(I-14/05-C3) (GM ZWs / SC)Täglich in den Medien verbreitete Begriffe wie "Fundamentalisten", "Extremisten" oder "Terroristen" assoziieren den Islam mit irrationalen Formen von Gewalt- und Herrschaftsausübung. Das vorliegende Buch lässt die Protagonisten der islamischen Welt selbst zu Wort kommen, deren Stimmen nach dem "Arabischen Frühling" lauter und vernehmbarer geworden sind.
Imad Mustafa stellt die bekanntesten politischen islamischen Bewegungen und Denker in einen historischen und gesellschaftlichen Kontext, indem er ihre programmatischen Schriften und Reden übersetzt und kritisch analysiert. Er tritt damit zugleich den Nachweis an, dass es sich bei den vorgestellten Gruppen aus dem Nahen Osten und Nordafrika um genuin politische Organisationen handelt.
Ausgehend von den historischen Ursprüngen des modernen politischen Islams im 19. Jahrhundert zeichnet der Autor die Entwicklung bis zum heutigen Tag nach. Eine zentrale Quelle der aktuellen Hochblüte islamischer Politik ortet er im Denken arabischer Intellektueller gegen Ende des Osmanischen Reiches. Von Beirut, Kairo und Damaskus aus setzten sie sich mit den Folgen einer lang andauernden, als erniedrigend empfundenen Fremdherrschaft auseinander. Der Ruf nach einer Änderung der sozialen und politischen Verhältnisse sowie nach national-religiöser Erneuerung schallte schon damals durch die gesamte arabische Welt. Er bildete die Grundlage für fast alle aktuellen islamischen Bewegungen.
Anhand ihrer politischen, religiösen, ideologischen, ökonomischen sowie sozialen Standpunkte werden bekannte Organisationen miteinander verglichen. Für westliche Medienkonsumenten wird dabei eine erstaunliche Vielfalt offenbar. Damit wird das gängige Vorurteil entkräftet, der Islam und die islamischen Bewegungen würden einen einheitlichen Block bilden. Der Autor weist nach, wie differenziert das Spektrum politisch-islamischen Denkens ist und widerspricht damit dem herkömmlichen Bild eines monolithischen islamischen Fundamentalismus.
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Vorwort 9
Kapitel Eins
Moderner Islam: Von Reformen und Utopien 13
1. Die koloniale Eroberung des Orients im 19. und 20. Jahrhundert 17
2. Islamisches Erwachen 19
3. Die Uberwindung der Tradition: Der Idschtihad 22
4. Dschamal al-Din al-Afghani (1839-1897) 23
5. Muhammad Abduh (1849-1905) 26
6. Hassan al-Banna (1906-1949) 31
7. Sayyid Qutb (1906-1966) 37
8. Urbaner Protest und Politischer Islam 42
Kapitel Zwei
Entstehungsbedingungen und religiös-ideologisches Selbstverständnis
islamischer Bewegungen und Parteien 47
1. Hizbollah: Islamische Revolution und nationaler Widerstand 49
1.1 Schiitisches Erwachen und die Bewegung der Unterprivilegierten 50
1.2 Die ideologischen Grundlagen der Hizbollah -
Widerstand, Revolution und Dschihad 53
1.2.1 Widerstand im Angesicht des Feindes 57
1.2.2 Ideologische Schmiermittel: Dschihad und Martyrium 60
2. Die Hamas als Kind der Intifada - Nationaler Widerstand gegen Besatzung. 62
2.1 Hamas' Selbstverständnis: Im Spannungsfeld
von nationaler Befreiung und religiöser Mobilisierung 67
2.2 Von der "Befreiung Palästinas" zur "Beendigung der Besatzung" 70
