(I-22/04-C3) (GM ZWs / PL)
Die Geschlechterforscherin macht auf Missstände in unserem System aufmerksam und zeigt, wie sich die dauerhafte Erwartungshaltung an Frauen sowohl auf die Psyche als auch auf den Körper von Frauen auswirken kann. --- Frauen haben heute angeblich so viele Entscheidungsmöglichkeiten wie nie zuvor. Und sind gleichzeitig so erschöpft wie nie zuvor. Denn nach wie vor wird von ihnen verlangt, permanent verfügbar zu sein. Die Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach schreibt über ein System, das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt - und darüber, wie Frauen sich dagegen auflehnen und alles verändern: ihr Leben und die Gesellschaft. In unserer Gesellschaft wird Weiblichkeit gleichgesetzt mit Fürsorglichkeit. Frauen sind, ob in der Familie, in Beziehungen oder im Beruf, zuständig für emotionale Zuwendung, für Harmonie, Trost und Beziehungsarbeit - für Tätigkeiten also, die unsichtbar sind und kaum Anerkennung oder Bezahlung erfahren. Sie "schulden" anderen - der Familie, den Männern, der Öffentlichkeit, dem Arbeitsplatz - ihre Aufmerksamkeit, ihre Liebe, ihre Zuwendung, ihre Attraktivität, ihre Zeit. Und kämpfen jeden Tag gegen emotionale und sexuelle Verfügbarkeitserwartungen. Es sind diese allgegenwärtigen Ansprüche, die Frauen in die Erschöpfung treiben. Denn - deklariert als "weibliche Natur" - ist die geleistete Sorgearbeit meist wenig anerkannt und bleibt unsichtbar. Sie gilt ökonomisch als irrelevant und ist gerade deshalb ausbeutbar. Das Buch zeigt, dass die Verfügbarkeitsansprüche für unterschiedliche Frauen Unterschiedliches bedeuten: Ob als Mütter oder als Mädchen, ob als schwarze oder weiße Frauen, als Migrantin, Trans- oder non binäre Person, als dicke oder lesbische Frau, ob im Dienstleistungssektor, in Pflegeberufen oder in der digitalen (Selbst)vermarktung, ob als Politikerin oder Künstlerin - die Verausgabung hat unterschiedliche Ausmaße und unterschiedliche Ursachen. Die Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach wendet sich gegen ein misogynes System, das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt. Und sie zeigt, welch vielfältigen Widerstand Frauen gegen die Ausbeutung ihrer Energie, ihrer Psyche und ihrer Körper leisten. Ein Widerstand, der zu einer treibenden Kraft für neue Arbeits- und Lebensweisen wird und die Welt verändert.
Inhalt
Vorbemerkungen 9
Einleitung 13
1 Sexuelle Verfügbarkeit 25
Kampf um den öffentlichen Raum • Die Objektivierung von Frauen of Color und racial battle fatigue • Wenn Frauen sich verstellen müssen •
Vergewaltigungsmythen: Der Reiz des Opfers ist schuld an der Gewalt
des Täters • Zweifel an der eigenen Wahrnehmung • Verlegenheitssex •
Einen Mann überzeugen, Frauen nicht zu belästigen • Der öffentliche
Raum: Ort der Erschöpfung und des Widerstands
2 Die Ursachen des schlechten Selbstvertrauens 65
Ein in mir steckendes Gefühl der Minderwertigkeit • Wie Frauen das
Menschsein abgesprochen wurde • Überlebensstrategien in einer Gesellschaft der Entwertung • Frauen beziehungsweise FINTA verändern die
Normen • Die Liebe der Männer zueinander und die Spaltung der Frauen untereinander • Frauenbeziehungen stärken - Subjekt werden
3 Warum Emanzipation so viel Kraft braucht 112
Wenn Frauen ihre Verfügbarkeit entziehen • Wo Frauenhass am weitesten verbreitet ist • Eine kurze Geschichte der Männlichkeit • Die Angst vor der Entkernung des Mannes
4 Körperscham 139
Fatshaming und Gewichtsstigmatisierung • Body Monitoring und die
lebenslange Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper • Rebellion und
Verweigerung: Wider die körperliche Verfügbarkeit • Körperfixierung und Suizidalität
5 Mutterschaft 166
Elternsein bedeutet radikale Pausenlosigkeit • Mütter werden gleichzeitig idealisiert und abgewertet • Die Kleinfamilie ist zu klein für das
»Projekt Kind« • Das Dogma des glücklichen Kindes • Scham und
Selbstzweifel • Lesbische Mutterschaft, lesbische Erschöpfung • Mutterschaft ist keine natürliche Berufung, und Schwangere sind nicht zwangsläufig Frauen
6 Emotionale Verausgabung im Beruf 210
Verausgabung und Geschlecht im Beruf • Die spezifische Erschöpfung
von migrantischen Careworkerinnen • Die Ökonomisierung von Emotionen • Mantra des positiven Denkens: Optimiere dich selbst • Wider die Doktrin der guten Laune
7 Mental Load in Beziehungen und Familie 239
Warum Männer sich im Haushalt nicht zuständig fühlen • Wie heterosexuelle Familien Arbeit (nicht) teilen • Für eine neue Zeitpolitik
Ausblick 269
Dank 277
Anmerkungen 281