VERLAGSTEXT: / / Interviews mit Zeitzeugen leisten als historische Quelle einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus. Dennoch fehlen bislang Studien, die auf einer empirisch breiten und aussagekräftigen Grundlage beruhen. / Marc J. Philipp hat nun den umfassendsten Bestand an Zeitzeugeninterviews ausgewertet, der in Deutschland existiert: Die knapp 40.000 Seiten umfassende Transkription von über 1.600 Interviews, die zwischen 1994 und 2004 für die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte geführt wurden. Menschen aus allen Bevölkerungsschichten, Männer und Frauen, Zivilisten und Soldaten, Täter, Opfer und Angehörige des Widerstands geben darin Auskunft über ihre Sicht auf die NS-Elite, auf zentrale politische Ereignisse und ganz persönliche Erlebnisse. / Das Ergebnis von Philipps Analyse ist ein faszinierender Blick auf die Mechanismen der Konstruktion und Deutung von Geschichte und eine Bestandsaufnahme der kollektiven Erinnerung an das »Dritte Reich«. / /
AUS DEM INHALT: / / Vorwort 11 / Einleitung 12 / 1. Gedächtnis und Erinnerung 27 / 1.1 Zur Funktionsweise des menschlichen Gedächtnisses 27 / 1.2 Das Gedächtnis als zeitabhängiger Prozeß 31 / 1.3 Die Unterteilung des Gedächtnisses nach dem Inhalt 33 / 1.4 Die Veridikalität von Erinnerungen 39 / 1.4.1 Erinnern und Vergessen 40 / 1.4.2 Erinnern und Verdrängen 42 / 1.4.3 Erinnern und Verfälschen: Das False-Memory-Syndrom .46 / 1.4.4 Bedingungsfaktoren für die Veridikalität von Erinnerungen 50 / 1.5 Die soziale Bedingtheit des Gedächtnisses 62 / 1.6 Konsequenzen für die Untersuchung 70 / 2. Das Zeitzeugeninterview: zum Quellenkorpus der Untersuchung 72 / 2.1 Zum Quellenwert von Zeitzeugen interviews 72 / 2.1.1 Die Methode der Oral History 72 / 2.1.2 Zum Quellenwert von Memoirenliteratur 77 / 2.1.3 Objektivität, Reliabilität, Validität 79 / 2.2 Der Weg der Datenerhebung 83 / 2.2.1 Die Auswahl der Zeitzeugen 83 / 2.2.2 Die Durchführung der Interviews 85 / 2.2.3 Transkription 88 / 2.3 Das Repräsentativitätsproblem 89 / 2.3.1 Stichprobenbeschreibung 91 / 2.3.2 Die Repräsentativität der Interviewinhalte 99 / 2.4 Auswertung 105 / 3. Personen 113 / 3.1 Adolf Hitler 113 / 3.1.1 »Auf einmal explodierte er und flippte aus.« - Der Choleriker 114 / 3.1.2 »Hitler hat das deutsche Volk besoffen gemacht.« - Der Demagoge 120 / 3.1.3 » Wir haben ihn von Anfang an für einen größenwahnsinnigen Gefreiten gehalten!« - Der Dilettant 127 / 3.1.4 »Hitlers Wille war allmächtig.« - Der Diktator 134 / 3.1.5 »Für mich ist er der größte Massenmörder aller Zeiten.« - Der Verbrecher 138 / 3.2 Die politische Elite 142 / 3.2.1 »Das war ein vollkommen demoralisierter, verantwortungsloser Kerl, der nur noch an sein eigenes Wohlergehen dachte und von nichts 'ne Ahnung hatte.« - Hermann Göring 143 / 3.2.2 »Das Furchtbare an ihm war, daß er seine Intelligenz für diese fürchterlichen Verbrechen mißbraucht hat.« - Joseph Goebbels 151 / 3.2.3 »Er war der böse Geist im Dritten Reich.« - Heinrich Himmler 157 / 3.2.4 »Er war im Grunde seiner Seele ein Techniker, ein Ingenieur, aber kein wirklicher Nazi.