(I-24/06-C3) (GM ZWs / PL)
Spätestens seit dem Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan und dem russischen Überfall auf die Ukraine wissen wir, dass die bislang geltende Ordnung an ihr Ende gekommen ist. Die Welt ist in Aufruhr. Doch wie wird sie sich neu sortieren, und wie wird sie im 21. Jahrhundert aussehen? Vor welchen Umwälzungen, Brüchen und Umbrüchen stehen wir?
Eine auf Werten und Normen fußende Weltordnung durchzusetzen, übersteigt die Fähigkeiten des Westens. Die USA, einst «Weltpolizist», befinden sich trotz internationalen Engagements auf dem Rückzug; die UN, der man diese Rolle ebenfalls zugedacht hatte, blockiert sich selbst. Und die Europäer sind schlicht nicht imstande, eine Weltordnung zu hüten. Eine prekäre, risikoreiche Lage, in der auch ein Blick in die Geschichte und auf frühere weltpolitische Konstellationen hilfreich ist, um Hinweise auf die künftige, sich jetzt herausbildende Ordnung zu erhalten.
Herfried Münkler zeigt in dieser gedankenfunkelnden geopolitischen Analyse, wo in Zukunft die Konfliktlinien verlaufen. Viel spricht dafür, dass ein neues System regionaler Einflusszonen entsteht, dominiert von fünf Großmächten. Wo liegen die Gefahren dieser neuen Ordnung, wo ihre Chancen? Wäre es ein austariertes Mächtegleichgewicht – oder Chaos? Und wie sollten sich Europa und Deutschland in den zu erwartenden globalen Auseinandersetzungen verhalten? Ein aufregender, Maßstäbe setzender Ausblick auf die Machtkonstellationen im 21. Jahrhundert. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung: Vom Wandel der Weltordnung 11
KAPITEL 1
Das jüngste Ringen um die politische Ordnung Europas -
und der Welt 29
Das Ende des Kalten Krieges: Deutschland und Europa rüsten
ab 31 - Friedensordnung I: das Vegetius-Modell 42 - Friedens
ordnung II: das Dante-Modell 48 - Friedensordnung III: das
Comte-Spencer-Modell 57 - Die europäische Integration als kon
kretisiertes Modell 62 - Wie lässt sich Russland in die europäische
Friedensordnung einbinden? 65 - Die Herausforderung einer
jeden Friedensordnung durch revisionistische Mächte 72 - Drei
Strategien im Umgang mit revisionistischen Mächten 76 - Die
strategischen Defizite der deutschen und europäischen Russland
politik 84 - Eine alternative Erklärung für den russischen Angriff
auf die Ukraine 88
KAPITEL 2
Geopolitik und Weltordnung 95
Eine kleine Typologie der Großreichsbildung 97 - Raumrevolu
tionen und ihre Bedeutung für die Vorstellung von «Welt» 105 -
Die «heliotrope» Abfolge der Imperien mit einigen bedeutenden
Ausnahmen 110 - «Westen» und «Osten» als geopolitische Ori
entierungsbegriffe 116 - Die Geostrategie der kontrollierten
Gegenküste 120 - Imperiale Staffelübergabe und das Ende der
europäischen Kolonialreiche 126 - Geopolitik und Wertebin
dung 129 - Geopolitische Mittellage: Deutschland als Beispiel 143
KAPITEL 3
Module der Weltordnung 163
Wie umfassend ist die «Welt» der Ordnung? 165 - Russische Geo
politik in der Nachfolge von Carl Schmitts Großraumtheorie 172 -
Polarität und Polarisierung 178 - Die Schlüsselfrage einer jeden
unipolaren Ordnung: Wer ist der «Herr» und «Hüter»? 184 -
Multipolare Ordnung und «Anarchie der Staatenwelt» 190 - Ein
Beispiel für Multipolarität: die europäischen Pentarchien 196 -
Die notorische Schwäche der Vereinten Nationen 207 - Die
Abhängigkeit der Weltordnung von den inneren Verhältnissen
großer und kleiner Mächte 209 - Die Ordnung des Binären 220 -
Symmetrie 226 - Souveränität 230 - Das Gleichgewicht der gro
ßen Mächte 236
KAPITEL 4
Erzählungen und Bilder der Weltordnung 245
Narrative und Symbole 247 - Das ukrainische Narrativ 252 - Das
russische Narrativ 255 - Das US-amerikanische Narrativ 267 -
Das chinesische Narrativ 277 - Die kritische Dimension der
imperialen Narrative 282 - Mythische Tiere und apokalyptische
Szenarien 283 - Leviathan und Behemoth bedrohen die Welt
ordnung 285 - Die Apokalypse des Johannes: das Narrativ vom
Untergang der falschen Ordnung 287 - Wer sind Behemoth und
Leviathan? Eine unendliche Debatte über die Weltordnung 295 -
Ein antikapitalistischer Blick auf Seemacht und Welthandel 305 -
Land und Meer: Carl Schmitt und die Ortung der Ordnung 315
KAPITEL 5
Analytiker des großen Umbruchs: Thukydides, Machia-
velli, Clausewitz 333
Drei Politiktheoretiker im Vergleich 335 - Thukydides’ palim
psestförmige Kriegsanalysen 345 - Der «letzte und wahre Grund»
des Krieges 359 - Machiavellis Dilemma 367 - Der weite Blick:
Machiavelli auf Gesandtschaftsreisen 370 - Lageanalyse und
Antizipationen der politischen Entwicklung 374 - Die Revolution
des Kriegswesens in der Clausewitzschen Analyse 384 - Clause
witz’ Theorie des «absoluten» und des «wirklichen» Krieges 391
KAPITEL 6
Die Weltordnung der großen Fünf 401
Warum fünf? Und nicht drei oder sieben? 403 - Einflusszonen
und konkurrierende Wertesysteme 418 - Was heißt unter diesen
Umständen «zweite Reihe»? 430 - Überlappungszonen und
Bruchlinien der Weltordnung 437 - Die Rückwirkungen der
entstehenden Weltordnung auf den Innenraum der fünf großen
Mächte 447
Anmerkungen 457
Literatur 505
Dank 526