Johan Turi ist 1854 geboren, zu einer Zeit, da die Verfolgung und Vertreibung seines Volkes aus den angestammten Jagd- und Weidegründen im hohen Norden Finnlands und Norwegens ihren Anfang nahm. Sein einziges - und einzigartiges - Buch hat er jahrzehntelang im Sinn gehabt, ehe es niedergeschrieben wurde. Es ist zum Gedächtnis des ganzen Volkes geworden. Turi hat keine Autobiographie geschrieben, sondern eine Welt dargestellt, die Welt der Jäger und Nomaden: ihre Überlebenstechniken, ihre Medizin, ihr Naturverständnis, ihren Glauben, ihre Geschichte, ihre Literatur, und das heißt, ihre Sagen, Gebete und Lieder. Was heißt es, und wie geht es zu, wenn eine ganze Gesellschaft auf die Symbiose mit einem Tier, dem Ren, angewiesen ist? Wie schützt man die kleinen Kinder vor Kälte? Wie erwehrt man sich der Beamten, die ein fremder König sendet? Wie jagt man Wölfe?
Turi legt Zeugnis ab von einer archaischen Lebensform und von ihrer Bedrohung durch die moderne Zivilisation. Er will sie den skandinavischen Nachbarn erklären, die die Lappen wie »streunende Hunde« behandeln, und dabei wird er, ohne es zu wollen, zum Dichter. Eine eigentümlich klare, nüchterne Poesie durchdringt seine Erzählung: »In den alten Zeiten«, sagt er, »redeten alle Dinge, alle die Tiere, die Bäume und die Steine, und so werden sie wieder zu reden anfangen am Tag des Jüngsten Gerichts.«
Johan Turi war schon über fünfzig Jahre alt, als er eine dänische Künstlerin traf, die nach Lappland gezogen war; sie hat ihn zur Niederschrift seines Buches ermutigt, sie hat es übersetzt und kommentiert und dafür gesorgt, dass es 1910 in einer zweisprachigen Ausgabe gedruckt wurde. Heute gilt es als Klassiker eines Volkes, das sich heute seinen alten Namen zurückerobert hat: die Samen.
(Verlagstext)
/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorbericht von Emilie Demant - 9 / / Turis Buch und die LappenfrageVon Hjalmar Lundbohm -17 / / Die ältesten Berichte von den Lappen, die ein Lappe den andern erzählt hat - 25 / Erzählung von den Lappen, wo sie zuerst gewohnt haben und wie ihre Verhältnisse gewesen sind, wovon sie gelebt haben und woher sie gekommen sind - 25 / Die erste Flucht der LappenErzählung davon, wie es den Lappen gegangen ist, als die Menschen sich vermehrten und anfingen, Land aufzusuchen - 28 / Von den Schulden der Lappen und von der Gefährlichkeit der Seeberge - 31 / Vom SpätsommerVon den Wanderungen der Lappen nach Süden, wenn das Rentier nach seiner Gewohnheit südwärts strebt - 33 / Über Kinderpflege -41 / Von dem Schulunterricht der Lappenkinder -44 / Hier wird von dem Treiben der Kinder während des Herumziehens erzählt -44 / Hier wird ein wenig von der Wanderung über das Hochgebirge bei schlechtem Wetter erzählt - 45 / Vom Melken - 47 / Von den Dieben -48 / Von Rentierkrankheiten - 50 / Ein wenig Erklärung zu den oben genannten Rentierkrankheiten -50 / Ein paar Heilmittel für die oben erwähnten Rentierkrankheiten - 51 / Hier wird von den Feinden des Rentieres geschrieben - 52 / Von der Asungs- und Ruhezeit des Rentieres - 54 / Die Namen der Rentierochsen - 57 / Hier fängt es nun an, Wanderzeit zu werden, fort