Chinas Initiative »Neue Seidenstraßen« knüpft an die einstige weltpolitische Bedeutung des »Reichs der Mitte« an und entwirft gleichzeitig einen Bauplan zukünftiger Größe. Durch den Ausbau von Verkehrsinfrastruktur, Energieversorgung und Wirtschaftskorridoren zwischen Asien, Afrika und Europa soll ein »neues Goldenes Zeitalter der Globalisierung« eingeleitet werden.
Innenpolitisch steht dahinter der Versuch, durch ein Konjunkturprogramm, das von Konzernen vorangetrieben und durch den Staat gefördert wird, das Wachstum innerhalb Chinas aufrechtzuerhalten und die Legitimation der Regierung zu sichern. Außenpolitisch hat Beijing damit zumindest in Asien und Eurasien die Meinungsführerschaft im globalen Entwicklungsdiskurs übernommen. Die wirtschaftliche Modernisierung, die Sicherung von Rohstoffversorgung und Absatzmärkten sowie die Schaffung neuer, auf China ausgerichteter multilateraler Institutionen bedeuten einen weiteren Machtzuwachs.
Uwe Hoering zeichnet zentrale Aspekte der dadurch ausgelösten Diskurse über Geoökonomie, Geopolitik, multipolare Weltordnung, hegemoniale Konkurrenz und Globalisierung nach. Er hinterfragt, inwieweit diese Entwicklungsstrategie mit demokratischen Verhältnissen, sozialer und ökologischer Gerechtigkeit, der Wahrung von Menschen- und Minderheitsrechten und dem Abbau von Konflikten vereinbar ist. Auf dem Prüfstand stehen zudem die Beteuerungen der chinesischen Führung, mit der Initiative keine hegemonialen, geschweige denn imperiale Ambitionen zu verfolgen.
INHALT
1. Einleitung 15
Chongqing - Duisburg 16
»Belt« und »Road« 17
Der Weg entsteht im Gehen 19
Erklärungsansätze 20
Baustellen auf den Seidenstraßen 22
2. Wege aus der Krise 25
Go West, Go Out 25
Grenzen des Wachstums 27
Made in China 2025 29
Neuordnung des Flottenverbands 31
Internationalisierung des Ordnungsmodells 33
3. Infrastruktur als Wachstumsstrategie 35
Megapläne 35
Ein Wirtschaftskorridor als Wendepunkt 38
Konjunkturprogramm als Schuldenfalle 39
Megarisiken 41
Lockere Leitlinien 42
Korinna Horta: »Deutschland verleiht der AIIB Glaubwürdigkeit« 44
4. Chancen und Risiken in Zentralasien 49
Brückenschlag über 2000 Jahre 49
Energiezentrum Xinjiang 51
Sieger im neuen Verteilungsroulette 53
Russland, die nackte Kanone 54
Brücken über den Amur 56
Ungleiche Partner 59
5. Grenzen der ökologischen Zivilisation 61
Hausaufgaben 62
Kohle für »Frontstaaten« 64
Ressourcenfluch 4.0 67
Mit B&R zur ökologischen Zivilisation? 68
Sukhgerel Dugersuren: »Die Mongolei hat die Chance für einen alternativen Entwicklungsweg verpasst« 71
6. Platzhirsch in Südostasien 75
Verbinden und einbinden 75
Ansprüche absichern 78
Abhängigkeit aufbauen 79
Entwicklungsperspektiven versprechen 81
Flagge zeigen 83
Wolfram Schaffar: »Die Idee von Demokratie wurde diskreditiert« 85
7. China rule the waves 89
Admiral Zheng He wird wieder gebraucht 90
Eine Braut in jedem Hafen 92
Der Griff nach der »leuchtenden Perle« 93
Folgt dem Handel die Marine? 95
8. Spannungen in Südasien 97
Aus Brüdern werden Gegner 97
Regionales Infrastruktur-Wettrüsten 99
Lücken im Wirtschaftskorridor 101
Hoffnungen auf eine neue Freundschaft 102
9. Eine Brücke nach Afrika 105
China in Afrika 105
Imageprobleme 106
Neustart mit Xi Jinping 108
African Renaissance 110
Nur eine Nebenstrecke? 112
10. Investoren auf der Balkanroute 115
Das Tor nach Europa 115
Osteuropa flirtet mit China 117
Europa sucht nach Antworten . 119
Unruhe im Mittelmeer . 121
Frans-Paul van der Putten: Die Seidenstraßen sollten ein Gemeinschaftsprojekt sein« . 123
11. Konturen einer neuen Hegemonie 127
Alle zu finden 127
Konfliktpotenziale 129
Sicherheitsarchitektur 131
In imperialen Fußstapfen? 133
Kühnheit oder Hybris? 134
Au Loong Yu: »Xi kann nicht jegliche Opposition ausschalten« 136
Verwendete Literatur 141
Anhang
»Ein Gürtel und eine Straße« 150