Die Zweite Republik konstituierte sich in ihrem Selbstverständnis als Gegenthese zum Nationalsozialismus. Gleichzeitig war sie Tätergesellschaft mit all den damit verbundenen Narrativen und Abwehrhaltungen.
Im Zentrum des Buches steht die Frage, wie sich der, trotz aller gegenteiliger Beteuerungen, tief verwurzelte Antisemitismus in der »beobachteten Demokratie« der Nachkriegsjahre auf die Restitutions- und Gleichberechtigungsforderungen der österreichischen Juden und Jüdinnen ausgewirkt hat.
Die Autorin analysiert die politischen und parlamentarischen Diskurse, die Gesetzwerdungsprozesse und letztlich die Restitutionsgesetze und zeigt die ambivalente, ausgrenzende Haltung der politischen Eliten auf. Das Vorurteil, dass Juden und Jüdinnen, die ihr Eigentum zurückforderten, sich bereichern wollten, blieb dabei zentral. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Einleitung
Einige Annäherungen und Darstellung
der Vorgangsweise
Vermögenssicherung, Rückgabe und Restitution -
die unterschiedlichen Interessenlagen nach 1945
Allgemeine wirtschaftliche Rahmenbedingungen
in den ersten Nachkriegsjahren
Wirtschaftslenkung, Vermögenssicherung und Rückgabe -
Notwendiges, Gewolltes und Ungewolltes
Die Konstruktion der Entrechtung bei den
Restitutionsgesetzen - wenn nicht vermeiden,
dann erschweren
Die Rahmenbedingungen für die Restitutionspolitik
in den 1940er Jahren
Karl Renner. Der provisorische Staatskanzler -
kein Freund der Restitution gegenüberJuden und Jüdinnen
»Österreich hat nichts wiedergutzumachen« -
das Unschuldsnarrativ
Die ersten drei Rückstellungsgesetze -
das gesetzliche Spiegelbild der Restitutionspolitik
Die unschuldigen Opfer des Nationalsozialismus -
Realitätsbeschönigung als politische Strategie
Der mühsame Weg zum Nationalsozialistengesetz -
zwischen dem Anspruch der Entnazifizierung und der Empathie
gegenüber den »Ehemaligen«
Das frühe Werben um die »Ehemaligen« - das Eintreten für das
Wahlrecht für »Minderbelastete«, und warum diese Opfer waren
Fazit
Die Integration der »Ehemaligen« - verniedlicht,
verhätschelt, politisch umworben
Parteipolitische Personalpolitik von SPÖ und ÖVP
und der Umgang mit den »Ehemaligen«
Fazit
»Emigranten«, »Juden«, Restitution und die österreichische
Vermeidungspolitik
»Emigranten« statt »Flüchtlinge« - die Delegitimierung
der Flüchtlinge als politische Subjekte
Über Remigranten, die blieben und wieder gingen, die zufällig
Anwesenden und jene, die zurückkehrten, ohne es zu wollen
Individuelle Eindrücke über das Interesse an Politik und das
Interesse der Parteien an Jüdinnen und Juden als Parteimitglieder
Restitutionsforderungen und die österreichische
Blockadepolitik
Die internen Hindernisse aufjüdischer Seite als Selbstfesselung
Die österreichische Ping-Pong-Blockadepolitik
Restitutionsverhandlungen in der späteren Nachkriegszeit
Fazit
Schlussbetrachtungen
Anhang
Verwendete Protokolle
Verwendete Zeitungen und Zeitschriften
Literatur