(I-16/06-C3) (G ZWs / FP)Seit dem Erscheinen der ersten Auflage von "Sexualpädagogik der Vielfalt" sind rund drei Jahre vergangen. Der Anlass, eine sexualpädagogische Methodensammlung vor dem Hintergrund anhaltender Pluralisierungs- und Vervielfältigungsprozesse vorzulegen, besteht heute mehr denn je. Ebenso dauerhaft stellt sich die Herausforderung für die Sexualpädagogik, in Anbetracht dieser Pluralisierung und Diversifizierung von Liebes- und Lebensformen handlungsfähig zu werden und zu bleiben - insbesondere da sich mit den neuen vielfältigen Möglichkeiten auch neue Normierungen, Diskriminierungen und Marginalisierungen ergeben haben, die eine fachliche Positionierung der Sexualpädagogik erforderlich machen.
Gerne haben wir also das Anliegen des Juventa Verlages in Person von Herrn Frank Engelhardt aufgegriffen und die von uns zusammengetragene "Sexualpädagogik der Vielfalt" völlig überarbeitet und mit neuen Methoden und Varianten ergänzt.
Auch dieser 2. Auflage liegt diversitätssensibles Arbeiten zugrunde: Wir Autorinnen und Autoren haben wie viele andere Kolleg_innen in der vergangenen Zeit die Erfahrung gemacht, dass sowohl die Berücksichtigung als auch die Betonung und/oder explizite Thematisierung von Vielfalt in der sexualpädagogischen Praxis Gruppenprozesse erleichtern moder auch anstrengender werden lassen kann. Und in vielen Gesprächen und Auseinandersetzungen in der "sexualpädagogischen Community" selbst haben wir festgestellt, dass trotz der Zielsetzung "Denormierung" oder "Nicht-Normierung" eine normierende Haltung zu Vielfalt in Gruppen entstehen kann.
Zur Grundlage sexualpädagogischen Arbeitens und Handeln unter Diversityaspekten gehört mdeswegen die fortlaufende Reflexion, Sensibilität und Verstörung von Selbstverständlichkeiten. mEin stets hilfreiches Instrument in der sexualpädagogischen Arbeit zu und mit Vielfalt ist die Perspektive auf Intersektionalität: Menschen gehören nun mal nicht mnur in eine Schublade sondern gleichzeitig in mehrere. mAuch der Einsatz sexualpädagogischer Methoden unterliegt der Diversität, denn jedes Mal neu stellt sich die Frage, welche unterschiedlichen Wissensstände, Reflexionsfähigkeiten, Vorerfahrungen, Ideen und Lebensumstände der Teilnehmenden vorliegen. Berücksichtigt werden muss in diesem Zusammenhang auch die Frage der Veränderbarkeit von Rahmenbedingungen für die sexualpädagogische Arbeit. Vielfalt ist damit nicht nur explizites Thema der Sexualpädagogik sondern Vielfalt ist implizit bei der Durchführung aller Methoden zu berücksichtigen. Wir wünschen viel Spaß und Erkenntnis bei dieser Sexualpädagogik der Vielfalt!
Kassel, Hamburg, Darmstadt im April 2012
Elisabeth Tuider, Mario Müller, Stefan Timmermanns
AUS DEM INHALT
Teil I
Grundlagen der sexualpädagogischen Didaktik und Methodik
1. Sexualpädagogische Standortbestimmung 15
2. Sinnlichkeit und Ganzheitlichkeit 17
3. Vielfalt als Grundlage 18
4. Überlegungen zur Methodik 22
Methodeneinsatz & Kontext 22
Methodeneinsatz & Leitungspersönlichkeit 24
Zielbestimmung und Methodenauswahl 26
Besondere Arbeitsbedingungen 27
Der Zeitfaktor 27
Sexualpädagogische Projekte 27
Chancen der Teamarbeit 28
Gruppengröße 29
Medien 29
"Fallen" und Störungen 30
Literatur 32
Teil II
Sexualpädagogische Methoden
1. Vielfalt 37
Differenzen
So anders?! 41
Differenz-Detektive 43
Das Haus in der Müllerstraße 46
Zur Liebe gehört für mich 48
"3 - 2 - 1 - deins!" : 51
Macht
Die Blume der Macht : 54
Werte, Normen und Normierung
Licht- und Schattenseiten vielfaltiger Lebensweisen 57
Abigail und Gregor 59
Kein Orgas-muss 62
Etikettenschwindel 65
PorNo/PorYes. Oder: Was ist pervers? 68
Antidiskriminierung
Maja drückt der Schuh 71
Eindeutig mehrdeutig 73
Grenzen
Der neue Puff für alle 75
Selbst- und Fremdeinschätzung
Erster Eindruck 79
Sex-Mosaik 81
"So sehe ich dich .. 84
Sexting-Pics 87
2. Identitäten 89
Geschlechtlich-sexuelle Identität
Identitäts-Bingo 92
Zwischenräume 95
Warum werden Menschen heterosexuell? 99
Sex-Quiz 102
Der intersektionelle Junge 108
Anleitung zum richtigen Mann-sein 110
Behinderte Sexualität
Sex-Hindernisse 113
Sexualität, Ethnizität, Migration
Qigdem und Vera 115
"Hurra, es ist eine Lesbe!" 118
Sexuelle Praktiken
Voll Porno 122
Galaktischer Sex 126
3. Beziehungen 128
Sexualität & Sprache
PeniVagiTus 130
Sex-ABC 133
Flirten
"Hey, Baby!" 136
Flirten für Fortgeschrittene 138
Liebesbeziehungen
In Love 141
Ich bau' dir ein Schloss 143
Liebesbörse 145
Beziehungs-Ranking 147
Rückenwalzer 149
Das erste Mal
Das erste Mal... Ja welches denn? 151
Soll ich oder soll ich nicht? 153
Du bist mein Ein und Alles 155
Eifersucht
(K)eine Liebe ohne Eifersucht? 158
Trennung & Trauer
"... und dann brauch ich Schokolade" 161
Fifty ways to leave your lover 163
4. Körper 166
Körper, sexuelle Entwicklung, Pubertät
Paul und Paula 169
No body is perfect! 171
"Superwoman" 173
Sinnlichkeit
Ebenbild 176
Gänsehaut 178
Dufte! 180
Leckermäulchen 183
Die Welt ist Klang 186
Schönheit, body modification
Operation Schönheit 188
Ein Bild von einem Mann 190
Schwangerschaft
In, auf, unter anderen Umständen 193
Schwanger.de 195
Der Himmel ist nicht immer blau 198
5. Prävention 201
Verhütung
Pille goes Multimedia 204
Mein persönlicher Verhütungs-Check 206
HIV, STI
Virenalarm 210
Angesteckt 212
Die Wunderpille 215
T eenager-Schwangerschaften
Gut beraten 218
Schwanger - oh weh, oh ja! 220
Wenn ich einmal Mutter/Vater wäre 224
Sexualisierte Gewalt/Missbrauch
Nein-Spirale 226
Es ist Gewalt, wenn 228
Was kannst du tun? 231
Die Autorinnen und Autoren 233