Seit dem Altertum wird das Gehirn als Organ der Seele angesehen. Wo und wie aber das Psychische im Gehirn entsteht, wie sich dabei unsere Gefühlswelt, unsere Persönlichkeit und unser Ich formen, kann mit Hilfe der modernen Verfahren der Hirnforschung erst seit kurzem erforscht werden und wird in diesem Buch dargestellt.
Die jüngsten Fortschritte der Neurowissenschaften in Kombination mit modernen Forschungsmethoden machen es möglich, fundierte Antworten darauf zu geben,
- wo im Gehirn die Seele zu verorten ist
- wie der Aufbau der Persönlichkeit verläuft
- worauf psychische Erkrankungen beruhen
- warum die Wirksamkeit von Psychotherapien nicht gut belegt ist
- warum alte Muster immer wieder unser Verhalten bestimmen und so schwierig zu verändern sind
- warum Menschen mit antisozialen Persönlichkeitsstrukturen nur schwer behandelbar sind
- wie man im Rahmen der Psychotherapie oder mit Medikamenten auf die Psyche einwirken kann.
"Roth und Strüber definieren in ihrem - höchst faszinierenden - Werk die Seele als "die Gesamtheit der Vorgänge, die sich in unserem bewussten, vorbewusst intuitivem und unbewusstem Fühlen, Denken und Wollen ausdrücken." (370). Und kommen zur Schlussfolgerung, dass die in diesem Sinne definierte Seele "nach allen verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen untrennbar an Hirnfunktionen gebunden ist. Ihre Eigenschaften und Leistungen formen sich mit der Entwicklung des Gehirns, und mit dem Tod des Gehirns enden diese `Seelenvermögen`". (370)
Roth und Strüber ist ein spannendes, informatives und sehr lesenswertes Werk gelungen. Auch wenn religiöse Vorstellungen und Zugangsweisen zur Thematik von der Betrachtung und Auseinandersetzung ausgeschlossen wurden, werden Antworten auf zahlreiche neurobiologisch, aber auch philosophisch Fragestellungen angeboten. Dabei werden stets neben neurobiologischen Perspektiven auch Umweltdimensionen in die Betrachtungen einbezogen, so dass kein Reduktionismus entsteht.
Eine herausfordernde, spannende und inspirierende Lektüre!"
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/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1 Die Suche nach dem Sitz der Seele . . . . . . . . . . . . . . . . 25
1.1 Die antike und mittelalterliche Seelenlehre . . . . . . . . . . . 25
1.2 Die neuzeitliche Suche nach dem "Sitz der Seele" . . . . . . . . 32
1.3 Experimentelle Hirnforschung und Seele-Geist . . . . . . . . . 34
1.4 Wo stehen wir heute? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
2 Gehirn und limbisches System . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
2.1 Allgemeiner Aufbau des Gehirns . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Bau und Funktion der Nervenzellen . . . . . . . . . . . . . . . 47
Was die verschiedenen Teile des Gehirns tun . . . . . . . . . . 54
2.2 Bau und Funktion des limbischen Systems als Sitz
des Psychischen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Die untere limbische Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Die mittlere limbische Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Die obere limbische Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Die kognitiv-sprachliche Ebene- der Isocortex . . . . . . . . . 87
2.3 Was lernen wir daraus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
3 Die Sprache der Seele: Neuromodulatoren,
Neuropeptide und Neurohormone . . . . . . . . . . . . . . . . 95
3.1 Dopamin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96
3.2 Serotonin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
3.3 Noradrenalin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
3.4 Acetylcholin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
3.5 Endogene Opioide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116
3.6 Oxytocin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
3.7 Vasopressin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129
6 Inhaltsverzeichnis
3.8 Glucocorticoide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132
3.9 Zusammenfassung: Sechs psychoneuronale Grundsysteme . . 144
(1) Das Stressverarbeitungssystem. . . . . . . . . . . . . . . . 145
(2) Das interne Beruhigungssystem . . . . . . . . . . . . . . . 146
(3) Das interne Bewertungs- und Belohnungssystem. . . . . . 147
(4) Das Impulshemmungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . 148
(5) Das Bindungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
(6) Das System des Realitätssinns und der Risikobewertung . . 150
Psychoneuronale Systeme und das Vier-Ebenen-Modell . . . . 151
4 Die Entwicklung des Gehirns und der kindlichen Psyche . . . . . 153
4.1 Die Entwicklung des Gehirns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
Kritische Perioden der Hirnentwicklung . . . . . . . . . . . . 155
Die weitere Ausreifung des Gehirns . . . . . . . . . . . . . . . 157
4.2 Die Entwicklung der kindlichen Psyche . . . . . . . . . . . . . 159
Die Entwicklung des kindlichen Emotionsverständnisses und
einer "Theory of Mind" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
Die Entwicklung des autobiographischen Gedächtnisses . . . 162
