Das Buch "Die entscheidenden 5", ein Buch aus der Praxis für Eltern und Betreuer. Ein autistisches Kind aufziehen? Wie macht man das? Darum geht es hier. Das Buch wurde aufgrund der Erfahrung geschrieben, dass ein autistisches Kind ein erhöhtes Bedürfnis an Klarheit und Vorhersehbarkeit hat. Das Kind bittet zu uns sozusagen: "Beantworte mir die fünf W-Fragen", oder mit anderen Worten: "WAS ist meine Aufgabe, WIE führe ich sie aus, WO findet sie statt, WANN muss ich sie erledigen und WER ist daran beteiligt?". Schon während des Lesens beginnt der Leser intuitiv diese neue Art des Umgangs einzusetzen, weil ihm die Auswirkungen der autistischen Störung für das Kind immer deutlicher werden. Beim Leser entsteht eine neue Einsicht, die die Autorin "das Aufsetzen der Auti-Brille" nennt. Erst nachdem man die Auti-Brille aufgesetzt hat, beginnt man zu verstehen, wie das Kind denkt. Aus diesem Verständnis heraus kann man dann als Eltern oder Betreuer Erziehung und Anleitung des Kindes aufbauen. Die Autorin Colette de Bruin-Wanrooy arbeitet als Coach und Betreuerin für Familien, in denen es Kinder mit Autismus gibt. Sie ist selbst Mutter von fünf autistischen Pflegekindern und ihr eigener Vater hatte das Asperger- Syndrom. Die Autorin führt den Leser in eine jahrelang erprobte Vorgehensweise ein, die leicht an individuelle Umstände angepasst werden kann.
"Dieses Buch ist aus der Praxis für die Praxis geschrieben. Es wird aber nicht versäumt, notwendige theoretische Hintergründe im Sinne eines psychoedukativen Ansatzes zu erläutern, um zu verstehen, unter welchen Bedingungen ein Mensch mit Autismus lebt. Jede Therapie, Förderung oder Begleitung muss in eine Haltung der Akzeptanz des Menschen mit einer autistischen Störung als einmalige Persönlichkeit eingebettet sein. Der Autist Christian Köhler sagt in seinem youtube Film zu Recht: Autismus heilen zu wollen ist ein schwerwiegender Eingriff in die Persönlichkeit.
Es geht um Aufklärung zu Beeinträchtigungen und Besonderheiten für alle beteiligten Personen: der Person selber, dessen Eltern und Geschwister und Verwandte sowie Menschen in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen wie Erziehern und Lehrern.
Es geht dabei - nicht nur - um eine reine Informationsvermittlung, sondern um die Auseinandersetzung mit einem realen Bild und einem Wunschbild. Diese Auseinandersetzung ist begleitet von Wünschen, Gedanken, Emotionen sowohl auf Seiten des Betroffenen selbst als auch der Eltern und des Umfeldes. Dafür wird eine behutsame und sensible Unterstützung, Begleitung und Aufklärung benötigt.
Die Autorin schreibt in ihrem Buch darüber, wie sehr Menschen aus dem autistischen Spektrum darauf angewiesen sind "Vorfahrt" zu bekommen, was bedeutet, dass das Umfeld aufgefordert ist, die Kommunikation und Interaktion anzupassen.
Das Buch von Frau de Bruin ist ein Meilenstein auf dem Weg zu dem mit der UN Konvention einhergehenden Paradigmenwechsel, bei dem unterstrichen wird, dass nicht ausschließlich Defizite und Normabweichungen in den Fokus genommen werden, sondern auch Stärken und Möglichkeiten der Varianten des Menschseins. Die Autorin zeigt jahrelang erprobte Möglichkeiten und Wege für das Umfeld auf, durch die es gelingen kann, die Umgebung individuell anzupassen und Entwicklungsmöglichkeiten zu gestalten, die oft einfach und dennoch sehr effektiv sind wie die 5 entscheidenden W-Fragen.