« - Albert Speer 164 / 3.2.5 »Er war der rückhaltlose Gefolgsmann Hitlers, aber sicherlich auch ein Anhänger einer sinnvollen und friedlichen Europapolitik.« - Rudolf Heß 169 / 3.2.6 »Er war ein Wolf im Schafspelz: Nach außen hin zur Jugendfreundlich, nett, hilfsbereit, obwohl die Ziele ganz andere waren.« ¿ Baldur von Schirach 176 / 3.2.7 »Er war der Schäferhund des Schäfers, ein Mann für's Grobe, der oben am Treppengeländer steht und guckt, wer zu spät kommt.« - Martin Bormann 181 / 3.2.8 Fazit 185 / 3.3 Die militärische Elite 190 / 3.3.1 »Er war ein General, der von vorne führte, ein Idealbild des militärischen Führers.« ¿ Erwin Rommel 191 / 3.3.2 »Er war zweifellos der beste strategische und operative Kopf der deutschen Wehrmacht, aber das Unrecht und die Verbrechen hat er nicht sehen wollen.« -Erich von Manstein 196 / 3.3.3 »Er war eine schwache, jämmerliche Persönlichkeit, ein Zauderer, der zu feige war, der 6. Armee gegen den Befehl von Hitler den Ausbruch aus Stalingrad zu erlauben.« - Friedrich Paulus 204 / 3.3.4 »Er war ein hoch angesehener Seeoffizier, der dafür gesorgt hat, daß die ganzen Marineeinheiten Millionen von Flüchtlingen gerettet haben.« - Karl Dönitz 209 / 3.3.5 »Er war ein Held, der sein Leben aufs Spiel setzte, um anderen zu helfen.« -Wilhelm Canaris 214 / 3.3.6 »Er war ein Lakai, der zu allem Ja und Amen sagte, was Hitler von ihm verlangt hat.« - Wilhelm Keitel 219 / 3.3.7 »Er war einer der wenigen, die Hitler ganz entschieden widersprochen haben.« - Alfred Jodl 224 / 3.3.8 Fazit 228 / 3.4 Ergebnisse 231 / 4. Ereignisse 236 / 4.1 Von der Machtübernahme zur Etablierung der NS-Herrschaft 237 / 4.1.1 »Ich brauch' mir keinen Vorwurf zu machen, ich habe ihn ja nicht gewählt!« - Hitlers >Machtergreifung< vom 30. Januar 1933 237 / 4.1.2 »Es hat plötzlich a' jeder a' Arbeit gehabt.« - Die Beseitigung der Arbeitslosigkeit 246 / 4.1.3 Fazit 250 / 4.2 Die Außenpolitik des >Dritten Reiches< bis 1939 251 / 4.2.1 »Endlich hatten wir unser ganzes Reich wieder für uns!« - Der Einmarsch in das entmilitarisierte Rheinland 1936 253 / 4.2.2 »Das hat die Menschen in einen Taumel versetzt.« ¿ Der >Anschluß< Österreichs 1938 254 / 4.2.3 »In ganz Europa war der Jubel riesengroß.« - Das Münchener Abkommen und der Anschluß des Sudetenlandes 1938 258 / 4.2.4 »Hier ließ Hitler erstmals die Maske fallen.« - Die Zerschlagung der >Rest-Tschechei< 1939 261 / 4.2.5 Fazit 264 / 4.3 Der Zweite Weltkrieg 266 / 4.3.1 »Der Größenwahn und die Leichtfertigkeit dieses Spieltyps Hitler haben ihn entfesselt.« - Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 268 / 4.3.2 »Der Krieg im Westen war doch sehr nobel und anständig.« - Der Westfeldzug 274 / 4.3.3 »Das war ein Kampf der Höhlenmenschen, ohne Gesetze, ohne nichts.« - Der Krieg gegen die Sowjetunion 281 / 4.3.4 »Als die Amerikaner mit der Invasion kamen, da wußten wir, das ist jetzt das Aus.« - Das Kriegsende im Westen 311 / 4.3.5 »Das ist ein Verbrechen gewesen, junge Vierzehn-, Fünfzehnjährige in letzter Minute so zu verheizen!