Viele Ärzte und Psychologen haben Essstörungen bisher zumeist als eine Folge von Beziehungsstörungen oder schweren, psychisch belastenden Ereignissen in der Kindheit angesehen. Inzwischen zeigt die Forschung jedoch, dass diese Sichtweise überholt ist. Tatsächlich sind Essstörungen mit Krankheitswert - die zumeist auf einer genetisch bedingten und somit vererbten Persönlichkeitsvariante beruhen - in aller Regel frustbedingte, automatisch ablaufende Fehlreaktionen, die dem Abreagieren unerträglicher Wahrnehmungs- und Gefühlszustände dienen und die sich über Jahre hinweg zu einem zwanghaften Suchtverhalten entwickeln. Die Autorin erläutert die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen mit Magersucht, Bulimie und Adipositas fachlich versiert und anschaulich. Dabei geht sie auch dem Zusammenhang von AD(H)S und Essstörungen nach.
AUS DEM INHALT
Vorwort 11
1 Essstörungen - eine Einführung 13
1.1 Ein Konflikt zwischen Wollen und Können 13
1.2 Ein gesellschaftliches und persönliches Problem 14
1.3 Essstörungen und Persönlichkeit 16
1.4 Ein neuer biologisch fundierter Ansatz 18
1.5 Warum psychische Störungen in der Kindheit zunehmen 19
1.5.1 Die zunehmende Reizüberflutung im Alltag unserer Kinder
und Jugendlichen 20
1.5.2 Der Mangel an sozialer Intelligenz und Kompetenz 20
1.5.3 Der Verlust stabiler sozialer Strukturen 21
1.5.4 Die Anziehungskraft vermeintlicher Vorbilder 21
1.5.5 Die Mängel unseres Schulsystems 21
1.6 Die Bedeutung der Forschung 23
2 Die Bedeutung von Veranlagung, Erziehung und sozialem Umfeld für das Essverhalten 25
2.1 Der "schlechte Esser" - eine frühkindliche Entwicklung 25
2.1.1 Im Säuglingsalter 25
2.1.2 Im Kleinkindalter - wenn der Esstisch zum Stresstisch wird 26
2.2 Wahrnehmung und Entwicklung von Essstörungen 27
2.2.1 Die Veranlagung, der genetische Code entscheidet 27
2.2.2 Veranlagung und Entwicklung als Einheit verursachen
Essstörungen 29
2.2.3 Die Bedeutung der Geschlechtszugehörigkeit 32
2.3 Verhaltensänderung ist möglich 34
2.4 Negativer emotionaler Dauerstress als eine Ursache für
Essstörungen im Erwachsenenalter 35
2.5 Negativer Dauerstress schon in der Kindheit? 39
3 Die Magersucht (Anorexia nervosa) 40
3.1 Folge einer über Jahre bestehenden Störung des biologischen,
psychischen und sozialen Gleichgewichts 40
3.1.1 Eine Magersüchtige berichtet 40
3.1.2 Die neurobiologische Ursache der Magersucht 43
3.2 Eine angstbesetzte Störung mit veränderter Wahrnehmung 47
3.3 Problemlösung durch zwanghaftes Verhalten 47
3.4 Wenn zwanghaftes Verhalten zur Sucht wird 49
3.5 Folge einer genetisch geprägten Persönlichkeitsstruktur
mit reaktiver Fehlentwicklung 50
3.6 Die Sucht - ein Mittel zur psychischen Stabilisierung 52
3.7 Aktuelle wissenschaftliche Diagnosekriterien der Magersucht 54
3.7.1 ICD-10-Kriterien 54
3.7.2 DSM-V-Kriterien 55
3.8 Beispiele aus der Praxis - wie sich die Schicksale von
Magersüchtigen gleichen 56
3.8.1 Mara, eine 23-jährige Frau, hochbegabt mit Rechenschwäche
in der Schulzeit 56
3.8.2 Svenja, eine 17-jährige Gymnasiastin, die sich nicht wiegen
lassen wollte 62
3.9 Ein Wechselspiel von Persönlichkeitsprofil und Belastung 64
3.10 Weitere Faktoren, die die Entwicklung einer Magersucht
