Die zahlreichen Schicksale der Verfolgten des Nationalsozialismus sind faktenreich belegt, stehen aber im Spannungsfeld zur regionalen Erinnerungskultur nach 1945. Was bedeuten diese Spannungen heute? Maria Anna Willer untersucht Strukturen und Prozesse der Ausgrenzung in der Face-to-Face-Gesellschaft eines Dorfes am bayrischen Alpenrand zur Zeit der NS-Herrschaft und beleuchtet dessen Erinnerungskultur. In Anlehnung an Foucault beschreibt sie im Modell eines »Dispositivs der NS-Verfolgung« die engmaschigen Strukturen der Kontrolle und Überwachung sowie Widerstand und Hilfeleistungen als Kategorien der NS-Diktatur auf dem Dorf. Es zeigt sich: Nach 1945 ist eine Kontinuität der Ausgrenzung erkennbar, wenn die Erinnerung an Opfer der NS-Verfolgung verdrängt wird. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
1. EINLEITUNG
Einleitung
Seite 11
1.1 Zur Forschungsfrage
Seiten 12 - 13
1.2 Zur Methodenwahl der Grounded Theory
Seiten 13 - 17
1.3 Zum Forschungsstand
Seiten 17 - 32
1.4 Zur Wahl des Untersuchungsraums, Besonderheit, Vergleichsmöglichkeiten
Seiten 32 - 35
1.5 Quellenkritische Betrachtung der Archivalien
Seiten 35 - 42
1.6 Quellenkritische Betrachtung der Interviews und ZeitzeugenEgoDokumente
Seiten 42 - 44
1.7 Forschungsverlauf und Forschungsreflexion
Seiten 44 - 54
2. AUSGRENZUNG – IN DER BETRACHTUNG DER STRUKTUREBENE EINER VERWALTUNGSBEHÖRDE
2.1 Akten in der kulturhistorischen Betrachtung im Allgemeinen und im Speziellen in den untersuchten Gemeinden
Seiten 55 - 75
2.2 Erfahrungen mit Archivrecherche in der ethnologischen Forschung
Seiten 75 - 80
3. PROZESSE DER AUSGRENZUNG IN BETRACHTUNG EINER FACE-TO-FACE GESELLSCHAFT
3.1 Strukturelle Voraussetzungen und die Handlungskategorien »Nicht-dürfen« – »Müssen« – »Nehmen«
Seiten 81 - 86
3.2 Arisierung als strukturelles Handlungsmuster auf Dorfebene
Seiten 86 - 91
3.3 Prozessorientierte Handlungsmuster
Seiten 91 - 150
4. DAS DORF: ORT VON VERFOLGUNG UND SCHUTZRAUM VOR VERFOLGUNG 1933–45
Einleitung
Seiten 151 - 153
4.1 Verfolgung aufgrund der NS-Konstruktion »jüdische Rassezugehörigkeit«
Seiten 153 - 221
4.2 Verfolgung aufgrund der NS-Konstruktion »Vollzigeuner« – Anton Guttenberger
Seiten 221 - 238
4.3 Verfolgung aufgrund politischer Überzeugung
Seiten 238 - 262
4.4 Katholische Kirchenvertreter:innen zwischen Anpassung, Widerstand und Verfolgung
Seiten 263 - 273
4.5 Verfolgung aufgrund von Nicht-Anpassung und individueller Lebensführung
Seiten 273 - 281
4.6 Zwangssterilisation und Euthanasie in der kommunalen Zuständigkeit im Untersuchungsraum
Seiten 281 - 292
4.7 Vom »NS-Täter« zum »NS-Verfolgten«
Seiten 292 - 310
4.8 Ein Agent der US-amerikanischen NS-Bewegung als »Ausländer« in Aschau: del Monteroca, Wendel Laurent und Ehefrau Josefine
Seiten 310 - 317
4.9 KZ-Haftstatus »Sicherungsverwahrung«: »gemeiner Verbrecher«, »politisch verfolgt«, »Widerstandskämpfer«?
Seiten 317 - 322
5. Ergebnisse der Forschung – Beschreibung eines Dispositivs der NS-Verfolgung
Seiten 323 - 340
Forschungsliteratur
Seiten 341 - 358
Quellen aus Archiven
Seiten 359 - 366
Abbildungsverzeichnis
Seiten 367 - 368