von den Brunstlagerplätzen - 58 / Und nun tritt man die Wanderung mit den Schlitten-Raiden an - 61 / Das größte Fest der Lappen ist Weihnachten - 64 / Nun fangen sie wieder an, weiterzuziehen - 67 / Erzählung von den Koten-Arbeiten - 69 / Vom Rentierschlachten - 71 / Bericht von gestohlener Rentierschlachterei - 73 / Bericht über die Jagd der Ansässigen - 76 / Von dem wilden Rentier - 79 / Der Sang des wilden Rentieres - 80 / Und nun beginnt die Umzugszeit der Lappen nach Norden, fort von den Rentierwohnplätzen - 80 / Hier wird von dem Unfrieden des Wolfes erzählt - 81 / Hier wird weiter erzählt von dem Zuge der Lappen im Frühling - 83 / / Das Bergvolk - 91 / Die Koten auf dem Hochgebirge - 91 / Bericht über die Fürsorge für die Toten - 92 / Hier wird alles erzählt, was zu der Arbeit der Lappen im Frühling gehört - 94 / Bericht darüber, wann die Rentiere auf den Stellen kalben, wo sie früher gekalbt haben und wo die Gegend so ist, daß die Rentierkuh sich mit ihrem Kalb ernähren kann, wo Nahrung und Schutz ist -95 / Bericht über die Kalbungsplätze - 96 / Hier beginnt der Bericht über die, die das Kalben auf der Südseite der Grenze und an der Grenze vor sich gehen lassen - 96 / Mehr über die Kalbungszeit - 97 / Hier beginnt die Erzählung davon, wie man die Rentiere hüten muß, so daß sie gut gedeihen, die Rentiere und auch die Kälber - 100 / Hier beginnt der Bericht darüber, wann es für die Sidas, die die Kalbung auf der Südseite der Grenze haben vor sich gehen lassen, Zeit wird, von den Kalbungsplätzen fortzuziehen - 102 / Erzählung davon, wie es auf der Wanderung über den Bergfluß mit den Raiden zugeht - 104 / Erzählung davon, wenn die Herde kräftig ist und tüchtige Leiter hat - 106 / Hierunter wird mehr von den Lappen erzählt, und dies ist fast die Hauptsache - 110 / / Von der Fanglehre - 113 / Vom WolffangVon dem Töten der Wölfe auf Schneeschuhen - 113 / Hier wird von dem Fang mit Gift erzählt - 117 / Von der Wolfsbrut - 119 / Vom Vielfraßfang - 120 / Erzählung davon, wie man die Jungen des Vielfraßes fangen soll, wenn er anfängt umherzuwandern - 120 / Mehr vom Vielfraßfang und vom Fuchsfang - 121 / Vom Kalben und Sichfortpflanzen - 122 / Von der Elentierjagd - 122 / Vom Bärenfang - 122 / Von der Fangweise, den Bären betrunken zu machen - 125 / Von dem Bären - 127 / Die gefährlichste Jagd - 128 / Erzählung davon, wie zwei Männer ausgegangen waren, um die "Pelzgreise" aufzuspüren - 131 / Erzählung davon, wie der Bär einen Mann anfiel - 132 / Eine andere Erzählung - 132 / Erzählung von dem Wolf - 133 / Von Govka Vulle und dem Wolf vor vierzig Jahren - 137 / 0NSvonni - 138/ Eine andere Begebenheit - 140 / Eine glückliche Jagd - 140 / Von dem Hund - 141 / Ein weniges von den Vögeln und den Füchsen und den Mäusen, die über die Erde wandern - 143 / Von dem Schneehuhn - 144 / Vom Fischfang - 145 / Hier ist ein wenig Erklärung von den Opferkünsten - 146 / Ein wenig von WetterzeichenVon Vögeln, die das Kommende verkündenVon dem Schneehuhn und von dem Kuckuck und von dem Unglückshäher - 146 / Erzählung von dem Schlangenstein - 150 / / Hier fangt die Erzählung von den Doktorkünsten der