begünstigen 66
3.10.1 Soziokulturelle Faktoren 66
3.10.2 Individuelle und personenzentrierte Faktoren 67
3.10.3 Krankheitsbedingte Besonderheiten 68
3.11 Viele Gemeinsamkeiten in den Krankengeschichten - das kann
kein Zufall sein! 71
3.11.1 Das Wesen von Magersüchtigen gleicht einer anspruchsvollen,
empfindlichen Blume 71
3.11.2 Selbstwertgefühl und soziale Kompetenz 73
3.11.3 Gemeinsamkeiten in den Biographien von Magersüchtigen
deuten auf eine gemeinsame Ursache 76
3.12 Gibt es eine gemeinsame genetisch bedingte Veranlagung? 80
3.13 Herkömmliche Erklärungsmuster zur Entstehung von Magersucht 81
3.13.1 Die Beziehungsstörung 81
3.13.2 Psychische Traumen in der Kindheit 82
3.13.3 Das "Steinzeit-Gen" und seine vermeintliche Rolle bei der
Entstehung von Essstörungen 83
3.13.4 Die Bedeutung der veränderten Informationsverarbeitung
für die Persönlichkeitsentwicklung 84
3.14 Magersüchtige haben viele Persönlichkeitsmerkmale gemeinsam 85
3.15 Der Body-Mass-Index (BMI) 88
3.16 Die Psychodynamik der Pubertätsmagersucht im Überblick 90
3.17 Magersucht kann tödlich sein - zwei Beispiele von tragischen
Krankheitsverläufen 91
3.18 Die Bedeutung der Frühdiagnostik und -behandlung 93
3.18.1 Beispiele aus der Praxis - wie Frühdiagnose und -behandlung
schwere und chronische Verläufe einer Magersucht verhindern können 93
3.18.2 Frühsymptome, die in ihrer Summe zur Magersucht führen
können 99
3.19 Das Dysmorphie-Syndrom (Hässlichkeitssyndrom) 101
3.20 Schwerpunkte der Frühbehandlung 102
3.20.1 Frühbehandlung der genetisch veränderten Informationsverarbeitung 102
3.20.2 Das therapeutische Gespräch und die persönlichkeitszentrierte
Behandlung 103
3.20.3 Die pubertätsbedingte Überforderung als Risikofaktor Nr1 103
3.20.4 Ziele der Frühbehandlung 105
3.21 Die häufigsten Begleit- und Folgeerkrankungen 106
3.21.1 Psychische Begleit- und Folgeerkrankungen 106
3.21.2 Durch Mangelernährung bedingte organische Erkrankungen 106
3.21.3 Ursachen der psychischen Begleit- und Folgeerkrankungen 107
3.22 Therapeutische Strategien bei der Behandlung einer
AD(H)S-bedingten Magersucht 108
3.22.1 Wissensvermittlung und gemeinsame Reflexion über mögliche
Ursachen der Magersucht 108
3.22.2 Verhaltenstherapie 108
3.22.3 Die medikamentöse Therapie 110
3.22.4 Management zur Reduzierung möglicher Nebenwirkungen
von Methylphenidat bei der Therapie des AD(H)S 113
3.22.5 Überprüfen der Therapiefortschritte 115
4 Die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) 116
4.1 Symptome 116
4.2 Aktuelle wissenschaftliche Diagnosekriterien 117
4.2.1 ICD-10-Kriterien 117
4.2.2 DSM-V-Kriterien 118
4.3 Psychodynamik der Entwicklung einer Bulimie auf Grundlage
einer angeborenen Impulssteuerungsschwäche 119
4.4 Frühsymptome 123
4.5 Beispiele aus der Praxis 123
4.6 Auswirkungen auf die Gesundheit 127
4.7 Bulimie und Magersucht - zwei Varianten einer Essstörung,
die sich im Krankheitsverlauf abwechseln können 127
4.8 Auch männliche Jugendliche können eine Bulimie, eine
Magersucht oder beides entwickeln 130
4.8.1 Allgemeine Ursachen 130
4.8.2 Gemeinsamkeiten männlicher Jugendlicher mit Essstörungen 131
4.8.3 Männliche Jugendliche und ihr Verhältnis zu ihren Eltern 131
