Die Bezeichnung »Neue Rechte« steht für einen intellektuellen Rechtsextremismus. Seine Akteure verstehen sich als ideologische Wegbereiter eines gesellschaftlichen Rechtsrucks, der autoritär-nationalistische Vorstellungen in reale Politik umsetzen will. Der Extremismusexperte Armin Pfahl-Traughber zeigt, wie die Neue Rechten systematisch demokratische Auffassungen delegitimiert, um die geistigen Voraussetzungen für einen politischen Wechsel herbeizuführen.
Das »Institut für Staatspolitik« gilt als Zentrum der Neuen Rechten und der bedeutsamsten Vertreter des intellektuellen Rechtsextremismus. Sie beschränken sich nicht nur auf Publikationen und Seminare. Mit ihren Auffassungen wollen sie Jugendbewegungen ideologisieren, Protestbewegungen politisieren und auf die AfD einwirken. Um das Gefahrenpotenzial, das von ihnen ausgeht, besser einschätzen zu können, analysiert Pfahl-Traughber ihre geistigen Vorbilder, ideologischen Grundpositionen, einschlägigen Publikationsorgane und Strategien.
INHALT
VORWORT 11
1
EINLEITUNG UND ERKENNTNISINTERESSEN 13
1. 1 Bedeutung der Neuen Rechten als politisches Thema 13
1.2 Erkenntnisinteressen hinsichtlich der Neuen Rechten 15
1.3 Arbeitsbegriffe »Extremismus« und »Rechtsextremismus« 16
1.4 Diffuse Begriffsverwendungen von »Neue Rechte« 17
1.5 Definition: Was die »Neue Rechte« ist 18
1.6 Erläuterung: Was die »Neue Rechte« nicht ist 19
1.7 Das angeblich »Neue« an der Neuen Rechten 21
1.8 »Konservativismus« und »Rechtsextremismus« im Verhältnis 22
1.9 Brückenspektrum als Handlungsort und Übergangsbereich 23
1.10 Forschungsentwicklung und-stand zur Neuen Rechten 25
2
KONSERVATIVE REVOLUTION
DER WEIMARER REPUBLIK ALS VORBILD 27
2.1 »Konservative Revolution« als scheinbarer politischer Widerspruch 27
2.2 Eingrenzung der Forschungskontroverse über die Sammelbezeichnung 29
2.3 Akteure: Ernst Jünger, Carl Schmitt, Oswald Spengler 30
2.4 Akteure: Arthur Moeller van den Bruck, Edgar Julius Jung, Werner Best 31
2.5 Positionen: Ablehnung von Aufklärung und Vernunft 3 3
2.6 Positionen: Frontstellung gegen Menschenrechte und Pluralismus 34
2.7 Positionen: Bejahung eines (neuen) Nationalismus 35
2.8 Positionen: Einforderung einer diktatorischen Herrschaft 36
2.9 Konservative Revolution und Nationalsozialismus 38
2.10 Bilanzierende Einschätzung der Konservativen Revolution 3 9
3
ANDERE DENKER ALS INTELLEKTUELLE VORBILDER 41
3.1 Besondere Klassiker der Philosophie 41
3.2 Soziologische Befürworter einer Eliteherrschaft 43
3.3 Nationalrevolutionäre Intellektuelle der 1920er-Jahre 44
3.4 Akteure und Anhänger eines Euro-Faschismus 45
3.5 Konservative Nachkriegssoziologen 46
3.6 Nationalrevolutionäre Gruppen in den 1970er-Jahren 48
3.7 Exponenten der frühen französischen Neuen Rechten 49
3.8 Einzelne Intellektuelle mit spezifischer Orientierung 50
3.9 Art und Intensität der Rezeption der Vorbilder 51
3.10 Demokratietheoretische Einschätzung der Vorbilder 5 3
4
AKTEURE DER GEGENWÄRTIGEN NEUEN RECHTEN 55
4.1 Armin Mohler: Leitfigur der Neuen Rechten 5 5
4.2 Günter Maschke: Epigone von Carl Schmitt 57
4.3 Alain de Benoist: der französische Vordenker 58
4.4 Karlheinz Weißmann: Publizist und Theoretiker 59
4.5 Götz Kubitschek: Organisator und Stratege 60
4.6 Thor von Waldstein: Jurist und Schmittianer 62
4.7 Martin Lichtmesz: Publizist und Übersetzer 63
4.8 Benedikt Kaiser: »Produktpiraterie« bei linken Strategien 64
4.9 David Engels: Althistoriker und Spengler-Verehrer 66
4.10 Akteure der Neuen Rechten im Vergleich 67
5
EINRICHTUNGEN, PUBLIKATIONSORGANE UND VERLAGE 69
5.1 »Criticon« als frühes Publikationsforum 69
5.2 »Thule-Seminar« als gescheitertes Unternehmen 71