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/ AUS DEM INHALT: / / /
Vorwort 3
Einleitung 9
1 Autismus 14
1.1 Fachbegriffe
1.2 Folgen 17
2 Wahrnehmung als Puzzlespiel 18
3 Anders Denken 22
3.1 Zentrale Kohärenz 24
3.2 Exekutive Funktionen 28
3.3 Theory of Mind 29
4 Wie ein Computer 31
4.1 Informationsverarbeitung 32
4.2 Programmierung wörtlich befolgen
4.3 Gespeichertes wieder löschen 34
4.4 Unabgeschlossene Ordner 36
4.5 Ordner und Datenbestände
5 Sinnesbereiche 38
5.1 Sehen
5.2 Hören 39
5.3 Riechen
5.4 Schmecken 40
5.5 Tastsinn
5.6 Schmerz 41
6 Entwicklung 43
6.1 Kommunikation
6.2 Gefühle
6.3 Mimik 46
6.4 Fantasie
6.5 Motorik 50
6.6 Talente
7 Die Auti-Brille 52
7.1 Die Auti-Brille anpassen
7.2 Betrachten und Erziehen mit Wissen um
die Störung 53
8 Zusammenhang herstellen durch die fünf Ws 55
8.1 WAS 57
8.2 WIE 59
8.3 WO 61
8.4 WANN 62
8.5 WER oder mit WEM 64
8.6 Das sechste Puzzleteilchen: WARUM 66
9 Der Weg zur Auti-Kommunikation 69
9.1 Natürliche Kommunikation als Ausgangspunkt
9.2 Von der natürlichen zur Auti-Kommunikation 70
10 Kontaktstörungen 71
10.1 Begrenzte Gegenseitigkeit
10.2 Befriedigung eigener Bedürfnisse 72
10.3 Unfähigkeit Kommunikation anzupassen
10.4 Kaum Gefühle oder Aufmerksamkeit teilen können 74
10.5 Blickkontakt 75
10.6 Sich dem anderen zuwenden
10.7 Kommunikation bei Anspannung 76
10.8 Indirekter Kontakt
10.9 Flache Mimik 77
11 Sprachstörungen 78
11.1 Echolalie (Nachplappern)
11.2 Eins-zu-eins-Assoziationen
11.3 Merkwürdige Art des Sprechens und 79
Kommunizierens
11.4 Sinngehalt 82
12 Verständnisschwierigkeiten 86
12.1 Wichtiges von Nebensächlichem trennen
12.2 Worte und Bilder 87
12.3 Verarbeitungszeit
12.4 Körpersprache und Mimik
12.5 Komplimente geben 88
12.6 Eine Sache zur Zeit
12.7 Warum 89
12.8 Gesagtes wörtlich nehmen 91
13 Weitere Kommunikationsprobleme 94
13.1 Zu viele Bemerkungen
13.2 Schwierigkeit, etwas zu relativieren
13.3 Unsichtbare Beziehungen zwischen Menschen 95
(und Dingen)
13.4 Was nicht gesagt wird
13.5 Strafen wirken nicht 96
14 Auti-Kommunikation 97
15 Dem Kind etwas beibringen 99
15.1 Abhängigkeit von bestimmten Personen 100
15.2 Abhängigkeit von Strukturen
15.3 Selbständig 102
16 Seine Entwicklung unterstützen 104
16.1 Dem Kind neue Tätigkeiten beibringen
16.2 Halten Sie sich selbst unter Kontrolle 105
16.3 Aufgabenlisten
16.4 Visuelle Hilfen
16.5 Beharrlich dabei bleiben 106
16.6 Beaufsichtigung
16.7 Roboterähnlich
16.8 Jans Strukturabhängigkeit 109
16.9 Aufgabenliste erstellen 110
16.10 Lernen zu generalisieren 114
16.11 Machbarkeit
16.12 Beispiel aus der Praxis 115
17 Visuelle Unterstützung 117
17.1 Visuelle Unterstützung in der Praxis
17.2 Zu kindisch? 122
17.3 Visuelle Unterstützung an Ort und Stelle 125
18 "Stopp!" 126
18.1 Bei falschem Zusammenpuzzeln 127
18.2 Bei unpassendem Verhalten
18.3 Wenn das Kind überdreht ist 128
18.4 Bei Gefahr 129
18.5 Visuelle Unterstützung
19 Eine Aufgabeliste nutzen 130
19.1 Durchführung 131
19.2 Zielgerichtet Ausfüllen 132
19.3 WAS 133
19.4 WIE 134
19.5 WO 135
19.6 WANN 136
19.7 WER/mitWEM 137
20 Ben geht "normal" zu Bett
20.1 Das Ziel
20.2 WIE
20.3 Visuelle Unterstützung einführen
20.4 Erste Veränderung
20.5 Zweite Veränderung
20.6 Dritte Veränderung
20.7 Vierte Veränderung
21 Ein Vereinbarungsheft nutzen
21.1 Das Vereinbarungsheft nutzen
21.2 Regeln, Fakten und Vereinbarungen
21.3 Probleme verdeutlichen
21.4 Ordnung schaffen bei Panik
21.5 Veränderungen
21.6 Lernen zu relativieren
21.7 Lernen zu generalisieren
21.8 Ausführung neuer Aufgaben
21.9 Probleme mit unpassendem Sprachgebrauch
21.10 Schwierigkeiten im Sozialkontakt
21.11 Nicht wissen, wie man um Hilfe bittet
22 Einen Vertrag nutzen
22.1 Vertrag
22.2 Win-Win-Situationen
23 Mit Strategiekarten arbeiten (Schulunterricht)
23.1 Probleme selbständig lösen
23.2 Zusammenarbeit
23.3 Das Einmaleins
23.4 Hausaufgaben
23.5 Strategien beim Subtrahieren
Zum Abschluss
Anlagen
Anlage 1: Video Home Training
Anlage 2: Auti-Kommunikationsschema
Anlage 3: Visuelle Unterstützung in der Praxis