Nichtsuizidale Selbstverletzungen erschrecken und befremden nicht nur Angehörige, sondern auch viele Professionelle. Sie wecken Gefu¨hle von Hilflosigkeit, Schuld und Wut, Traurigkeit und Ekel. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen begegnen dementsprechend nicht selten einer Wand von Unverständnis und Ablehnung, Kritik und Vorwu¨rfen. Dabei ist Selbstverletzung ein Jahrtausende altes, charakteristisch menschliches Verhalten in der Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens, mit seinen Bedrohungen und Gefahren, mit Unglück und Trauer, mit Mu¨hsal und persönlichem Scheitern. Ziel des Buches ist es, Menschen, die sich selbst verletzen, mit einer Haltung von Gelassenheit und Akzeptanz, Wertschätzung und Respekt begegnen zu können. Wilhelm Rotthaus vermittelt dazu therapeutische Konzepte fu¨r Gespräche mit den Betroffenen und ihren Angehörigen und stellt unterschiedliche Vorgehensweisen mit konkreten Anregungen fu¨r die Praxis vor. Nicht zuletzt stellt das Buch Kriterien zur Verfu¨gung, die einen möglichen Übergang von der Selbstverletzung zu einem suizidalen Verhalten anzeigen.
Inhalt
1 Einleitung 9
2 Klinisches Erscheinungsbild ..................................................................13
2.1 Beschreibung..................................................................................13
2.2 Nicht zum NSSV zählende selbstverletzende Verhaltensweisen ..... 17
2.2.1 Selbstverletzungen von Kindern im Säuglings- und
Kleinkindalter.................................................................................. 17
2.2.2 Selbstverletzungen von Kindern und Jugendlichen mit
Autismusspektrumstörung..............................................................18
2.2.3 Selbstverletzungen von Kindern und Jugendlichen mit
geistiger Behinderung......................................................................19
2.2.4 Tätowierungen und Piercings.........................................................21
2.2.5 Selbstverletzungen im Rahmen von Kunstaktionen......................25
2.3 Selbstverletzung und Suizid........................................................... 26
2.4 Häufigkeit........................................................................................30
2.5 Verlauf..............................................................................................31
2.5.1 Frühwarnsignale............................................................................. 31
2.5.2 Langzeitverlauf................................................................................33
2.6 Komorbidität....................................................................................33
2.7 Diagnostische Verfahren.................................................................34
3 Selbstverletzendes Verhalten: Ein kulturhistorischer
Überblick.................................................................. 36
3.1 Der Schutz vor weltlichem (erotischen) Begehren und
Versündigung..................................................................................37
3.2 Bußrituale zur Befreiung von Schuld............................................ 37
3.3 Negativer Affekt und Stress bei als existenziell erlebter
Bedrohung........................................................................................ 40
3.4 Streben nach einem veränderten Bewusstseinszustand............... 41
3.5 Selbstverletzungen im Rahmen von Kulthandlungen................... 41
3.6 Trauer und Verzweiflung.................................................................42
3.7 Selbstverletzendes Verhalten als Übergangsritual........................43
3.8 Steigerung der eigenen Attraktivität............................................ 45
4 Selbstverletzendes Verhalten von Tieren................................. 48
5 Erklärungsmodelle .................................................................. 50
5.1 Risikofaktoren..................................................................................50
5.1.1 Schwierigkeiten bei Emotionsregulation und
Problembewältigung........................................................................50
5.1.2 Familiäre Einflüsse..........................................................................52
5.1.3 Konflikte mit Gleichaltrigen und Mobbing.................................... 60
5.1.4 Soziale Ansteckung..........................................................................61
5.1.5 Einfluss von Medien........................................................................62
5.1.6 Trauma und sexueller Missbrauch.................................................64
5.1.7 Störung der Impulskontrolle........................................................... 66
5.1.8 Schlafprobleme................................................................................67
5.1.9 Psychische Störungen als Risikofaktor...........................................68
5.2 Funktionen des nichtsuizidalen selbstverletzenden Verhaltens . 69