Die Entwicklung von Emotionen und Emotionsregulation . . 165
Das Bindungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
Das kindliche Temperament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177
4.3 Was lernen wir daraus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
5 Persönlichkeit und ihre neurobiologischen Grundlagen . . . . . 184
5.1 Die gängigen psychologischen Bestimmungen
der Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184
5.2 Die neurobiologischen Grundlagen der Persönlichkeit . . . . . 188
Stressverarbeitung und Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . 190
Selbstberuhigung und Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . 191
Belohnung und Belohnungserwartung (Motivation) und
Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192
Bindungsverhalten und Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . 194
Impulskontrolle und Persönlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . 196
Realitätssinn und Risikowahrnehmung und Persönlichkeit . . 197
5.3 Was sagt uns das alles? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198
Inhaltsverzeichnis 7
6 Das Bewusstsein, das Vorbewusste und das Unbewusste . . . . 200
6.1 Die Erscheinungsformen des Unbewussten . . . . . . . . . . . 200
6.2 Die Erscheinungsformen des Bewusstseins und
des Vorbewussten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
Phänomenologie des Bewusstseins . . . . . . . . . . . . . . . 205
Welche Bewusstseinszustände gibt es? . . . . . . . . . . . . . 209
6.3 Die Funktionen des Bewusstseins . . . . . . . . . . . . . . . . 211
6.4 Die neurobiologischen Grundlagen des Bewusstseins . . . . . 216
Die Großhirnrinde - ein assoziatives und
selbstreferentielles Netzwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
Synchronisations- und Oszillationsphänomene im Cortex und
Bewusstseinsentstehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219
Neurobiologie des Vorbewussten . . . . . . . . . . . . . . . . 227
6.5 Wie verhalten sich nun Geist-Bewusstsein und
Gehirn zueinander? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
Geist und Bewusstsein als emergente physikalische
Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234
Realität und Wirklichkeit des Geistes . . . . . . . . . . . . . . 237
Mentale Felder- die Ordnungskraft des Bewusstseins . . . . . 239
6.6 Was sagt uns das alles? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242
7 Psychische Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen . . . . 245
7.1 Depressionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
7.2 Angststörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
7.3 Posttraumatische Belastungsstörung . . . . . . . . . . . . . . 269
7.4 Zwangsstörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
7.5 Borderline-Persönlichkeitsstörung . . . . . . . . . . . . . . . 277
7.6 Antisoziale Persönlichkeitsstörung und Psychopathie . . . . . 283
7.7 Psychische Erkrankungen und das Gehirn:
Was sagt uns das? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
8 Psychotherapien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
8.1 Psychoanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
Das Grundschema des Psychischen nach Freud. . . . . . . . . 303
Psychoanalytische Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307
8 Inhaltsverzeichnis
Moderne Ansätze der psychoanalytischen und
psychodynamischen Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
Die "Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik - OPD" 313
8.2 Verhaltenstherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315
Das behavioristische Konzept der Verhaltenstherapie . . . . . 319
Kognitive Verhaltenstherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
8.3 Ergebnisse der Psychotherapie-Wirksamkeitsforschung . . . . 325
Die "Common-Factor-Theorie" und
der sogenannte Placeboeffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330
8.4 Was sagt uns das alles? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332
9 Die Wirkungsweise von Psychotherapie aus Sicht
der Neurowissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
9.1 "Neuropsychotherapeutische" Korrelate und Messmethoden . 335
Welche Methoden besitzt die Neurobiologie,
um die Wirksamkeit von Psychotherapien zu überprüfen? . . . 336
9.2 Neurowissenschaftliche Beurteilung
der Therapiewirkungsforschung . . . . . . . . . . . . . . . . . 340
(1) Das VT-Paradigma der "Löschung"
unangepasster Verknüpfungen . . . . . . . . . . . . . . . . 340
(2) Das Paradigma der kognitiven Kontrolle und
kognitiven Umstrukturierung in der KVT . . . . . . . . . . 344
(3) Das Paradigma des Bewusstmachens unbewusster Inhalte
in der Psychoanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350
9.3 Neurobiologische Interpretation der "therapeutischen Allianz" 355
9.4 Was geschieht in der zweiten Therapiephase? . . . . . . . . . . 361
9.5 Was bedeuten diese Erkenntnisse
für eine "Neuropsychotherapie"? . . . . . . . . . . . . . . . . . 365
10 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 370
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 419