Verlagstext:
In den entwickelten Gesellschaften haben sich die durchschnittlichen Realeinkommen in den vergangenen 50 Jahren vervierfacht oder sogar verfünffacht. Die heutigen Waren und Dienstleistungen gleichen kaum mehr denen, die vor 50 oder 100 Jahren existierten. Nicht nur der Umfang, sondern auch das »Wo und Wie« des Konsumierens und Produzierens haben sich radikal verändert. Dennoch stammen viele unserer wichtigsten Vorstellungen von den Eigenschaften des Marktes und unserem angeblich typischen Marktverhalten aus einer Welt, die keinen verbreiteten Wohlstand und kein allgemeines Bildungswesen, sondern nur ausgesprochene Armut, umfassende Machtlosigkeit, verbreiteten Hunger und Analphabetismus kannte. Diesen Widerspruch versucht die vorliegende Studie zu analysieren.
Stimmen zum Buch:
»Wie man es sonst nur von Außenseitern wie dem indischen Nobelpreisträger Amartya Sen kennt, stellt Stehr mit seinem empirisch gestützten Befund das zentrale Dogma der herrschenden Volkswirtschaftslehre infrage, die für das Marktgeschehen ausschließlich ökonomische Determinanten gelten lässt. Auch Märkte seien stets in ein gesellschaftliches und kulturelles Milieu eingebettet und mithin Orte sozialen Handelns. Nico Stehr legt damit aber zugleich »eine Gesellschaftstheorie« vor. Für ihn sind Wirtschaft, Kultur und Moral (in der Tradition des Soziologen Emile Durkheim) reziproke Prozesse des einen Tatbestands Gesellschaft. Damit setzt er sich nach eigenen Worten prinzipiell ab von »dominanten Gesellschaftstheorien« wie der Systemtheorie mit ihrer Unterstellung autonomer Teilsysteme, dem Neomarxismus mit seinem ökönomischen Determinismus und zuletzt dem Werteverfallslamento der konservativen Kulturkritik.«Quelle: Frankfurter Rundschau
/ AUS DEM INHALT: / / / Einleitung 25
Weltanschauungen, Wirtschaften und gesellschaftlicher
Fortschritt 25
Die Herrschaft des Wirtschaftsmenschen 32
Vom Ende des Wirtschaftsmenschen 36
Teil 1Die Moralisierung ökonomischen Verhaltens 41
Von der Dynamik moderner Gesellschaften 45
Die Tugenden des Marktverhaltens 63
Der Begriff der Moralisierung der Märkte 66
Teil 2Die Genealogie des Marktes: Warum gibt es Märkte? 76
Die sozialen Ursprünge des Marktes 77
Die Freiheit als Tochter des Marktes 81
Der Verlust der Freiheit durch die Freiheit 84
Homo rationalis 87
Teil 3Die Konkurrenz von Theorien des Marktes 91
Die klassische Konzeption des Marktes 91
The Great Transformation 94
Die neoklassische Sicht des Marktverhaltens 99
Die Einheit des Marktes in seiner Verschiedenheit 109
Die evolutionäre Perspektive des Marktes 112
Die Ökonomie der Liebe und der Angst 115
Die Wirtschaft bewegt die Gesellschaft 119
Teil 4Der Markt als Gemeinschaftshandeln 125
Zur Kritik und zur praktischen Bedeutung eigensinniger
Märkte 126
Soziologische Perspektiven 131
Widersprüche der kulturwissenschaftlichen Marktkritik 134
Fünf Eigenschaften des gemeinschaftlichen Marktverhaltens 138
Zur Erläuterung der fünf Stipulationen 142
Teil 5Die Fundamente der Moralisierung der Märkte 155
Märkte, Biotechnologie und Umwelt 157
Biotechnologisch veränderte Produkte 161
Umwelt und Märkte 164
Moderne und Moralisierung 165
Die kapitalistische Zivilisation 169
Die Logik der Moderne 173
Die wissensbasierte Ökonomie 176
Teil 6Vom Beginn der Wohlstandsgesellschaften 180
Vielen geht es gut 186
Die Armut des Wohlstands 193
Die Entdeckung der Massengesellschaft 205
Die neuen Gefahren des Wohlstands 219
Massenkonsum 225
Der Konsument als Gesellschaftswesen 229
Teil 7Wissen und Wirtschaften 236
Humankapital 238
Kulturkapital 240
Wissen als Handlungsfähigkeit 248
Teil 8Biotechnologie, Umwelt und der Markt 254
Die Gemeinsamkeiten von Biotechnologie und Umwelt 254
Der Markt für biotechnologische Prozesse und Produkte 259
Die empirischen Erkenntnisse 265
Marktverhalten und Umwelt 270
Die empirischen Erkenntnisse 274
Teil 9Die Ausweitung der moralischen Basis ökonomischen
Handelns 284
Wirtschaftswachstum und die Moralisierung der Märkte 285
Die Globalisierung der Welt 288
Die Märkte im Zeitalter der ökologischen und globalen
Modernisierung 296
Schlussfolgerungen und Ausblick 302