Vor ca. 30 Jahren setzte eine Bühler-Renaissance ein, die vor allen Dingen von den verdienstvollen Übersetzern von Karl Bühlers Sprachtheorie, den Herausgebern diverser Sammelbände und den Autoren zahlreicher Zeitschriftenaufsätze eingeleitet und getragen wurde und wird. Karl Bühler hat seine Sprachtheorie auf einem soliden Fundament errichtet. Zu deren besserem Verständnis ist es äußerst nützlich und hilfreich, Bühler auf seinem Denkweg zu begleiten.
Allerdings gibt es bei Bühler noch eine zweite charakteristische Denkbewegung, die der ›Tieferlegung der Fundamente‹ dient. Die in Krise der Psychologie vorgestellte Axiomatik enthält die Umrisse einer kritischen Kommunikationswissenschaft.
Die Würzburger Schule der Denkpsychologie wurde meist in einem Atemzug als ›Külpe-Schule‹ bezeichnet, was den Sachverhalt jedoch nur unvollständig wiedergibt. Vor Külpe hatten bereits u.a. Franz Brentano und Anton Marty in Würzburg gewirkt und direkt oder über ihre herausragenden Schüler wie Carl Stumpf oder Christian von Ehrenfels einen entscheidenden Einfluss auf Bühler ausgeübt, was sich in einer Reihe ausschlaggebender Momente manifestiert. Zu einem vertieften Verständnis des komplexen Bühler'schen Ansatzes ist eine Tieferlegung der Fundamente unverzichtbar.
In Karl Bühler. Sprache und Denken versammelt der Herausgeber Achim Eschbach nun erstmals alle denkpsychologischen Frühschriften Bühlers, die einen bedeutenden Beitrag zur Würzburger Schule leisteten. Sie führten nicht nur zu der sogenannten ›Wundt-Kontroverse‹, die den jungen Privatdozenten quasi über Nacht berühmt machte, sondern bildeten ebenso die Grundlagen der kognitiven Wissenschaften und damit auch für Bühlers Meisterwerk Sprachtheorie. Die Kommunikationswissenschaft wäre ohne ihre denkpsychologischen Fundamente kaum vorstellbar.
"Die erstmalige Herausgabe der denkpsychologischen Frühschriften Karl Bühlers durch Achim Eschbach bieten Informationen über die Entwicklung wie Kontroversen im psychologisch-philosophischen Diskurs in den Jahren 1905 bis 1919 und verweisen gleichzeitig auf die denkpsychologischen Fundamente, auf denen die Kommunikationswissenschaft aufbaut. Dem Hinweis des Herausgebers lohnt in jedem Fall nachzugehen, dass die von Bühler genutzten und in sein Werk selbstverständlich eingebrachten Denkrichtungen sowohl der deutschen Denkschulen, wie auch die von europäischen und amerikanischen Wissenschaftlern formulierten Positionen als interdisziplinäre Anschlussmöglichkeiten für den denkpsychologischen Diskurs etwas energischer aufzugreifen und weiter zu entwickeln."
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/ AUS DEM INHALT: / / /
Über die Tieferlegung der Fundamente.
Einleitung des Herausgebers
VON ACHIM ESCHBACH
Studien über Henry Home
VON K. BÜHLER
Eine Analyse komplizierter Denkvorgänge
VON K. BÜHLER
Remarques sur les Probl&mes de la Psychologie de la Pensde
FAR M. KARL BÜHLER
Tatsachen und Probleme zu einer Psychologie
der Denkvorgänge
VON KARL BÜHLER
Nachtrag.
Antwort auf die von W. Wundt erhobenen Einwände gegen
die Methode der Selbstbeobachtung an experimentell
erzeugten Erlebnissen.
VON KARL BÜHLER
Kritische Nachlese zur Ausfragemethode
VON w. WUNDT
342
Zur Kritik der Denkexperimente 357
VON KARL BÜHLER
Eine Bemerkung zu der Diskussion über die Psychologie
des Denkens 369
VON KARL BÜHLER
Assoziationslehre und neuere Denkpsychologie 374
VON HANS HENNING
Replik 382
VON KARL BÜHLER
Quellenverzeichnis 384
Verfasser*innenangabe:
Karl Bühler. Hrsg. von Achim Eschbach
Jahr:
2015
Verlag:
Köln, Halem
Aufsätze:
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Systematik:
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PI.HLG
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ISBN:
978-3-86962-096-1
2. ISBN:
978-3-86962-153-1
Beschreibung:
385 S.
Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Literaturverz. S. 14 - 15
Mediengruppe:
Buch