Alle Menschen wachsen in Interaktion mit ihren soziokulturellen Rahmenbedingungen auf, welche sehr unterschiedlich sein können. In diesem Band wird die Varianz psychischer Phänomene, Prozesse und Funktionsbereiche in ihrer Abhängigkeit vom kulturellen Kontext thematisiert. Enthalten sind u.a. Beiträge zur Wahrnehmungs- und Kognitionsforschung, zum Problemlösen, zur sprachlichen Kommunikation und zu kulturellen Unterschieden im Spracherwerb. Weiterhin wird auf die Kulturspezifität und Universalität von Emotionen und Motiven eingegangen oder auf die Entwicklung des moralischen Urteils unter verschiedenen Kulturbedingungen.
/ AUS DEM INHALT: / / / 1. Kapitel: Kulturvergleichende Wahrnehmungs-
und Kognitionsforschung
Von Song Yan, Gerd Lüer und Uta Lass
1 Wahrnehmung, Kognition und Kultur 1
1.1 Einführung 1
1.2 Kulturvergleichende Kognitionspsychologie 3
2 Kulturvergleichende Wahrnehmungsforschung 4
2.1 Optische Täuschungen 5
2.2 Tiefenwahrnehmung 10
2.3 Farbwahrnehmung 12
2.4 Gesichtserkennung 15
2.5 Psychologische Ästhetik 18
3 Kulturvergleichende Kognitionsforschung 21
3.1 Intelligenz 23
3.2 Kognitive Entwicklung 27
3.3 Kognitive Stile 29
3.4 Kognitive Informationsverarbeitung 33
3.4.1 Kategorisierung 33
3.4.2 Raumkognition 37
3.4.3 Gedächtnisleistungen 40
4 Fazit 44
Literatur 47
2. Kapitel: Problemlöseprozesse in kulturvergleichender
Perspektive
Von Stefan Strohschneider
1 Einleitung: Zum Zustand der kulturvergleichenden
Problemlöseforschung 59
2 Problemlösen als kulturelle Leistung: Konzeptuelle und
theoretische Grundlagen 60
XVIII Inhaltsverzeichnis
2.1 Zum Begriff des Problems 60
2.2 Methodische und erkenntnistheoretische Ansätze 62
2.3 Funktionalismus in der kulturvergleichenden Problemlöse-
forschung 63
3 Entscheidungsforschung: Der Umgang mit Wahrscheinlichkeit
und Risiko im Kulturvergleich 64
3.1 Entscheidung zwischen Alternativen und das Phänomen
der Overconfidence 65
3.2 Riskante Entscheidungen 66
3.3 Erklärungsansätze in der kulturvergleichenden Entscheidungs-
forschung - Eine zusammenfassende Übersicht 69
4 Denk- und Problemlösestile 70
4.1 Konkretes versus abstraktes Denken 71
4.2 Vigilanz - Vermeidung - Hypervigilanz 73
4.3 Analytischer versus am Vorbild orientierter Stil 75
4.4 Östliches versus westliches Denken 76
4.5 Stilunterschiede ost- und westdeutschen Denkens 78
4.6 Erklärungsansätze in der kulturvergleichenden Problemlösestil-
forschung - Eine zusammenfassende Übersicht 80
5 Strategien des Problemlösens im sozialen Kontext 81
5.1 Strategien der Bewältigung interpersonaler Konflikte 81
5.2 Problemlösen in Gruppen: Kollektive Prozessverluste? 85
5.3 Effekte kultureller Homogenität und Heterogenität 87
6 Der Umgang mit komplexen Problemen 90
7 Die Ursachen kultureller Unterschiede beim Problemlösen:
Versuch einer Zusammenfassung 93
7.1 Wissen und Können 94
7.2 Motivation 94
7.3 Werte und Weltanschauung 95
7.4 Eigenschaften der kulturellen, ökonomischen
und ökologischen Umwelt 96
8 Schlussbemerkungen 97
Literatur 98
3. Kapitel: Sprachliche Kommunikation im Kulturvergleich
Von Hede Helfrich
1 Sprache, Kultur und Kommunikation 109
2 Methodische Vorüberlegungen 111
Inhaltsverzeichnis XIX
2.1 Vergleichbarkeit sprachlicher Äußerungen 111
2.2 Vorgehensweisen bei der Datenerhebung 113
2.3 Auswahl der Stichproben 115
3 Die Sprache als artspezifisches Merkmal 117
