Die "Geschichte der ungarischen Literatur" stellt Epochen, Tendenzen und Werke der ungarischen Literatur von den Anfängen bis zum 21. Jahrhundert vor. Diese gut 800-jährige Geschichte, geprägt durch sprachliche Alleinstellung, vereint historische und kulturell-ideengeschichtliche Strömungen regionaler wie europäischer Art. Die Darstellung verfolgt einen wirkungsgeschichtlich „gesteuerten“ Vorgang historisch-poetologischer Veränderungen in der literarischen Schreibweise und Kommunikation. Untersucht wird einerseits der Wandel der literarischen Sprachverwendung, andererseits die Formen historischer Kulturtechniken, die der Literatur die jeweiligen Bedingungen von Vermittlung zwischen Produktion und Rezeption zur Verfügung stellen. Ein besonderes Augenmerk gilt hierbei der Moderne, in welcher der ungarischen
Literatur ein höchst produktiver und singulärer Umgang mit europäischen Themen und Horizonten sowie eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vorgeschichte gelang. (Verlagstext)
AUS DEM INHALT:
Inhalt
Vorwort des Herausgebers
Editorische Hinweise
I ältere ungarische Literatur (Peter Ötvös)
I.1 Einführung: Charakteristik der älteren ungarischen Literatur
I.2 Die Anfänge: Literatur in lateinischer Sprache
I.2.1 Literatur in ungarischer Sprache. Zwischen Oralität und Schriftlichkeit: Halotti beszed (Die Grabrede)
I.2.2 Das erste lyrische Gedicht in ungarischer Sprache:
Ömagyar Märia-siralom (Die altungarische Marienklage)
I.2.3 Historische Epik
I.2.4 Das Problem der ritterlich-höfischen Dichtung in Ungarn.
Das sogenannte virägenek (Blumenlied)
I.2.5 Ein Beispiel für die frühe Satire: die Cantilena des Ferenc Apäti
I.2.6 Preislied der Famiiiares: das Lied des Läszlo (Ladislaus) Geszti
I.3 Der Humanismus in Ungarn
I.4 Erasmus von Rotterdam in Ungarn und die Türkenfrage. Gattungen der Propaganda der Reformation
I.4.1 Gattungen der historischen Epik im 16. Jahrhundert
I.4.2 Die Leser und das Schrifttum in der Reformation: Gäspär Heltai (Kaspar Helth, um 1500-1574)
Exkurs 1: Leibarzt und Hofhistoriker: Jänos Zsämboky (Johannes Sambucus)
I.4.3 Versuch zur Selbsterkenntnis im Dienst der neuen Kirche: Peter Bornemisza
(1535-1584)
I.5 Der erste große Lyriker auf ungarischem Boden: Bälint Balassi (1554-1594)
I.5.1 Der Nachfolger von Balassi und Begründer seines literarischen Kultes: Jänos Rimay
(um 1570-1631)
Exkurs 2: über die Auslandsstudien ungarischer Studenten.
Wege zur europäischen Bildung
I.6 Europäischer Horizont und ungarische Ferne: Albert Szenci Molnär (1574-1634) 61
Exkurs 3: Martin Opitz in Siebenbürgen
I.7 Kontroversliteratur, Theologie und Volkserziehung:
Peter Päzmäny (1570-1637)
I.8 Dichtung, Politik und Treue zum Vaterland: Miklos Zrfnyi (1620-1664)
I.9 Gelehrte höfische Barockdichtung: Istvän Gyöngyösi (1629-1704)
I.10 Memoirenliteratur: Miklos Bethlen (1642-1716)
I.10.1 Bekenntnisse und Denkschrift des Fürsten Ferenc Räköczi II. (1676-1735)
I.10.2 Der treue Diener: Kelemen Mikes (1690-1761)
I.11 Die Ausstafperung der Worte und die neue Formkultur in der ungarischen Dichtung: Ferenc Faludi (1704-1779)
II Die dichterische Sprache als Ausdrucksmittel.
Klassizismen, Rokoko, Empfindsamkeit (Istvän Fried)
II.1 Auf dem Weg zur Ausdifferenzierung des literarischen Systems. Klassizismen in Ungarn
II.2 Polemiken um die Literatursprache. Die Spracherneuerung
III Kunstzentrierte Entfaltung des Literarischen.
