Eine der innovativsten und also wichtigsten Arbeiten Otto Ranks zur psychoanalytischen Theoriebildung in einer erstmaligen Neuausgabe auf der Basis der EA von 1927.
Otto Rank entwirft in seiner Arbeit ´Grundzüge einer Genetischen Psychologie= ein dynamisches Modell kindlicher Entwicklung von der Zeit vor der Geburt bis zur Erwachsenenreife. Dabei betont er in Abgrenzung zu seinem Lehrer Sigmund Freud die Bedeutung der frühen Mutter-Kind-Beziehung für den Aufbau von Ich-Struktur und nimmt so auch spätere theoretische Entwicklungen in den psychoanalytischen Objektbeziehungen vorweg.
Einen besonderen Stellenwert für die Persönlichkeitsentwicklung misst Rank im zweiten Teil dieses Buchs der menschlichen Kreativität bei: Nimmt in der Kindheit die Identifizierung mit den Eltern eine dominierende Stellung ein, kann es in der Pubertät zu schöpferischen Entwürfen der eigenen Lebensentwicklung kommen. Diese Betonung des Kreativen und Schöpferischen macht Rank zu einem wichtigen Impulsgeber für die Humanistische Psychotherapie.
Aus dem Vorwort Ranks zu dieser Arbeit
»Dieses Buch ist eine direkte Fortsetzung, Ausgestaltung und Weiterführung meiner in den letzten Jahren begonnenen Neuorientierung in Fragen der psychoanalytischen Theorie und Therapie, die zuletzt im ›Trauma der Geburt‹ (1923) einen vorläufigen Abschluß in einer bestimmten Rihtung gefunden hatte. Ist doch in ›Trauma und Geburt‹ die Libidoentwicklung einerseits bis zu ihrem ontogenetischen Ursprung in der intauterinen Situation zurückverfolgt, andererseits in ihren extremsten gefühls- und verstandesmäßigen Auswirkungen durch die Kultur- und Menschheitsentwicklung hindurch bis zur psychoanalytischen Erkenntnis ihrer selbst geführt.
So beschämend es nun auch ist, daß gerade die Vertreter der Psychoanalyse, auf deren Boden meine Auffassung ja erwachsen war, ihr mit affektiv bedingter Einstellung gegenübertraten, so wenig konnte es mich enttäuschen oder an der konsequenten Weiterarbeit irremachen. Ich habe es vorgezogen, den unfruchtbaren Polemiken die Weiterenticklung meiner Einsichten entgegenzuhalten, die ich in diesem Buche synthetisch darzustellen versuche, wie sie sich mir aus analytischer erfahrung der letzten Jahre herauskristallisiert haben.«
Der Autor
Otto Rank war von 1906 bis 1924 der engste Mitarbeiter Sigmund Freuds und Sekretär der »Mittwoch-Gesellschaft«. Zudem war er Schriftleiter der psychoanalytischen Zeitschriften »Imago« und »Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse« sowie Leiter des »Internationalen Psychoanalytischen Verlages«. Er ist Autor zahlreicher Werke.
Inhalt
Einführung 7
Ludwig Janus
Grundzüge einer Genetischen Psychologie
Auf Grund der Psychoanalyse der Ichstruktur
I. Teil
Vorwort 17
I Einleitung 21
A Psychoanalytische Probleme 21
1 Methodisches 21
2 Terminologisches 25
3 Spezielles 35
B Zur Begründung der genetischen Psychologie 53
1 Die biologische Grundlage 53
2 Die soziale Anpassung 58
3 Die Entwicklung des Ich 64
II Genetischer Teil 75
1 Zur Genese der Genitalität 75
2 Zur Genese des Schuldgefühls 93
3 Zur Genese der Objektbeziehung 111
III Die psychischen Mechanismen
und ihre Auswirkungen 123
1 Projektion und Objektbeziehung 124
2 Identifizierung und Ich-Aufbau 130
3 Verleugnung und Realitätsanpassung 139
Gestaltung und Ausdruck der Persönlichkeit
II. Teil
Der »Grundzüge einer Genetischen Psychologie«
Einleitung 161
Jenseits der Psychoanalyse (Metapsychoanalyse)
Charakter und Selbst 177
Verliebtheit und Projektion 187
Anpassen und Schaffen 201
Erziehen und Beherrschen 215
Fühlen und Verleugnen 227
Leiden und Helfen 241