Kann Literatur das Grauen der nationalsozialistischen Massenvernichtung wiedergeben? Muß Literatur dabei traditionelle Schreibweisen verwerfen? Ist die Suche nach neuen Formen vereinbar mit den vorrangigen Zielen des Bezeugens und Erinnerns an die Juden?
Judith Klein legt eine Untersuchung über Literatur des Genozids vor, in der sie die Frage nach der Darstellbarkeit des Wahnsinns der Vernichtung stellt. In der Analyse von autobiographischen und fiktionalen Schriften französischer Autoren treten spezifische Darstellungsweisen zutage: metonymische Verkleinerung, allegorische Übertragung, Verfremdung im Traumbericht, Selbstbezüglichkeit, fragmentarische Formen, die den der Literatur eigenen Sinn unterlaufen. Auch Spuren von Tradition, insbesondere der jüdischen Klageliteratur, zeichnen sich ab. Zugleich entsteht eine Geschichte literaturtheoretischer Überlegungen seit 1945, in die ein Vergleich mit deutsch- und englischsprachigen Theorien einfließt. (Verlagstext)
AUS DEM INHALT:
INHALT
Einleitung
1. Teil: Voraussetzungen
1. Kapitel: Frankreich und Westdeutschland 1945: "...und alles begann wieder."
2. Kapitel: Literaturtheoretische und literaturgeschichtliche Voraussetzungen
I. Literatur und instrumentelle Rede
II. Geschichte und Literatur
III. Literarische Gestaltung von Realität
2. Teil: Literatur und Genozid in der theoretischen Reflexion
1. Kapitel: Zur theoretischen Reflexion in deutsch- und englischsprachigen Publikationen
2. Kapitel: Zur theoretischen Reflexion in französischsprachigen Publikationen
3. Teil: Die Texte
1. Kapitel: Kunstgriffe der Verkleinerung: "L`espace humaine" von Robert Antelme (1947/1978)
I. Sprachdelirien
II. "Kunstgriffe": Verkleinerung, Umkehrung, Wiederholung
III. Entindividualisierung
IV. Überleben und Tod
V. Die Einheit des Menschengeschlechts
VI. Vergleiche
2. Kapitel: Immer wiederholendes Erzählen: "Auschwitz et apres" von Charlotte Delbo (1970/1971)
I. Geschichte erzählen
II. Juden
III. Referentielle Elemente
IV. Naturmetaphern und lyrische Sequenzen
V. Menschliche Körper und Solidarität
VI. Groteske
VII. überleben
3. Kapitel: Archetypen der Katastrophe: "Le dernier des justes" von Andre Schwarz-Bart (1959)
I. Grenzen und Grenzenlosigkeit der Fiktion
II. Der Autor und seine Personen
III. Bruch und Ambivalenz
IV. Universalität
4. Kapitel: Fiktion und Erinnerung: "Le seul et le soufre" von Anna Langfus (1960)
I. Realität, Imagination, Fiktion
II. Die Realität und ihre Symbolik
III. überleben
IV. Die Träume
V. Opfer und Täter
VI. Das jüdische Volk
VII. Die Autorin und ihre Erzählerin
VIII. Chronologie und Geschichte
5. Kapitel: Von jenseits des Todes: "La danse de Gengis Cohn" von Romain Gary (1967)
I. Der Tanz im Unbewußten
II. Satire auf die abendländisch-christliche Kultur
III. Kultur und Massenmord
IV. Antisemitismus, Philosemitismus und negative Symbiose
V. Totalität
VI. "Schwarze Schickse"
VII. Gegen Erhabenheit und Schönheit
6. Kapitel: Rekonstruktion und Antizipation: "W ou le souvenir d`enfance" von Georges Perec (1975)
I. Suche
II. Wissen
III. "W"
IV. Literatur des Genozids
V. Judentum
4. Teil: Formen, Traditionen
1. Kapitel: Jüdische literarische Tradition
2. Kapitel: Selbstreflexion und Erinnerung
I. Bedingungen der Selbstreflexion
II. Formen der Selbstreflexion
3. Kapitel: Träume
Schluss: Formen der Mitteilbarkeit und der Sinnzerstörung
Hinweis zu Umschrift hebräischer Begriffe
Literaturverzeichnis
I. Primärliteratur
II. Sekundärliteratur
Personenregister