Die klassische ungarische Literatur 1825-1890 (Pal S. Varga)
III.1 Klassizismus und Romantik
III.1.1 Schaffung einer lyrischen Sprechweise durch Deformation archaischer Redeweisen: die Lyrik von Ferenc Kölcsey (1790-1838)
III.1.2 Kölcseys Theorie der Nationalliteratur im Zeichen der Singularität der Großsubjekte
III.2 Entfaltung der romantischen Literatur
III.2.1 Besonderheiten der ungarischen Romantik
III.2.2 Paradigmen kollektiver Identität: Hungarus-Intelligenz, Adelsnation und Traditionsgemeinschaft
III.2.3 Sprachliche Konstitution des Ichs, der National- und Universalgeschichte durch Umwandlung und Kombination mythischer Topoi: Mihäly Vörösmarty (1800-1855) 150
III.2.4 Strukturwandel der literarischen öffentlichkeit
III.2.5 Aufstieg des Romans
III.2.6 Expansion und Multiplikation des lyrischen Ichs im Zeichen einer .dichterischen Umgangssprache': Sändor Peto'fi (1823-1849)
III.3 Die Spätromantik
III.3.1 Von Sändor Petöfi zu Jänos Arany: Auswirkung der ¿passiven Resistenz' - Rückzug des Lyrischen
III.3.2 Volkspoesie, Intertextualität, Architextualität als Vorgegebenheit nationaler Epik und singulärer Selbstaussprache: jänos Arany (1817-1882)
III.3.3 An der Grenze der Beherrschbarkeit der Sprache. Ironische Kritik der Durchsetzung romantischer Subjektivität: Jänos Vajda (1827-1897)
III.3.4 Im Spannungsfeld von Romanze und Tendenzroman: Mör Jökai (1825-1904) 236
III.3.5 Der historische Roman als Verschmelzung historischer Horizonte: Zsigmond Kemeny (1814-1875)
III.3.6 Spätromantische Deformation der romantischen Menschheitsdichtung:
Imre Madäch (1823-1864)
IV Die Wende zur Moderne 1882-1895 (György Eisemann)
IV.l Strukturwandel der literarischen öffentlichkeit und Veränderung der künstlerischen Wahrnehmungsweise
IV.2 Die Wende der kleinepischen Gattungen zur Moderne
IV.3.1 Anekdotismus, Historie und Multikulturalität in Werken von Kälmän Mikszäth
IV.3.2 Detektivstory und Reportage in der Hochliteratur
IV.4.1 Einflüsse des Naturalismus
IV.4.2 Feuilletonnovelle - dramatische Novelle
IV.5 Narration und Subjektivität
IV.6 Kunst, Mythos, Medialität
IV.7 Verdoppelung, Verwandlung, Phantastikum
IV.8 Lyrik nach Jänos Arany
V ästhetisierung der Sprache. Klassische Moderne zwischen Metaphysik des Artistischen und Neusituierung des Subjekts (um 1895-1932) (Csongor Lörincz)
V.1 Jahrhundertwende: Gesellschaft, Kultur, Politik. Lebensweltliche Muster und Paradigmen der literarischen Kommunikation
V.1.1 Anschlüsse an die Moderne - Konzepte der Modernität
V.1.2 Die Zeitschrift Nyugat (1908-1941)
V.2 Strömungen der Lyrik zwischen Spätromantik und unpersönlicher, ¿remedialisierter' Dichtung. Die beiden Hauptstränge der klassisch-modernen Lyrik in der ungarischen Literatur
V.2.1 Ichhafte und subjektivitätszentrierte Lyrik
V.2.1.1Symbolismus und Aufwertung des innovativen dichterischen Subjekts: zwischen etablierter Rolle und Auflösung der instituierten Sprechsituation
V.2.1.2 Das unglückliche Bewusstsein der Dichtung: die auf sich zurückreflektierte lyrische Individualität
V.2.2 ästhetizistische und gegenständliche Dichtung
V.2.2.1 Im Zeichen des Schönen: ästhetizismus und das artistische Subjekt
V.2.2.2 Erneuerung und Umdeutung der lyrischen Spätromantik
V.2.2.3 Antike Dichtungstradition und Neoklassizismus der Gegenwart
V.2.3 Das Ich als Dichter und die Stimmen der Gemeinschaft
V.3 Wege des Erzählens zwischen Naturalismus und polyphonen Narrationsmodi