Lappen an - 153 / Von der Brustkrankheit - 153 / Erschrecken - 154 / Gegen Ohnmachtskrankheit - 155 / Gegen Kopfschmerz - 155 / Gegen Magenschmerzen - 155 / Gegen Zahnschmerzen - 156 / Gegen Halskrankheit - 156 / Hier ein Bericht von einem Mädchen - 157 / Erzählung von dem Frosch - 157 / Schwamm bei Kindern - 158 / Ein anderer Bericht von dem Frosch - 158 / Gefährliches Wasser - 158 / Ein gefährliches Tier - 159 / Ein Trinkrohr gebraucht man der Tiere wegen - 159 / Gegen Erfrieren - 159 / Blutfluß - 160 / Erzählung von der Sehnenzerrung - 161 / Rat gegen Zahnweh - 161 / Koahdahus-Krankheit - 162 / Vom Quecksilber - 162 / Wenn ein Hund einen Menschen beißt - 162 /Wenn ein Mensch ohnmächtig wird - 163 / Davon, wie man Leben in einen ertrunkenen Menschen bekommt - 163 / Von der Erdvergiftung - 163 / Von den Frauen der Lappen - 164 / Von dem Zuge der Totenschar - 166 / Von der Zaubertrommel - 168 / Ein wenig Rat gegen die Teufel oder Geister, von denen oben erzählt worden ist - 170 / / Geschichten und Sagen - 175 / Von Stallo - 175 / Erzählung von Stallo, der bei Stallojaure gewohnt hat - 176 / Erzählung davon, wie es dem Stallo ging, der an dem Ufer des Stallojaure wohnte - 178 / Von Bure Laura und Stallo - 181 / Rimagalles - 182 / Noch einiges von den Stallos - 183 / Erzählung von einem Stallo und einem Lappenmädchen - 183 / Von den Ruosa-Tschuden - 185 / Erzählung von Giebosduoddars Namen, einem Berg nördlich von Gällivare - 189 / Erzählung von Govare - 190 / Von den Uldas - 191 / Erzählung davon, daß die Uldas auch Kinder mit den Lappen vertauschen - 193 / Erzählung davon, daß die Uldas in aller Art Erde wohnen - 194 / Von der kochenden Quelle, die wie ein Kessel ist - 195 / Der Saivo-See - 196 / Von vergrabenen oder verborgenen Schätzen - 197 / Ein wenig mehr Bericht von demselben Stein - 198 / Von der Mittsommernacht - 199 / / Die Gesänge der Lappen - 201 / Das Joigen fangt anEines jungen Mannes Lied - 221 / Hier beginnt das Lied des Rentieres - 222 / / Kautokeino - 225 / Das Geschehnis, das die Kautokeino-Verirrung genannt wird, welches im Jahre 1852 geschah - 225 / Erzählung von denen, die nach Kautokeino zogen - 226 / Weiterer Bericht davon, wie sich die Kautokeino-Herren nicht gegen die einfältigen Lappen behaupten konnten, die sie schlugen und schließlich töteten - 229 / / Erzählung von Lapplands unbekannten Tieren - 231 / / Abbildungen - 233 / Ziehende Raiden - 233 / Ein Lagerplatz im Herbst - 234 / In der Rentierkoppel zur Herbstzeit - 236 / Wanderung zur Winterzeit - 238 / Ein Winterwohnplatz - 240 / Auf dem Kirchplatz - 242 /Wölfe in der Rentierherde - 243 / Wanderung nach und von Norwegen - 244 / Die Sida passiert einen Fluß zur Frühlingszeit - 246 / / Von Emilie Demant benutzte Literatur - 249 /
Verfasser*innenangabe:
Johan Turi. Überliefert von Emilie Demant und aus dem Dän. übers. von Mathilde Mann
Jahr:
2014
Verlag:
Berlin, AB - Die Andere Bibliothek
Aufsätze:
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Systematik:
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ISBN:
978-3-8477-2005-8
2. ISBN:
3-8477-2005-8
Beschreibung:
249 S. : Ill.
Mediengruppe:
Buch