3.1 Menschliche und tierische Kommunikation 117
3.2 Sprachliche Universalien 118
4 Die Sprache als kulturspezifisches Merkmal 120
4.1 Regeln und Konventionen 121
4.2 Linguistische Relativität 122
4.3 Kommunikative Relativität 123
5 Die Sprache als Werkzeug der Verständigung 124
5.1 Organon-Modell von Bühler 124
5.2 Kommunikationsmodell von Schulz von Thun 125
6 Kulturelle Determinanten der Sprachverwendung 127
6.1 Beschreibung und Klassifikation von Kulturen 127
6.2 Individualismus-Kollektivismus und Machtdistanz 129
6.3 Femininität-Maskulinität 137
6.4 Unsicherheitsvermeidung 139
6.5 Kulturelle Komplexität 140
6.6 Soziale Schicht und Minderheitenstatus 141
7 Schlussfolgerungen 143
7.1 Universalien und interkulturelle Unterschiede 143
7.2 Folgerungen für interkulturelle Begegnungen 144
7.3 Kritische Bemerkungen 145
Literatur 145
4. Kapitel: Kulturspezifischer Spracherwerb
Von Margrith A. Lin-Huber
1 Theoretische und methodische Ansätze in der Spracherwerbs-
forschung 157
1.1 Anlage-Umwelt-Kontroverse 157
1.2 Probleme des interkulturellen Vergleichs 159
1.3 Methodische Ansätze des Kulturvergleichs 162
1.3.1 Spracherwerbsforschung aus "etischer" Perspektive 162
1.3.2 Spracherwerbsforschung aus "emischer" Perspektive 164
2 Spracherwerb im gesellschaftlich-kulturellen Kontext 165
2.1 Kulturelle Unterstützung des Spracherwerbs 165
2.2 Spracherwerb durch sprachliche Sozialisation 166
XX Inhaltsverzeichnis
3 Kulturangepasste Forschungsmethoden 167
3.1 Das Modell von Shatz 167
3.2 Longitudinale Feldstudien 169
4 Kulturspezifischer Spracherwerb 170
4.1 Ethnografische Studien 170
4.1.1 Auswahl 170
4.1.2 Fragestellung 171
4.1.3 Datenerhebung 172
4.2 Einflüsse auf das Sprachlernen 173
4.2.1 Soziale Organisation der Gesellschaft 173
4.2.2 Funktion der Sprache in der sozialen Lebenswelt 175
4.2.3 Primäre Betreuungspersonen 177
4.2.4 Annahmen über die kindliche Natur 178
4.2.5 Vorstellungen vom Spracherwerb 179
4.2.6 Rolle des Kindes als Kommunikationspartner 181
4.3 Kulturelle Varianten des Spracherwerbs 182
4.3.1 West-Samoa 182
4.3.2 Kaiuli 184
4.3.3 Kawara'ae 185
4.3.4 Japan 186
4.3.5 Chinesische Gesellschaft 188
4.3.6 Westliche Mittelschicht 190
5 Spracherwerb im Kulturvergleich 193
5.1 Kommunikative Ausrichtung -. . . . 193
5.2 Spracherwerbs-Unterstützungssysteme 194
6 Soziokulturelle Unterschiede 197
7 Bikultureller Spracherwerb 200
Literatur 203
5. Kapitel: Emotion im Kulturvergleich
Von Wolfgang Friedlmeier und David Matsumoto
1 Einleitung 219
2 Strukturalistisches Paradigma der Emotionsforschung 222
2.1 Emotionserkennen 224
2.1.1 Universelle Merkmale 224
2.1.2 Kulturspezifische Unterschiede 225
2.2 Ausdrucksintensität 228
2.2.1 Universelle Merkmale 228
2.2.2 Kulturspezifische Unterschiede 229
Inhaltsverzeichnis XXI
2.3 Ausdrucksintensität und Rückschluss auf subjektives Erleben 230
2.3.1 Universelle Merkmale 230
2.3.2 Kulturspezifische Unterschiede 231
2.4 Darbietungsregeln 232
2.5 Mimik und Emotionsbegriffe als äquivalenter Standard 233
2.6 Zusammenfassung und kritische Würdigung 235
3 Funktionalistisches Paradigma 236
3.1 Anlässe 239
3.1.1 Kulturübergreifende Merkmale 239
3.1.2 Kulturspezifische Unterschiede 240
3.2 Bewertung 241
3.2.1 Kulturübergreifende Merkmale 241
3.2.2 Kulturspezifische Unterschiede 242
3.3 Handlungsbereitschaft 243