4.8.4 Männliche Magersüchtige beschreiben ihre Familie 132
4.8.5 Das Verhalten von Eltern essgestörter Jugendlicher -
eine Zusammenfassung 133
4.8.6 Beispiele aus der Praxis - drei männliche Jugendliche mit einer rest-
riktiven Essstörung 136
4.9 Magersucht, Bulimie und Esssucht - Folgen einer anlagebedingten
stressassoziierten Störung 140
5 Essanfälle, Esssucht und Übergewicht (Adipositas) 143
5.1 Statistische Daten - die Studie des Robert Koch-Instituts
aus dem Jahre 2006 143
5.2 Stress und Hungergefühl 144
5.2.1 Stressabbau durch Essen 144
5.2.2 Neurobiologische Ursachen von Adipositas und Essanfällen 145
5.3 Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen und seine Folgen 147
5.4 Verschiedene Formen des Übergewichts bei Erwachsenen
und ihre Bedeutung 149
5.4.1 Warum die bauchbetonte Fettansammlung besonders
ungünstig ist 149
5.4.2 Stressbedingtes Übergewicht - Ursachen und Folgen 150
5.5 Das Metabolische Syndrom 151
5.6 Gewichthalten erfordert psychische Stärke 153
5.7 Frustessen und Bewegungsmangel führen zum Übergewicht 156
5.8 Negativer Stress und wie der menschliche Körper darauf reagiert 157
5.8.1 Gesundheitliche Folgen von Dauerstress 157
5.8.2 Stressüberempfindlichkeit und Essstörungen 158
6 Das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (AD[H]S) - eine häufige
Ursache vieler Essstörungen 162
6.1 AD(H)S - eine genetisch bedingte überschießende Stressreaktion162
6.2 Die Rolle der AD(H)S-Familie bei der Entwicklung von
Essstörungen 163
6.2.1 Die Mutter - psychisch labil und überbehütend 163
6.2.2 Der Vater - abwesend, frustriert, hilflos und missverstanden 163
6.2.3 Die Geschwister - "Action" oder Rückzug 164
6.2.4 Das soziale Umfeld 164
6.3 Die bio-psycho-soziale Grundlage für die Entwicklung einer
AD(H)S-bedingten Essstörung 165
6.3.1 AD(H)S als Wegbereiter für die Entwicklung von Essstörungen 165
6.3.2 Die Neurobiologie hilft uns, die Vielfalt der
AD(H)S-Symptomatik zu erklären 169
6.4 Essstörungen als Folge der Angst vor dem Erwachsenwerden? 171
6.5 Essstörungen als Folge einer traumatischen Belastung
in der Kindheit? 172
6.6 Die Suche nach einer gemeinsamen neurobiologischen Grundlage
von AD(H)S und Essstörungen 173
6.7 Kinder und Jugendliche mit AD(H)S und Essstörungen haben viele
gemeinsame positive Eigenschaften 174
6.8 AD(H)S - eine Reifungs- und Entwicklungsstörung mit unter-
schiedlicher Symptomatik 175
7 Neue Therapiestrategien sind gefragt 178
7.1 Verhaltenstherapie - der Kern der Behandlung einer
AD(H)S-bedingten Essstörung 180
7.2 Medikamentöse Therapie als ergänzende Behandlungsstrategie 182
7.3 Ursachen behandeln und nicht nur Symptome 184
7.4 Defizite abbauen - Alternativen schaffen 185
8 Der Weg zur Hilfe führt über die Selbsthilfe 187
8.1 Die Bedeutung der Selbsthilfegruppen 187
8.2 Warum sind Selbsthilfegruppen für Essgestörte besonders wichtig? 188
8.3 Grenzen der Selbsthilfe 189
9 Essstörungen vorbeugen und verhindern - Wege einer wirkungsvollen Prävention 191 / Kontaktstellen für Menschen mit Essstörungen 194
Befindlichkeits-Skala 197
ANIS-Skala (modifiziert) zur Diagnostik und Verlaufskontrolle einer Magersucht 200
20 Tipps und Ratschläge, um Ihr Übergewicht zu verringern 203
Literatur 203
Sachwortverzeichnis 213