Was lässt sich mit dem Begriff »Perversion« heute noch erfassen? Handelt es sich um eine sexualwissenschaftliche Klassi fizierung, um eine Geistesstörung, um eine amoralische Ab weichung, um eine hedonistische erotische Praxis oder nur um einen ver alteten Begriff? Benvenuto bezieht sich auf einige Etappen des psychoanalytischen Denkens (von Freud über Masud Khan und Robert Stoller zu Lacan) und schlägt einen neuen Zugang vor. In der Analyse ihrer unterschiedlichen Formen (Exhibitionismus, Voyeurismus, Masochismus, Sadismus, Fetischismus, Pädophilie ...) folgt er klinischen Fällen aus der analytischen Praxis, aber auch Filmen, Beispielen aus der Literatur und der gesellschaftlichen Wirklichkeit, sowie philosophischen Werken. Ein Kapitel über Transvestismus, das in der italienischen Ausgabe gestrichen wurde, ist in dieser Ausgabe enthalten.Biographisches: Sergio Benvenuto, Psychologe, Psychoanalytiker und Philosoph, forscht am Institut für Kognitionswissenschaften und Technologien in Rom (ISTC). Er ist Chefredakteur des Journal of European Psychoanalysis (Rom/New York) und italienisches Mitglied des Institut Européen d'Hautes Etudes en Psychanalyse. Zu seinen internationalen Publikationen zählen zahlreiche Monographien wie: Dicerie e pettegolezzi (Bologna: Il Mulino, 1999); Un cannibale alla nostra mensa (Bari: Dedalo, 2000); Accidia. La passione dell’indifferenza (Bologna: Il Mulino, 2008) und zusammen mit A. Molino, On Freud’s Tracks (New York: Aronson, 2008) und Perversionen. Sexualität, Ethik und Psychoanalyse (Wien: Turia & Kant, 2010, ital. Original 2005); sowie Aufsätze in: Lettre International, Texte, RISS und L’évolution psychiatrique.
Inhalt
EINLEITUNG ....................................................................................... 7
1. Geordnete Perversionen....................................................................9
2. Der Sternenhimmel der Seele ........................................................ 12
3. Abartigkeiten und Unterschiede....................................................14
4. Basteln............................................................................................. 18
5. Sexualität, Intersubjektivität.......................................................... 20
6. Die körperliche Metapher ............................................................ 23
7. Drei auseinanderlaufende Linien ................................................. 29
1. WAS SI ND PERVERSIONEN? ......................................... 31
1.1. Ethische Perversion ....................................................................... 31
1.2. Sex und Nächstenliebe...................................................................34
1.3. Die Perversion meidet die Eifersucht ...........................................36
1.4. Der ausschließende Blick. Exhibitionismus und Voyeurismus . . 42
1.5. Perversion des Selbstbewusstseins................................................. 46
1.6. Psychoanalytiker und Homosexuelle ...........................................49
1.7. Der perverse Homosexuelle .......................................................... 57
1.8. Das perverse Paar............................................................................61
1.9. Geschlecht und Gender .................................................................65
1.10. Ursprüngliche Weiblichkeit. Die Theorie von Robert Stoller . . . 72
1.11. Das transsexuelle Experiment........................................................ 76
1.12. Trauma spielen................................................................................79
1.13. Die perverse Tragödie..................................................................... 83
1.14. Betrug ............................................................................................. 87
2. MASOCHISMUS UND SADISMUS .................................91
2.1. Masochismus und Ausschließung................................................. 92
2.2. Der masochistische Protest............................................................ 94
2.3. Vom Leiden zum Handeln ............................................................ 97
2.4. V erträge...........................................................................................99
2.5. Verschluss und Schmerz. Zu einem Fall vonSerge Andre . . . . 103
2.6. Die leidenschaftslose sadistische Leidenschaft ..........................109
2.7. Lacan und die Phantasie von Sade ............................................. 113
2.8. Die Helden der Ungerechtigkeit..................................................119
2.9. Seven ............................................................................................. 122
2.10. Eine perverse Theorie der Perversionen?.....................................126
2.11. Der Sadist, der Durchschnittsbürger. Arendt und Milgram . . . 129
3. PERVERSE FRAUEN ...............................................................133
3.1. Ist die Weiblichkeit eine Perversion?........................................... 133
3.2. Die Rache von Carmen ...............................................................136
3.3. Die Unterworfene Schöne. Zu einem Fall von Masud Khan . . 140
3.4. Ein Mittel gegen die Angst vor dem Verlust der Potenz ...........144
3.5. Die Analyse als Perversion? ........................................................ 150
4. ENTWÖHNUNG DER PERVERSION? ............................153
4.1. Behandlung der Perversion...........................................................153
4.2. Ichspaltung.....................................................................................156
4.3. Heterodystonie.............................................................................. 161
4.4. Trauer und Entwöhnung .............................................................163
4.5. Sorge um den anderen ................................................................. 165
5. FETISCHISMUS UND TRANSVESTISMUS ...............169
5.1. Das widerspenstige Objekt.......................................................... 171
5.2. Eine Illusion mit einer großen Zukunft.......................................174
5.3. Die Frau verführt mit dem, was sie nicht hat ............................177
5.4. Die Illusion, die Illusion verloren zu haben................................ 180
5.5. Der Ungläubige, der glaubt........................................................ 184
5.6. Der barfüßige Prinz ......................................................................187
5.7. Erotischer Sozialismus ................................................................. 189
5.8. Transvestiten ................................................................................ 191
5.9. Der Neid auf das weibliche Trauma........................................... 194
ANHANG
FREUD UND DER MASOCHISMUS .................................... 201
1. Der Kerngedanke Freuds ............................................................ 201
2. Jenseits des Subjektprinzips ........................................................ 205
3. Ethik und Lustprinzip .................................................................207
4. Genuss als Tröstung..................................................................... 209
5. Schön, erhaben, da da ................................................................... 211
6. »Das ökonomische Problem des Masochismus«....................... 212
7. Die Schuld des M asochisten........................................................ 216
8. Schuld ist, den anderen zu schlagen ...........................................218
9. Der Ethik unterworfen.................................................................223
Anmerkungen...........................................................................................229
Bibliografie............................................................................................... 241
Register ....................................................................................................251