Dass menschliches Verhalten komplex und selbst für die Handelnden immer wieder überraschend ist, ist kein Geheimnis und wird wohl von niemandem ernsthaft bestritten werden können. Was bedeutet dies jedoch für das therapeutische Handeln? Wie funktionieren psychotherapeutische Veränderungen?
Dieses Buch handelt vom Chaos, von den Abgründen der Komplexität, aber auch von ihrer Schönheit, Vielgestaltigkeit und Wandlungsfähigkeit. Es will die Grenzen der Vorhersehbarkeit, der Plan- und Beeinflussbarkeit menschlichen Verhaltens ausloten und zeigen, wie sich gerade an diesen Grenzen neue Möglichkeiten therapeutischen Handelns eröffnen. Der Band liefert eine Einführung in die Welt der Chaostheorie und der Komplexitätswissenschaften. Er bietet eine wissenschaftlich fundierte Antwort auf die Frage nach der organisierten Komplexität menschlichen Verhaltens. Psychotherapie auf der Grundlage der modernen Komplexitätsforschung akzeptiert die Nichtvorhersagbarkeit menschlichen Verhaltens, aber steht ihr nicht hilflos gegenüber.
"Dieses Buch ist eine großartige Einführung in die Komplexitätswissenschaft und zeichnet neueste Verfahren der Therapieforschung nach, die bereits schon länger bestehende therapeutische Ansätze durch Forschung nachvollziehbarer machen und zugleich bestärken. Zugleich ermutigt dieses Buch einen Transfer dieser Erkenntnisse in die Soziale Arbeit." socialnet.de
AUS DEM INHALT
1 Einleitung 7
2 Eine Landkarte für die Komplexität 9
3 Verstärken, Regulieren und Mischen 14
3.1 Was Systeme sind und wie man ihr Verhalten erfasst 14
3.2 Geschichten als lineale Ereignisabfolgen 19
3.3 Teuflische Explosivität in Verstärkungsschleifen 22
3.4 Regelkreise: Systeme, in denen sich die Kräfte von selbst ausgleichen... 26
3.5 Wenn das Vorzeichen wechselt - Diskontinuität des Feedbacks 30
3.6 Von schnellen und langsamen Prozessen 32
3.7 Ist das Ganze die Summe seiner Teile? 33
3.8 Systemdenken - Denken in Zusammenhängen 34
3.8.1 Häufige Probleme in komplizierten Systemen - Archetypen 35
3.8.2 Der Papiercomputer als einfaches Instrument der
Machtanalyse 38
3.8.3 Idiografische Systemmodelle in der therapeutischen Praxis 44
3.9 Nun wird es komplex 50
3.9.1 Voraussetzungen für das Auftreten von Chaos 59
3.9.2 Die Bedeutung von Chaos 62
4 Merkmale des Komplexen 64
4.1 Muster des Lebendigen 64
4.2 Musterhaftigkeit, Organisation und Ordnung 67
4.2.1 Zeitliche Muster 67
4.2.2 Räumliche Muster 73
4.3 Komplexität, Schmetterlingseffekt und fehlende Periodik 78
4.4 Wie der Schmetterling die Therapie verändert 82
5 Psychotherapeutische Veränderung als Ordnungsübergang 85
5.1 Synergetik - die Theorie der Ordnungsübergänge 85
5.2 Kugelschieben versus Landschaftsgestaltung 92
5.3 Therapie vor, während und nach einem Ordnungsübergang 100
5.3.1 Vor dem Ordnungsübergang: Umgang mit der Stabilität
leidvoller Attraktoren 103
5.3.2 Während des Ordnungsübergangs: Destabilisierung,
kritische Fluktuationen und kritisches Langsamerwerden 105
5.3.3 Nach dem Ordnungsübergang: Restabilisierung neuer
Attraktoren 107
6 Alles nur bunte Theorie? 108
6.1 Systemmodelle und Simulationsstudien 110
6.1.1 Das Generic Model von Orlinsky und Howard 110
6.1.2 Als die Theorien laufen lernten 113
6.2 Organisierte Komplexität in der therapeutischen Beziehung 118
6.2.1 Organisierte Komplexität in Planpartituren 123
6.2.2 Fraktale Dimensionalität als Maß für die Komplexität 124
6.2.3 Deterministisches Chaos in der psychotherapeutischen
Beziehungsgestaltung 128
6.2.4 Der Nachweis von Ordnungsübergängen 130
6.2.5 Therapie - ein chaotischer Prozess mit Ordnungsübergängen .... 134
6.3 Die Inhomogenität von psychotherapeutischen Prozessen 135
7 Schon Schluss? 139
Literatur 141
Sachregister 151