Verlagstext:
Die Corona-Krise wird Gesellschaft und Ökonomie nachhaltig schädigen und entzweien, neue Technologien und Organisationsformen vorantreiben, die menschliche Arbeit überflüssig machen, die Altersarmut langfristig befeuern und in der Konsequenz die Diktatur des Leistungsdenkens und das Wetteifern um die verbliebenen «Plätze an der Sonne» auf die Spitze treiben. Dass diese Entwicklung jedoch kein Produkt einer «Naturkatastrophe» (Markus Söder) ist, sondern nur der vorläufige Höhepunkt einer fast zwangsläufigen Entwicklung des Spätkapitalismus zeigt das aktuelle Buch von Peter Samol. Schon vor Corona standen wir stets unter dem Zwang, uns mit unseren Mitmenschen zu vergleichen und in der Konkurrenz mit ihnen zu bestehen. Für manche beginnt das Leid bereits in frühester Kindheit, sofern sie das Pech haben, sehr ehrgeizige Eltern zu haben. Und am Ende wird mit sterblichen Überresten zuweilen sehr ruppig umgegangen, sofern die Betroffenen in ihrem Leben nicht gewisse Mindeststandards erfüllt haben und demzufolge nicht genügend Geldmittel für ein würdiges Begräbnis zur Verfügung stehen. Was sind die Ursachen für diese Missstände? Im Kern liegen sie darin, dass in kapitalistischen Gesellschaften die erträglichen Arbeitsmöglichkeiten laufend weniger werden, indem sie entweder ganz verschwinden oder durch schlechte Beschäftigungsgelegenheiten ersetzt werden. Neue Technologien, neue Organisationsformen oder auch nur eine schlichte Änderung des Massengeschmacks können über Nacht jede hart erarbeitete Position sowie sämtliche erworbenen Qualifikationen wertlos machen. Als einziges Rezept dagegen wird den Menschen empfohlen, sie sollten sich noch mehr anstrengen, noch härter arbeiten und noch intensiver miteinander konkurrieren. Wer sich angesichts dieser absurden Lage gar nicht erst bemüht, soll die Folgen ihres bzw. seines mangelnden Einsatzes deutlich in Form von Armut und Marginalisierung zu spüren bekommen.
Einen Ausweg aus dieser sich ständig beschleunigenden Tretmühle gibt es letztlich nur, wenn wir die Arbeitsgesellschaft mitsamt ihrer Leistungslogik hinter uns lassen. Unsere Gesellschaft braucht deshalb eine grundlegende Änderung, die weit über kosmetische Maßnahmen hinausgeht.
Aus dem Inhalt:
Einleitung...................12
Das Leben in der Leistungsdiktatur..........15
Von der Geburt bis zum Bildungsabschluss:
Die Zurichtung junger Menschen für den Arbeitsmarkt.....15
Das Elternhaus................... 16
Bildung statt Bindung..............16
Die totale Mobilisierung der Erwachsenen für ........18
die Arbeitswelt...................18
Kindertagesstätten...............21
Schule....................24
Lehrpläne, Noten und die Normalverteilung........24
Sortierung nach Schulformen.............29
Sparzwänge und die Privatisierung...........32
der Bildungsausgaben..............32
Der «PISA-Schock» und die darauffolgende Welle....34
der Bildungsreformen...............34
Folgen des allgemeinen Leistungsvergleichs........38
Unattraktive Lehrstellen..............40
Warteschleifenmaßnahmen............41
Das Passungsproblem...............43
Bachelor und Master: Die Universität als Lernfabrik.....45
Die Bologna-Reform und ihre Folgen............46
Resümee: Null Leben, nur lernen............51
Der Weg in die Arbeitswelt: Die Bewerbungsprozedur......52
Anpassungsarbeit.................53
Sucharbeit.................53
Bewerbungen schreiben - fast eine heilige Handlung...55
Die Kasperei der Einstellungsgespräche.........56
Probearbeit, Einstellungstests und andere Hürden....57
Wenn man abgelehnt wird.............. 58
Strategien für Verzweifelte: Praktika, Networking, Kurioses ....59
Resümee....................61
