Belastendes Erbe überwinden
„Das Innovative an Barbara Couverts Arbeit ist die Erweiterung der Psychogenealogie durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Ein interessanter Beitrag zur Diskussion, zwischen Geisteswissenschaft und Neurowissenschaft.“
Pour la science
Ereignisse, die sich über Generationen fortsetzen; Jahrestage, die auf unerklärliche Weise zusammenfallen; Krankheiten, die zutage fördern, was Vorfahren erlebt haben: Familiengeschichte kann voller Wiederholungen stecken. Erinnerungen, die eigentlich nicht unsere eigenen sind, erscheinen manchmal so präsent, dass sich das Wort Schicksal aufdrängt. Wie ist das möglich?
Barbara Couvert findet den Ursprung von geerbter Familiengeschichte in der Intensität der Emotionen, die ein Vorfahre angesichts eines traumatisierenden Ereignisses durchlebte. Diese Emotionen prägen sich in das Gedächtnis des Betroffenen ein, werden gespeichert und anschließend auf unsichtbare, jedoch sehr effiziente Weise weitergegeben.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zu Epigenetik, Traumafolgen und Spiegelneuronen beschreiben physiologische Prozesse, die verstehen lassen, inwieweit uns die Geschichte einer Vorfahr:in betreffen und prägen kann – mitunter noch bevor wir gezeugt wurden. Diese Erkenntnisse zeigen auch, dass sich dieses Erbe verändern lässt, und sie liefern Hinweise, wie das geschehen kann.
Couvert illustriert ihre Thesen an eindrücklichen Beispielen, unter anderem von Vincent und Théo Van Gogh, Arthur Rimbaud und Sigmund Freud wie auch von eigenen Patient:innen, Straftäter:innen und Überlebenden eines Völkermords.
Inhalt
Vorwort................................................................................................................8
1 Einleitung.......................................................................................................12
2 Emotionen und Gedächtnis.......................................................................15
Emotionen....................................................................................... 15
Vom Stimulus zu Emotionen........................................................16
Das Gedächtnis - körperliche Prägung, psychische Prägung... 19
Die Neuordnung der Erinnerungen...............................................21
Die Reaktivierung von Erinnerungen............................................ 22
Emotionen und Gedächtnis bei emotionaler
Erschütterung, Stress und Trauma.......................................24
Wiederholter oder chronischer Stress............................................. 27
Trauma und Traumatisierung...................................................... 29
Neurose, Schicksalsneurose, Lebensszenario.................................34
3 Die Somatisierung....................................................................................... 38
Körper und Seele.............................................................................39
Bestimmte Jahrestage.....................................................................41
Das psychosomatische Phänomen................................................ 45
Die Symbolik der Krankheiten.......................................................49
Die Dominanz der Werte................................................................50
4 Das Körpergedächtnis............................................................................... 53
Die Gehirnwellen............................................................................53
Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse
(HHN-Achse)......................................................................... 54
Das Gedächtnis unserer Gewebe................................................... 55
Ein Erbe, das man verändern kann - Die Entdeckungen
der Epigenetik........................................................................ 58
5 Die Familie - eine ganze Welt..................................................................62
Verbindungen und Generationsabfolge........................................ 62
Die Familie - ein System?.............................................................. 63
Das Hauptbuch mit Soll und Haben............................................. 66
Loyalität...........................................................................................69
Habitus......................................................................................... 73
Die Kommunikation in der Familie............................................76
6 »Wenn du erscheinst, mein Kind ...«...................................................78
Vornamen - Träger von Erinnerungen, Träumen
und Plänen.......................................................................... 78
Das Savant-Syndrom....................................................................87
Die Friedhofswärter....................................................................... 90
Ersatzkinder................................................................................ 90
Stellvertreterkinder.......................................................................94
7 Wiederholungen innerhalb der Familie............................................... 99
Das Jahrestag-Syndrom................................................................. 105
Sexuelle Gewalt.............................................................................. 112
Ein Verbrechen besonderer Art: minderjährige Mütter............123
8 Die Weitergabe beginnt vor der Geburt.................................................127
Über das Unbewusste von Individuen und das kollektive
Unbewusste einer Familie..................................................127
Die Vererbung von Traumata, die vor der Empfängnis
durchlebt wurden................................................................ 128
Genetik und Epigenetik..............................................................128
Die genomische Prägung durch die Eltern..................................131
Die Rolle der Väter bei der Weitergabe....................................... 133
Ein Erbe, das man neu programmieren kann.............................. 134
Die Weitergabe in der Gebärmutter............................................. 138
Die Hungersnot in den Niederlanden im Jahr 1944..................... 139
Die »Kinder des Eissturms«......................................................... 130
Der Völkermord an den Tutsi....................................................... 140
Die »psychische Transparenz«......................................................141
9 Die Weitergabe durch Beeinflussung im Alltag..................................143
Schädliches Umfeld.......................................................................143
Postmemory - eine belastende Erinnerung...................................150
»Auf einer Wellenlänge« - die Synchronisierung
der Gehirnaktivität................................................................ 156
Eine besondere Art der Kommunikation in Situationen
von starkem oder chronischem Stress.................................157
Transgenerationale Somatisierungen...........................................158
Das Familiengeheimnis.................................................................161
Der Zusammenstoß derGenerationen......................................... 162
Die Spiegelneuronen..................................................................... 165
10 Heilung und Resilienz............................................................................. 167
Resilienz..........................................................................................167
Eine anregende Umgebung.......................................................... 171
Eine Psychotherapie?.....................................................................173
Familienresilienz............................................................................175
11 Schlussfolgerungen................................................................................. 180
Danksagung....................................................................................................... 182
Literatur...............................................................................................................183
Über die Autorin................................................................................................192