
»Hausbesuche tragen zum Entstehen von Vertrauen bei« 71
Süchtige Menschen
Roland Voigtel:
»All das sind Momente von Beziehung« 77
Narzisstische Menschen
Claas-Hinrich Lammers:
»Neugierig auf narzisstische Patientinnen und Patienten« 83
Mentalisieren des Anderen
Ulrich Schultz-Venrath:
»Affektfokussierte Fragen stellen,
statt besserwisserische Antworten zu geben« 89
Leiblichkeit
Timo Storck:
»Der Köper ist eben nicht allein unser ›Werkzeug‹« 95
Dissoziationen
Wolfgang Wöller:
»Bei schweren dissoziativen Störungen
finden wir sogar ein gespaltenes Persönlichkeitssystem« 101
Borderline
Ewald Rahn:
»Vieles in der Borderlineerkrankung
basiert auf Resignation« 107
Suizidalität
Tobias Teismann:
»Präventiv sein, ohne hellsehen zu können« 113
Schuld und Schuldgefühle
Mathias Hirsch:
»Der ursprüngliche Täter hat häufig zahlreiche Nachfolger« 119
Mörder
Hans-Ludwig Kröber:
»Mehr Gewalterfahrungen
als die durchschnittlichen Inhaftierten« 125
Folter- und Isolationserfahrung
Hartmut Berger:
»Was immer noch bleibt, ist Containment« 131
Glauben an Gott
Georg Milzner:
»Ein Gefühl dafür,
dass es noch etwas Anderes in der Welt gibt« 137
Zum Schluss
Methodenvielfalt
Bernhard Strauß:
»Das Mehrperspektivische wird sich durchsetzen« 145
Veröffentlichungshinweise 151