2.3 Ist die Hamas antisemitisch? 72
3. Der Sturz Mubaraks und die Gründung der FJP
im Geiste des Arabischen Frühlings 74
3.1 Von der inneren Mission zur gesellschaftlichen Reform 78
4. Hizb al-Nur - Die Partei des Lichts, oder:
Salafistisches Erwachen in Ägypten 83
4.1 Die Ursprünge: Die Salafisten aus Alexandria 84
4.2 Die Scharia als Richtschnur und Kompass 86
Kapitel Drei
Islamische Politik zwischen Staatlichkeit und nationalem Widerstand ... .95
1. Der islamische Staat als normgeleiteter Raum 96
1.1 Gott, Gesetz und Souveränität 97
1.2 Schura als islamisches Gebot für Demokratie? 98
z . Hizbollah: Die Libanonisierung der Hizbollah 101
2.1 Die Integration ins politische System -
die Nationalisierung des Widerstands 101
2.2 Die Hizbollah, Iran und Syrien: Symbiose oder Unabhängigkeit? 109
2.3 Das Verhältnis zu Israel: Zwischen Propaganda und Anerkennung .... 115
3. Hamas: Vom militärischen Kampf zum politischen Prozess 119
3.11987-1993: Intifada und Konsolidierung 119
3.2 1993-2006: Oslo, Dschihad und Rückzug ins Politische 123
3.3 2006 bis heute: Die Hamas an der Regierung - Pragmatismus pur 127
4. Die FJP: Versuch einer pragmatischen Anpassung 133
4.1 Grundlegung: Der Tugendstaat der FJP 134
4.2 Die Ausgestaltung des Staates: Republikanischer Parlamentarismus,
Gewaltenteilung und Pluralismus 139
4.3 Die Außenpolitik 142
5. Die Partei des Lichts - Gegenspieler oder Verbündeter der Muslimbrüder? 144
5.1 Weder theokratisch noch säkular: Der staatsbürgerliche Staat der Nur . .146
5.2 Außenpolitische Vorstellungen 151
Kapitel Vier
Sozioökonomische Positionen 157
1. Eigentum, Gerechtigkeit und Fürsorge: Leitlinien islamischer Ökonomien . 157
1.1 Privateigentum als Gunst Gottes, oder: Ohne Fleiß kein Preis 159
1.2 Eigentum verpflichtet: Die Zakat - Das Gebot der Fürsorge 161
2. Hizbollah: Erlöserin der Entrechteten und Verdammten 162
2.1 Ökonomische Entwicklung und Wohlfahrt im Dienste der Armen . . . .164
3. Hamas: Gescheiterte Entwicklung zwischen Blockade und Isolation 170
3.1 Wirtschaftliche Entwicklung im Schatten anhaltender Besatzung? 172
3.2 Soziale Reform als Voraussetzung gesellschaftlichen Zusammenhalts . . .176
4. Die FJP: Wer nicht arbeitet, der soll nicht essen 178
4.1 Eine "islamische Alternative" für die Wirtschaft? 180
4.2 Ziele des Wirtschaftssystems: Wachstum, Wettbewerb und Rendite. ... 183
4.3 Die Zakat als freiwillig-obligatorischer Modus sozialer Wohlfahrt 186
5. Die al-Nur-Partei: Ökonomische Reform im Schatten des Korans 191
5-i Die Würde des Menschen
als höchstes Ziel der Wirtschaftsordnung 192
5.2 Ein Entwicklungsprogramm für Ägypten:
Arbeit, Forschung, Landwirtschaft 193
5.3 Isiamic Banking und Anti-Trust-Gesetze 196
5.4 Gesundheit und Bildung als Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum . 198
Schlussbetrachtung 201
Quellen- und Literaturverzeichnis 205
Glossar arabischer Begriffe 215
Anhang
Hamas' politische Positionen im Lichte des Arabischen Frühlings 221
Rede Hassan Nasrallahs anlässlich des 13. Jahrestags des Abzugs der
israelischen Besatzungstruppen aus dem Südlibanon 225
Presseerklärung der Hamas vom 13. Juni 2013 zum Konflikt in Syrien,
internen Konflikten und weiteren Positionen 229