Exkurs: Berühmt werden als Alternative zur Ochsentour?..62
Popstar, Supermodel und Co............62
Die Realität im Model- und im Popbusiness.......66
Resümee....................69
Endlich in der Tretmühle: Das Normalarbeitsverhältnis......69
Stagnierende Gehälter.............71
Länger arbeiten................71
Immer mehr Flexibilität...............74
Verdichtung der Arbeit................75
Zwang und direkte Kontrolle...............75
Indirekter Zwang...................80
Manipulation und «freiwillige» Höchstleistungen.......82
Fazit zur Arbeitsverdichtung............84
Das unselige Drumherum............85
Angemessenes Äußeres...............85
Wachsende Mobilitätsanforderungen............86
Menschliches und Unmenschliches am Arbeitsplatz.......87
Lebenslängliches Lernen...............91
Zwischen Dauerüberforderung und innerer Kündigung...92
Permanente Überforderung.............93
Innere Kündigung.................97
Und wieder raus - der Abbau von Personal.......97
Die zunehmende Häufigkeit von Kündigungen......97
Typische Abläufe von Kündigungen...........99
Resümee...................102
Zeitarbeit, Minijob und Co.: Prekäre Arbeitsverhältnisse...104
Der Weg in die Prekarität............... 104
Der allgemeine Trend zu Billigjobs............105
Formen prekärer Arbeit..............108
Befristete Arbeitsverhältnisse.............108
Teilzeitarbeit.................109
Leiharbeit..................110
Werkverträge...................112
Solo-Selbständige...............114
Minijobs....................119
Schlecht entlohnte «normale» ............121
Beschäftigungsverhältnisse............121
Zweitjobs..................122
Mindestlöhne...................122
Aufstockende..................125
Häufiger krank und ein kürzeres Leben.......126
Resümee..................126
Der Sozialstaat als Erziehungsanstalt..........127
Der Rückbau des Sozialstaats durch die Hartz-Reformen...128
Arbeitslosengeld 1...............132
Arbeitslosengeld II..............137
Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe.....138
Bedingungen für den Hartz-IV-Bezug..........140
Die Leistungen beim Hartz-IV-Bezug............141
Bedarfsgemeinschaften..............144
Die Bedürftigkeitsprüfung.............146
Lange Bearbeitungszeiten und fehlerhafte Bescheide......147
Pflichten der Hartz-IV-Empfänger............147
Verfolgungsbetreuung...............151
Überlastung der Sozialgerichte.............158
Fragwürdige Berechnungsgrundlagen des Regelsatzes und die Folgen.................159
Armut durch Hartz IV.................161
Aussichten für Hartz-IV-Bezieher..........165
Resümee zum Arbeitslosengeld II............166
Das verordnete Leiden an der Arbeitslosigkeit.....167
Resümee..................168
Endstationen....................169
Rente: Die drohende Verarmung im Alter........169
Unsichere Berufsbiographien............170
Die Demontage der gesetzlichen Rentenversicherung......172
Der Niedergang der privaten Vorsorge...........175
Letzte Hilfe: Die Grundsicherung im Alter.......180
Ein bisschen «Anerkennung»...........181
für langjährigen Niedriglohn: Die Grundrente........181
Pflegebedürftigkeit im Alter..............182
Pflege zu Hause..................183
Pflegeheime.................184
Resümee...................188
Der unwürdige Umgang mit dem Tod...........188
Resümee..................190
Von der Arbeitsgesellschaft zur Leistungsgesellschaft.............191
Was ist eigentlich «Arbeit»?..............192
Was ist «Leistung»?.................197
Die Wechselwirkung von Arbeit und Leistung......199
Umstellung von Arbeitspflicht auf Leistungspflicht.....204 Von der Unmöglichkeit Leistung zu Quantifizieren.....206
Fazit....................209