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Vorbestellen	Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a	Standorte: PL.SD Gött / College 1b - Sprache	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0

Nirgendwo entwickelte sich der Sprachnationalismus des 19. Jahrhunderts so rigoros und militant wie in Deutschland. Und nirgendwo waren die Folgen derart fatal. Karl-Heinz Göttert liefert mit seiner historischen Studie des Allgemeinen deutschen Sprachvereins eine bittere Realsatire aus dem Giftschrank der deutschen Kulturgeschichte ¿ mit hohem aktuellen Bezug. ¿Schmach über jeden Deutschen, der seine heilige Muttersprache schändet!¿ So wetterte Otto Sarrazin 1914 gegen alle, die es wagten, aus Fremdsprachen übernommene Lehnwörter zu verwenden. Er war der Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Sprachvereins, der zwischen 1886 und 1943 versuchte, die deutsche Sprache von fremden Einflüssen reinzuwaschen. Unter viel Applaus fochten seine Mitglieder darum, Worte wie ¿Sauce¿ oder ¿Dame¿ aus dem Wortschatz zu entfernen. Dabei verband sich dieser Kampf mit einem Chauvinismus, der geradewegs in Fremdenhass mündete, den Kriegsausbruch als Chance auf Deutsch als Weltsprache begrüßte und schließlich den Rassismus der Nazis aufnahm. Der Germanist Karl-Heinz Göttert hat die so erfolglose wie unheilvolle Geschichte dieses dogmatischen Intellektuellenzirkels umfassend recherchiert. Sein Buch zeigt, wie vernunftbegabte Bildungsbürger auf nationalistische Abwege geraten.

INHALT / / Prolog 11 / / »Pulver, Brot und Briefe waren die drei Hauptbedürfnisse« / Heinrich von Stephan 17 / / »Hochemotionalisierter Rauschzustand« / 1885 25 / / »Entsetzlich viel Mühe und Arbeit gemacht« / Herman Riegel 34 / / »Kriegserklärung gegen die französischen Eindringlinge« / Die Gründung 42 / / »Nur der tief Gebildete kann Sprachreinigung üben« / Mitglieder 51 / / »Mir fällt im Augenblick kein entsprechendes / deutsches Wort ein« / Ehrenmitglied Bismarck 62 / / »Unsere Altvorderen machten nicht viel Federlesens mit / den fremden Ausdrücken« / Entbehrliche Fremdwörter 68 / / / »Fühlen die Unterzeichneten sich gedrungen, öffentlich / zu erklären, daß sie solche Bevormundung entschieden / zurückweisen« / Erklärung der 41 76 / / »Wer es mit der deutschen Kultur überhaupt ernst nimmt, der / stößt dabei auf die mannigfaltigsten fremden Einflüsse« / Gegner aus den Reihen der Germanistik 92 / / »Kein ehrlicher deutscher Mann kann das Bestreben rügen, / echtgermanische Wörter vor Entfremdung und / Entwendung zu bewahren« / Verdeutschung und Eindeutschung 96 / / »Überhandnehmende Sprachverseuchung im Gasthofs- und / Vergnügungswesen« / Verdeutschungswörterbücher 108 / / »Um die Reinheit der Sprache in Meinem Heere zu fördern« / Arbeit mit den Institutionen 122 / / »Von dem widerwärtigen Zustande, der ein Schandfleck / ist auf dem Schilde deutscher Ehre« / Die Presse 132 / / »Franzosen und Amerikaner denken nicht daran, / internationalen Rücksichten ihre Muttersprache zu opfern« / Handwerk und Technik 137 / / »Vollständig berechtigt, anstatt der verwelschten Sauce / das Wort Salse zu brauchen« / Sauce und Dame, Zigarre und Adieu 145 / / / »Auch in dieser Spracherscheinung treten die alten Erbfehler / des deutschen Volkes hervor« / Wider die Engländerei 152 / / »Das Fremdwort als Zeichen nationaler Stumpfheit / und sprachlicher Versumpfung« / Polemik 160 / / »Wieder einmal vom e« / Sprachdummheiten 167 / / »Weltbewährungsprobe deutscher Innerlichkeit« / 1914 175 / / »Die Saat, die der Allgemeine Deutsche Sprachverein / ausgestreut hat, ist herrlich aufgegangen« / Aufruf an alle Deutschen 181 / / »Unter dem befreienden Einfluß des Krieges wagt hier / mancher eine Änderung in unserm Sinne« / Kriegsjahre 189 / / »Die Fremdwortverketzerung kommt den dunkelsten / Instinkten des unwissenden Rohlings entgegen« / Leo Spitzer 198 / / »Im deutschen Verfassungsgesetz überhaupt kein Platz / für irgendwelche Undeutschheiten« / Weimar 208 / / »Recht juristisches Deutsch« / Recht 217 / / / »Diese hochgelehrten Herren können gar nicht mehr einfach / sachlich denken und sich deutsch ausdrücken« / Wissenschaft 226 / / »Philosophie ist der systematische Mißbrauch einer eigens / hierzu erfundenen Terminologie« / Philosophie 234 / / »Die Fremdwörterei steht immer noch in Blüthe« / Literatur 241 / / »Was kann widersinniger sein als Allegro, welches ein / für alle Mal lustig heißt?« / Musik 249 / / »Neben dem fetten Praha kaum halb so groß und in Klammern / das dünne Prag« / Namen 257 / / »Der Gesamtverein und seine Zweigvereine sind nun / durch die Wahl des Vorsitzers nationalsozialistischer / Führung unterstellt« / 1933 265 / / »Der Deutsche Sprachverein ist die SA unserer Muttersprache« / Unterm Nationalsozialismus 276 / / »Schon aber hat die amtliche Sprachpflege begonnen« / Das Sprachpflegeamt 289 / / »Von der überfremdeten, entleerten Allerweltslässigkeit zum / deutsch-volkhaften Ursprünglichkeitswort« / Sprecherziehung 299 / / / »Blut und Boden, Rasse und Seele gelangen zum Ausdruck / in dem Wunderwerk der deutschen Sprache« / Rassismus und Antisemitismus 307 / / »Die welschen Vornamen müssen wieder verschwinden« / Sprachpolitik 321 / / »London vielleicht bald nur noch ein stinkender / Trümmerhaufen« / Wieder im Krieg 329 / / Epilog 340 / / Abbildungen 350 / / Dank 354 / / Literaturverzeichnis 356 / / Personenregister 363 / / Bildnachweis 368