Brisanter Debattenbeitrag gegen die Wegsperr-Mentalität
Gefängnisse sind trotz aller Reformen nach wie vor Schulen des Verbrechens. Bernd Maelicke, ein renommierter Experte auf dem Gebiet der Kriminal- und Sozialpolitik, positioniert sich seit Jahren entschieden als Gegner populärer Forderungen nach größerer Härte im Umgang mit Straftätern. Auf Basis langjähriger Erfahrungen und zahlreicher biografischer Fallbeispiele zeigt er das dramatische Missverständnis im deutschen Strafvollzug: Der Freiheitsentzug resozialisiert nicht, die Einflüsse der Gefängnis-Subkultur dominieren. Bei den meisten Straffälligen, insbesondere jungen, verspricht nicht Wegsperren Erfolg, sondern allein verlässliche soziale Beziehungen. Resozialisierung findet wesentlich nach der Entlassung statt. Unverantwortlich hohe Rückfallquoten sind Folgen der Systemmängel der Kriminalpolitik. Maelicke fordert eine differenzierte Debatte zu einem Thema, das Politiker nur in Wahlkampfzeiten, Medien nur bei Skandalen interessiert.
"Dieses Buch spiegelt die intensive Auseinandersetzung und Arbeit mit dem Thema Resozialisierung wieder, zeigt die Sinnlosigkeit und Ineffizienz von Ersatzfreiheitsstrafen auf, stellt die Gründe für den sog. Drehtürvollzug dar, zeigt realistische Möglichkeiten auf um leistungsfähige regionale und überregionale Resozialisierungsnetzwerke entstehen zu lassen, bildet erfolgreiche Projekte ab - deren Umsetzungen bundesweit auch als Regelangebote finanzierbar und realisierbar sind, fordert den Ausbau von Opferhilfen und Maßnahmen des Opferschutzes sowie die aktive Beteiligung der Opfer an adäquaten Formen der Wiedergutmachung ein.
Bernd Maelicke tritt mit dieser Veröffentlichung für eine wertschätzende, partizipierende, effektive und nicht zuletzt auch effiziente Resozialisierungspolitik ein, die ressourcen- und prozessorientiert den Menschen als handelndes und damit selbstwirksames Subjekt in den Mittelpunkt stellt.
Am meisten begeistert mich, dass dies endlich mal ein Buch ist, das von einer breiten Bevölkerungsschicht - auch weit ab von Fachpublikum - gelesen werden kann. Es ist leicht verständlich, bildhaft anschaulich, fachlich und persönlich.
Von einfacher Knastsprache bis hin zu gängiger fachlicher Amtssprache werden alle Vokabeln und Zusammenhänge genutzt, gehen ineinander über, tauchen ineinander ein. Historisch begründete sowie aktuelle sozialpolitische- und juristische Zusammenhänge eröffnen sich in interessantem, gut verständlichen Kontextwissen jeder Leserin/jedem Leser. Ein solches Buch schreiben zu können, bedeutet für mich, die Kunst der Informationsvermittlung zu beherrschen."
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Verfasser*innenangabe:
Bernd Maelicke
Jahr:
2015
Verlag:
München, Bertelsmann
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Systematik:
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GR.RA
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ISBN:
978-3-570-10219-0
2. ISBN:
3-570-10219-X
Beschreibung:
1. Aufl., 255 S.
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Sprache:
Deutsch
Fußnote:
Literaturverz. S. 247 - 249
Mediengruppe:
Buch