Simulative und kausale Erzählwelten
V.3.1.1 Naturalismus und realistische Versöhnung im Sog der Sprachspiele
V.3.1.2 Kultur, Erziehung und narrative Identitätsfindung
V.3.1.3 Psychologische Prosa
V.3.2 Metaphorische und diskursive Erzählmodi
V.3.2.1 Jenseits des Psychologismus
V.3.2.2 Spannungen der Poetik der Erinnerung und erzählerischer Identitätsmodelle
V.3.2.3 Intellektualistische Prosa
VI Materialisierung der Sprache: Strömungen der Historischen Avantgarde 1915-1929/1938 (Zoltan Kekesi)
VI.1 Fünf Zeitschriften - fünf Strategien
VI.2 Die aktivistische Frühavantgarde (1915-1920)
VI.3 Die Literatur der materialisierten Sprache (1920-1926)
VI.4 Intermediale Experimente
VI.5 Die Medialisierung der Wahrnehmung
VI.6 Drama und Theater nach 1920
VI.7 Die Dichtung und die Medialisierung der Wahrnehmung
um 1926/27
VI.8 Wege aus der Avantgarde
VII Medialisierung des Literarischen (Ernö Kulcsar Szabö)
VII.1 Die Spätmoderne (1931/32-1960/1970)
VII.2 Medialisierung der Sprache, Desanthropologisierung, ¿Biologisierung' und ¿Technisierung' des Blicks vom Text: Lyrik in der Spätmoderne
VII.2.1 Strömungen und Interferenzen
VII.2.2 Unsichtbare Bilder und Verflüchtigung des Bekenntnishaften
VII.2.2.1 Lo'rinc Szabö (1900-1957)
Vll.2.2.2 Attila Jozsef (1905-1937)
VII.2.3 Abklang und Kontinuitätsbruch: Wege der Lyrik bis zur Wende der 1960er zu den 1970er Jahren
VII.3 Laterale Strukturbildung und konfigurative Ich-Konzepte: Erzählprosa in der Spätmoderne
VII.3.1 Sändor Märai (1900-1989)
VII.3.2 Läszlo Nemeth (1901-1975)
VIII.A Im Sog des Schrifttextes. Der literalistic turn in der ungarischen Nachmoderne ab 1960/1970 (Peter Szirak)
VIII.A.1 Herausbildung eines neuen Sprachverhaltens und Erneuerung der literarischen Diskursregeln. übergangsperiode 1960-1986
VIII.A.2 Wege der Erzählprosa
VIII.A.2.1 Der neue Horizont der Parabelhaftigkeit (Geza Ottlik und Miklos Meszöly)
VIII.A.2.2 Die Neuschreibungen der Parabel: Reduktion, Diskontinuität, Selbstspiegelung, Intertextualität, Medialisierung
VIII.A.2.3 Uminterpretieren der Gattungen und Diskurse: Familienroman und Erinnerungsroman
VIII.A.2.4 Zitationstechnik und rewriting: postmoderne ,Flicktexte'
VIII.A.2.5 Fragmentiertheit und Montage: die (post)moderne Kurzgeschichte
VIII.A.2.6 Multiplikation der Rollen und Perspektiven: Erinnerungsroman und autobiographischer Roman
VIII.A.2.7 Der neue historische Roman - im Netz von Texten
VIII.B Zwischen Sprachkritik, Neuer Sensibilität und .Poesis memoriae'. Lyrik nach 1960/1970 (Zoltän Kulcsär-Szabö)
VIII. B.l Epochenwandel?
VIII.B.2 Lyrik und Sprachkritik
VIII. B.3 Medialität
VIII.B.4 Poesie der Materialfehler
VIII. B.5 Subjektivität
VIII.B.6 Perspektiven der Dichtkunst nach 1989
IX Wege der Moderne: Drama und Theater (Gabriella Kiss)
IX.l Theater als Kunst: Herausbildung des Regietheaters
IX.1.1 Jenseits der Meininger
IX.l.2 Die schauspielpädagogische Funktion des bürgerlichen Lachtheaters
IX.1.3 Wege der Kunsttheater-Bewegung
IX.2 Vision und Wirklichkeit: jenseits der historischen Theateravantgarde
IX.2.1 Theaterexperimente um 1920
IX.2.2 Politisches Theater: die Tradition der doppelt metaphorischen Dekodierung
IX.2.3 Das Politische Schreiben: Neoavantgarde und ¿Zensur¿
IX.3 Vollendung und Ende des postbürgerlichen Illusionstheaters
Biogramme
Zeittafel
Ungarische Literatur in deutscher Sprache
Bildnachweis
Namensregister
Titelregister
Zeitschriftenregister