« - Der Volkssturm 314 / 4.3.6 »Dieser Angriff war ein regelrechtes Verbrechen gegen die Menschlichkeit. « - Die Zerstörung von Dresden 316 / 4.3.7 »Man hatte ein Gefühl der Erleichterung, daß endlich diese Schießerei und Morderei aufhörte.« - Das Kriegsende am 8. Mai 1945 321 / 4.3.8 Fazit 326 / 4.4 Die Verfolgung und Ermordung der Juden 329 / 4.4.1 »Das war dieser Tag, wo das mit der Judenverfolgung losging.« - Die >Reichskristallnacht< 1938 331 / 4.4.2 »Es waren Menschen wie wir!« - Der Stellenwert des Antisemitismus in der Gesellschaft des >Dritten Reiches< 341 / 4.4.3 »Von den KZs natürlich, aber von den Gaskammern habe ich während des Krieges nicht gehört.« ¿ Was wußten die Zeitzeugen von der Juden Vernichtung? 347 / 4.4.4 Fazit 354 / 4.5 Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus 357 / 4.5.1 »Daran sieht man, daß es in allen Schichten in Deutschland immer Menschen gegeben hat, die mit Entsetzen sahen, was geschah.« - Das Elser-Attentat 1939 360 / 4.5.2 »Das Attentat hat der Welt gezeigt, daß es in diesem Volke Menschen gab, die bereit waren, ihr Leben einzusetzen, um dieses Regime zu beseitigen.« - Der 20. Juli 1944 362 / 4.5.3 Exkurs: »Er war der einzig wirklich hundertprozentige Held.« - Claus Schenk Graf von Stauffenberg 374 / 4.5.4 Fazit 379 / 4.6 Ergebnisse 382 / 5. Erfahrungen 390 / 5.1 Fronterfahrungen 390 / 5.1.1 »Das war ja die Hölle, was man da mitgemacht hat!« - Kämpfe 391 / 5.1.2 »Das höchste Gut, was man hatte, war, daß man sich auf seinen Nächsten verlassen konnte.« - Kameradschaft 400 / 5.1.3 »Ich habe mir all die Jahre nur eines gewünscht: daß ich nach Hause komme.« - Heimweh 406 / 5.1.4 »Das waren keine bösen Menschen, aber wir konnten doch nicht alle einfach davonlaufen.« - Fahnenflucht 410 / 5.1.5 »Da ist man halb am Sterben.« - Verwundung 419 / 5.1.6 »Das Risiko einer Gefangenschaft war im Westen sehr viel geringer, während die im Osten nie wußten, ob sie überhaupt lebend wieder rauskamen.« -Kriegsgefangenschaft 423 / 5.1.7 »Das hat leider Gottes zum Kriegsalltag dazugehört.« - Sterben und Tod 429 / 5.1.8 Fazit 438 / 5.2 Erfahrungen an der Heimatfront 439 / 5.2.1 »Es stand praktisch kein Stein mehr auf dem anderen.« - Luftangriffe auf deutsche Städte 440 / 5.2.2 »Im Grunde genommen wurde alles ermordet, was den Russen in die Hände kam.« - Der Einmarsch der Roten Armee 444 / 5.2.3 Fazit 454 / 5.3 Die Selbstwahrnehmung der Zeitzeugen 455 / 5.3.1 »Jeder sagt, er habe nichts mit dem Nationalsozialismus zu tun gehabt, aber bei mir stimmt's wirklich!« - Das eigene Verhältnis zum Nationalsozialismus 455 / 5.3.2 »Vom ersten Tag an wurden wir belogen, zwölf Jahre lang.« ¿ Die Indoktrination durch Staat und Partei 459 / 5.3.3 »Ich konnte ja nichts dafür. Das wurde ja alles von oben bestimmt.« - Zum Schuldbewußtsein der Zeitzeugen 463 / 5.3.4 Fazit 468 / 5.4 Ergebnisse 469 / Schlußbetrachtung 472 / Anhang 483 / Bibliographie 487 / Zeitzeugeninterviews 487 / Demoskopische Erhebungen 527 / Zeitungen, Wochenschauberichte 528 / Reden, Tagebücher, Memoiren, sonstige Quellen 528 / Literatur 531 / Personen- und Ortsregister 574 /