3.3.1 Kulturübergreifende Merkmale 243
3.3.2 Kulturspezifische Unterschiede 244
3.4 Peripherphysiologische Muster 245
3.4.1 Kulturübergreifende Merkmale 245
3.4.2 Kulturspezifische Unterschiede 246
3.5 Emotionskomponenten als äquivalenter Standard 246
3.6 Zusammenfassung und kritische Würdigung 247
4 Ko-Konstruktivistisches Paradigma 249
4.1 Ethnotheorien über Emotionen 251
4.1.1 Allgemeine Normen über Emotionen 251
4.1.2 Kulturspezifische Normen für einzelne Emotionsqualitäten . . . 252
4.1.3 Kulturspezifische Emotionsqualitäten 254
4.2 Ethnotheorien über Emotionsregulation 255
4.3 Emotionskomponenten als kulturvergleichender Standard 256
4.4 Zusammenfassung und kritische Würdigung 257
5 Entwicklungspsychologische Perspektive 258
5.1 Entwicklung von Emotionen 260
5.1.1 Universelle Grundausstattung von Ausdrucksmustern 260
5.1.2 Die Entwicklung von Emotionen beim Säugling in
der interpersonalen Regulation 261
5.1.3 Von inter- zu intrapersonaler Regulation:
Internalisierung der Ausdruckszeichen 263
5.2 Entwicklung der Emotionsregulation 264
5.3 Emotionale Kompetenz 265
5.4 Zusammenfassung und kritische Würdigung 266
6 Zusammenfassung und Ausblick 267
6.1 Allgemeine Schlussfolgerungen 267
6.2 Wichtige Aufgaben für die zukünftige Forschung zu Kultur
und Emotion 270
Literatur 271
XXII Inhaltsverzeichnis
6. Kapitel: Motivation im kulturellen Kontext
Von Hans-Joachim Kornadt
1 Einleitung 283
1.1 Interesse an kulturvergleichender Motivationsforschung 283
1.2 Zum Aufbau des Kapitels und zum Motiv-Konzept 284
1.3 Zum Kulturkonzept 285
2 Vorgeschichte der kulturvergleichenden Motivationsforschung 286
2.1 Anfänge 286
2.2 Wilhelm Wundt und Sigmund Freud 286
2.3 Weitere Entwicklung 288
3 Grundlegende theoretische Ansätze 289
3.1 Grundsätzliche Ziele der Motivationsforschung 289
3.2 Instinkt-, Trieb- und Evolutionstheorien 290
3.3 Freuds Psychoanalyse 293
3.4 Lerntheorien 294
3.5 Persönlichkeitstheorien 296
3.6 Das Strukturmodell universeller Werte und Motive
von Schwartz 297
3.7 Moderne Motivationstheorien 300
4 Frühe kulturvergleichende Untersuchungen 301
4.1 Erste Ansätze 301
4.2 Margaret Meads "Entdeckungen" über die Natur des Menschen 302
4.3 Kultur- und Persönlichkeitsforschung 303
4.4 Die "Six-Cultures-Study" 306
5 Kulturvergleich spezieller Motive 307
5.1 Das Bindungsmotiv 307
5.1.1 Theoretische Annahmen 308
5.1.2 Zur Universalität des Bindungsmotivs 309
5.1.3 Kulturspezifika 310
5.1.4 Unterschiede in der Bindungsqualität zwischen Kulturen 310
5.1.5 Die Bindungstheorie - zu "westlich"? 313
5.2 Das Leistungsmotiv 314
5.2.1 (Leistungs-)Motivationstheorie von McClelland 314
5.2.2 Höhe des Leistungsmotivs in verschiedenen Kulturen 317
5.2.3 Indikatoren des Leistungsmotivs 318
5.2.4 Genesebedingungen des Leistungsmotivs 319
5.2.5 Komponenten des Leistungsmotivs 321
5.2.6 "Das Leistungsmotiv" - überall qualitativ gleich? 324
5.2.7 Allgemeines Problem der Motivkonzepte 325
5.3 Das Aggressionsmotiv 326
5.3.1 Globale Aggressivitätsunterschiede zwischen Kulturen 326
5.3.2 Motivationstheorie der Aggression und
Aggressionshemmung 327
Inhaltsverzeichnis XXIII
5.3.3 Unterschiede im Aggressionsmotiv in vier (fünf) Kulturen . . . . 328
5.3.4 Aggressivitätsgenese und ihre Bedingungen im Längsschnitt . . . 331
5.3.5 Komponenten des Aggressionsmotivs im Kulturvergleich 332
5.3.6 Zusammenfassung: Allgemeine Bedingungen
