Der Behinderungsbegriff spiegelt die menschliche Vielfalt nicht adäquat wider, sondern transportiert das Bild einer scheinbar homogenen Menschengruppe, die symbolisch auf das Piktogramm des Rollstuhlfahrers reduziert wird.
Christoph Egen geht den Fragen nach, was »Behinderung« überhaupt ist und wie sich der gesellschaftliche Blick auf Menschen mit Funktionseinschränkungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart gewandelt hat. Dabei greift er auf die Prozesssoziologie von Norbert Elias zurück, um die Abwertungs- und Ausgrenzungsprozesse von Menschen zu untersuchen - und liefert so einen wertvollen Beitrag zur interdisziplinären Fachdiskussion.
Inhalt
Danksagung....................................................................................................... 9
Vorwort........................................................................................................... 13
Einleitung und Gliederung....................................................................................17
1. Modelle von Behinderung............................................................................ 23
1.1 Medizinisches Modell von Behinderung............................................................. 23
1.2 Soziales Modell von Behinderung..................................................................... 26
1.3 Kulturelles Modell von Behinderung.................................................................. 32
1.4 WHO-Modell von Behinderung (ICF-Modell)......................................................... 35
2. Der deutsche Behinderungsbegriff................................................................ 43
2.1 Juristische Definition und Etymologie.............................................................. 43
2.2 Entwicklung des Begriffs der körperlichen Behinderung.......................................45
2.3 Entwicklung des Begriffs der geistigen Behinderung........................................... 49
2.4 Weitere Begriffsentwicklung in der Nachkriegszeit............................................. 52
2.5 Gesellschaftliche Implikationen der Begriffsentwicklung...................................... 53
2.6 Zur Vielschichtigkeit des deutschen Behinderungsbegriffs
und Festlegung des Behinderungsverständnisses dieser Arbeit.............................. 54
3. Konzeptualisierung und methodische Vorgehensweise..................................... 59
3.1 Gegenstand der Untersuchung........................................................................ 59
3.2 Definition von Behinderungsprozessen............................................................. 60
3.3 Konzeptualisierung von Behinderungsprozessen................................................ 62
3.4 Fragestellungen.......................................................................................... 68
3.5 Theoretisches Konzept................................................................................. 69
4. Menschen mit Funktionseinschränkungen
im Mittelalter bis zum 17. Jahrhundert........................................................... 77
4.1 Mittelalterliche Gesellschaftsstruktur und Mentalitäten..........................................77
4.2 Wahrnehmung von Devianz und körperlicher Differenz......................................... 80
4.3 Religiöse und medizinische Vorstellungen bezüglich Krankheit
und Funktionseinschränkung.......................................................................... 85
4.4 Institutionalisierte Reaktionen auf kranke und funktionseingeschränkte Menschen.... 93
4.5 Zusammenfassung und weiterführendeReflexionen............................................. 103
5. Menschen mit Funktionseinschränkungen in der Moderne
(18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts)............................................................. 109
5.1 Entwicklung moderner Gesellschaftsstrukturenund Mentalitäten............................ 109
5.2 Wahrnehmung von Devianz und körperlicher Differenz.........................................117
5.3 Naturwissenschaftliche Vorstellungen bezüglich Krankheit
und Funktionseinschränkung......................................................................... 128
5.4 Institutionalisierte Reaktionen auf kranke und funktionseingeschränkte Menschen....146
5.5 Zusammenfassung und weiterführende Reflexionen............................................ 154
6. Gesellschaftliche Konstruktion von Normalität und Abweichung........................ 165
7. Menschen mit Funktionseinschränkungen in der Postmoderne
(Nachkriegszeit bis Gegenwart)..................................................................... 171
7.1 Postbürgerliche Gesellschaftsstrukturen und Mentalitäten.................................... 171
7.2 Wahrnehmung von Devianz und körperlicher Differenz........................................ 177
7.3 Bewertung von Menschen mit Funktionseinschränkungen
als Rechtssubjekte ..................................................................................... 185
7.4 Institutionalisierte Reaktionen auf (potenziell) kranke
und funktionseingeschränkte Menschen........................................................... 191
7.5 Zusammenfassung und weiterführende Reflexionen........................................... 202
8. Prozesssoziologische Schlussfolgerungen
und persönliche Reflexionen....................................................................... 209
8.1 Bestimmung der Richtung von Behinderungsprozessen....................................... 210
8.2 Exkurs: »Apokryphen« des wissenschaftlichen Methodenkanons
und Reflexion des eigenen Involvierungsgrads.................................................. 223
8.3 Die Modelle von Behinderung und der Behinderungsbegriff
in der Retrospektive................................................................................... 232
8.4 Ein prospektiver Blick..................................................................................235
Literatur- und Quellenverzeichnis....................................................................... 239
Anhang........................................................................................................... 267