5.3 »Junge Freiheit« als »Konservative Revolution« 72
5.4 »Cato« als konservatives Theorieorgan 73
5.5 »Institut für Staatspolitik« als Thinktank 74
5.6 »Sezession« als Theorieorgan und Zeitschriftenprojekt 76
5.7 Buchprogramm des »Antaios-Verlags« 77
5.8 Besonderheiten der »Kaplaken«-Schriftenreihe 78
5.9 Buchprogramm des »Jungeuropa«-Verlags 80
5.10 Bilanzierende Einschätzung der Organisationsformen 81
6
POSITIONEN ZU VERSCHIEDENEN THEMEN 83
6.1 Berufung auf die Denker der Konservativen Revolution 83
6.2 Huldigung als politischer Klassiker: Carl Schmitt 85
6.3 Faszination für einen faschistischen Habitus 86
6.4 Dominanter Bedeutungsgehalt ethnischer Identität 87
6.5 »Bewusste Nation« als idealisiertes Ordnungsmodell 88
6.6 »Solidarischer Patriotismus« für die Wirtschaftspolitik 90
6.7 »Ethnopluralismus« als postulierter Gegensatz zum Rassismus 91
6.8 »Großer Austausch« als Diskurselement zur Migration 92
6.9 Selbstermächtigungen zum »Widerstand« 94
6.10 Diffusität der eigenen Staatskonzeption 9 5
7
STRATEGIEN FÜR DIE POLITISCHE WIRKUNG 97
7.1 Ausrichtung an »Kulturrevolution« und »Metapolitik« 97
7.2 Bedeutung der Theoriearbeit für die politische Wirkung 99
7.3 Begriffsbesetzungen und-umdeutungen als Praxis 100
7.4 Diskurs mit »Maskierung« und »Mimikry« 101
7.5 Erkenntnis des Feindes beziehungsweise Hauptfeindes 103
7.6 »Provokation« im öffentlichen Raum 104
7.7 »Lernen von links« für strategische Orientierungen 105
7.8 Einforderung einer »Mosaik-Rechten« als Option 106
7.9 Bruch aufgrund unterschiedlicher Strategien 108
7.10 »Fundamentalopposition« statt »Selbstverharmlosung« 109
8
AUSWIRKUNGEN UND KONTAKTE INS POLITISCHE UMFELD 111
8.1 Einstellung zum traditionellen Rechtsextremismus 111
8.2 Einfluss auf die AfD als parteipolitisches Instrument 113
8.3 Einfluss auf die parteinahe »Erasmus-Stiftung« 114
8.4 Gemeinsamkeiten mit der »Identitären Bewegung« 115
8.5 Auftritte bei »Legida« - und »Pegida« -Veranstaltungen 116
8.6 »Compact« als Publikationsorgan mit größerer Verbreitung 118
8.7 »Ein Prozent« als Unterstützungsnetzwerk 119
8.8 Beziehung zum »eigentümlich frei«-Komplex 120
8.9 Einschätzung und Einstellung zu Sarrazins Wirkung 122
8.10 Einschätzung der Kooperationen und Wirkung 123
9
DEMOKRATIE- UND EXTREMISMUSTHEORETISCHE
EINSCHÄTZUNG 125
9.1 Anmerkungen zu Kategorien, Quellen und der Verallgemeinerbarkeit der Vorstellungen 125
9.2 Einstellung zu politischen Klassikern als Vorbildern 127
9.3 Allgemeine ideologische Grundlagen und ihre Implikationen 128
9.4 Einstellung zu Menschenrechten als Wertekonsens 129
9.5 Einstellung zu Homogenität als Strukturprinzip 131
9.6 Einstellung zum Pluralismus als Strukturprinzip 132
9.7 Einstellung zur Geschichtsdeutung des Nationalsozialismus 133
9.8 Einstellung zur Judenfeindschaft als Thema 135
9.9 Einstellung zur Gewalt als Handlungsstil 136
9.10 Einstellung zum Systemwechsel als Umsturz 137
10
SCHLUSSWORT UND ZUSAMMENFASSUNG 139
10.1 Bilanzierende Definition der Neuen Rechten 139
10.2 Extremismustheoretische Einschätzung der Neuen Rechten 141
10.3 Funktionen der Neuen Rechten im Selbstverständnis 142
10.4 Diffusität der Ideologie im politischen Programm 143
10.5 Diffusität der Positionen im öffentlichen Wirken 145
10.6 Bedeutung der Neuen Rechten im politischen »Rechtsruck« 146
10.7 Gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Neuen Rechten 147
10.8 Extremistisches Gefahrenpotenzial der Neuen Rechten 148
10.9 Diskurs- und Ideologiekritik gegenüber der Neuen Rechten 150
10.10 Bilanzierende Einschätzung zur Neuen Rechten 151
NACHWORT 153
LITERATURVERZEICHNIS 155
ANMERKUNGEN 167
ÜBER DEN AUTOR 182