der Aggressivitätsgenese 335
5.3.7 Allgemeine motivationstheoretische Schlussfolgerungen 336
6 Sonstige soziale Motive 337
6.1 Hilfe-Motiv - Altruismus 338
6.2 Anschlussmotiv 342
6.3 Anerkennungsmotiv 343
6.4 Amae 343
6.5 Machtmotiv 345
7 Primär physiologisch fundierte Motive 346
7.1 Hunger bzw. Nahrungsmittel-Toleranz 346
7.2 Sexualität 349
7.2.1 Kultur- und Geschlechtsdifferenzen 350
7.2.2 Homosexualität 352
8 Schlussbemerkung, Ausblick 355
Literatur 356
7. Kapitel: Persönlichkeit im Kulturvergleich
Von Hede Helfrich
1 Kulturvergleichende Erforschung von Persönlichkeit
und Individualität 377
1.1 Ziele 377
1.2 Kulturbegriff 378
1.3 Kultur und Persönlichkeit aus historischer Sicht 379
2 Methodologische Betrachtungen 380
2.1 Einzigartigkeit versus Verallgemeinerbarkeit 380
2.2 Innen- versus Außenperspektive 381
2.3 Kulturelle Voreingenommenheit versus kulturübergreifende
Äquivalenz 381
2.4 Kultur als unabhängige Variable 383
2.5 Struktur- versus Lagebetrachtung 385
3 Anlage-Umwelt-Kontroverse aus kulturvergleichender Sicht 386
3.1 Universelle und differenzielle "Natur" 386
3.2 Genetische Ausstattung und kultureller Einfluss 386
4 Kulturelle Unterschiede im sozioemotionalen Bereich 389
4.1 Kultur und Persönlichkeit aus psychoanalytischer Sicht 389
4.2 Dimensionale Beschreibung der Persönlichkeit 392
XXIV Inhaltsverzeichnis
4.2.1 Kulturübergreifende Gültigkeit von Persönlichkeits-
faktorenmodellen 392
4.2.2 Lageunterschiede auf einzelnen Persönlichkeitsfaktoren 395
5 Kulturelle Unterschiede in kognitiven Fähigkeiten und Leistungen 398
5.1 Defizit- versus Differenzmodell 398
5.2 Allgemeine Intelligenz versus spezifische Fähigkeiten
und Leistungen 399
5.3 Antezedenzien für kognitive Unterschiede 402
5.3.1 Individualistischer versus kollektivistischer Denkmodus 402
5.3.2 Konfuzianische Dynamik 403
5.3.3 Schrift und Sprache 404
5.3.4 Schulbildung 406
5.3.5 Minoritätenstatus 407
5.3.6 Armut 408
5.4 Ein Modell des Zusammenwirkens von Kultur und Kognition 410
6 Geschlechtsunterschiede im Kulturvergleich 414
6.1 Universalität und Kulturspezifität von Geschlechts-
unterschieden 414
6.2 Geschlechtsunterschiede und wirtschaftliche Entwicklung 416
6.3 Geschlechtsunterschiede und kulturelle Wertvorstellungen 418
7 Schlussbetrachtung 420
Literatur 424
8. Kapitel: Entwicklung im kulturellen Kontext
Von Gisela Trommsdorff
1 Einführung 435
2 Universalien und Kulturspezifika in der Entwicklung 439
2.1 Ausgangsthesen zu Universalien in der Entwicklung 439
2.2 Theorien zum Entwicklungsablauf 440
2.3 Ethologische Ansätze 442
2.4 Kultur und Natur in der Entwicklung:
Die Anlage-Umwelt-Kontroverse aus kulturvergleichender Sicht . . . . 444
2.4.1 Frühe Studien: Annahme unidirektionaler Einflüsse 444
2.4.2 Wechselwirkungen von Kultur und Persönlichkeit 445
2.4.3 Universalien und Kulturspezifika: Bedeutung von
genetischen und kulturellen Faktoren für verschiedene
Entwicklungsbereiche 447
2.4.4 Kulturelle oder genetische Weitergabe 449
Inhaltsverzeichnis XXV
2.5 Suche nach Kulturspezifika und Universalien in der Entwicklung:
Methodologische Implikationen 451
3 Kulturdimensionen als Ausgangspunkt kulturvergleichender Forschung . . . 453
3.1 Kontroversen in der kulturvergleichenden Psychologie
zum Kulturbegriff 453
3.2 Kulturdimensionen und individuelle Entwicklung 455 ...