5.2.1 Entlastung von einem nicht aushaltbaren Erregungsniveau .... 69
5.2.2 NSSV als Selbstfürsorge................................................................. 72
5.2.3 Selbstbestrafung..............................................................................73
5.2.4 Suizidprophylaxe..............................................................................74
5.2.5 Wahrung der interpersonellen Grenzen und Stärkung des
Kontrollerlebens.............................................................................. 75
5.2.6 NSSV als eine nonverbale Botschaft...............................................76
5.2.7 NSSV als »cry for change«............................................................. 79
5.2.8 NSSV als Problemlösungsversuch.................................................80
5.2.9 NSSV als Ritual................................................................................82
5.3 Aufrechterhaltung des selbstverletzenden Verhaltens................. 82
5.4 Neurobiologische Erklärungen.......................................................84
6 Generelle Empfehlungen für den Umgang mit
selbstverletzendem Verhalten ..................................................................87
6.1 »Forderungskatalog« von Menschen, die sich selbst verletzen .. 87
6.2 Verhalten von Personen des Umfelds bei akuten
Selbstverletzungen..........................................................................89
6.3 Wundreinigung und -Versorgung...................................................89
6.4 Weichen stellen während der Wundversorgung............................90
6.5 Die Bill of Rights in der medizinischen und psychologisch
psychiatrischen Versorgung von Menschen, die sich selbst
verletzen............................................................................... 91
6.5.1 Präambel............................................................................................91
6.6 Ersatzhandlungen für selbstverletzendes Verhalten und
rechtzeitige Unterbrechung des Erregungsaufbaus...................... 95
6.7 Atemübung für mehr Entspannung: Den Atem verlängern......... 96
6.8 Die außengerichtete Wahrnehmung fokussieren:
Die 5-4-3-2-1-Übung......................................................................97
7 Therapieansätze der verschiedenen
Psychotherapieverfahren.................................................................. 99
7.1 Vorbemerkung...................................................................................99
7.2 Therapieansätze der Psychodynamischen Therapie ................... 100
7.3 Übertragungsfokussierte Psychotherapie im Jugendalter (TEP) 101
7.4 Psychodynamic Interpersonal Therapy (PIT)................................101
7.5 Therapieansätze der Verhaltenstherapie......................................102
7.5.1 Kognitiv-behaviorale Therapie (CBT)............................................ 102
7.5.2 Problemlösetherapie (PST, Problem Solving Therapy)................. 103
7.5.3 Dialektisch-behaviorale Therapie (DBT für Erwachsene,
DBT-A für Jugendliche)..................................................................103
7.5.4 Das Cutting-Down-Programm (CPD).............................................. 104
7.6 Mentalisierungsbasierte Therapie für Adoleszente MBT-A...........105
7.6.1 Mentalisierungsbasierte Familientherapie (MBFT)......................106
7.7 Die Personal Construct Psychotherapy (PCP)................................107
8 Aspekte eines systemischen Störungsverständnisses 110
9 Systemtherapeutisches Vorgehen .........................................................115
9.1 Das Erstgespräch/Förderung der Therapiemotivation................. 115
9.2 Fragen zur Einschätzung des NSSV.............................................. 121
9.3 Hohen Stress und emotionale Belastung bewältigen................... 125
9.4 Das soziale Atom.............................................................................131
9.5 Therapeutische Gespräche mit den Familienmitgliedern............. 134
9.6 Die Wahl des Settings als therapeutische Intervention............. 141
9.7 NSSV als Signal für einen anstehenden Entwicklungsschritt... 145
9.8 Das NSSV als eine Entscheidung der Jugendlichen......................149
9.9 Förderung der Mentalisierungsfähigkeit...................................... 150
9.10 Exploration von Widerstand gegen Gewalt durch andere........... 157
9.11 Die Bedeutung von Kontroll- und Selbstwirksamkeits
erfahrungen.................................................................................... 160
9.12 Die Ressourcen-Timeline................................................................. 164
10 Musiktherapie ............................................................................................168
11 Stationäre Therapie ..................................................................................170
12 Medikamentöse Therapie ..................................................................175
13 Selbstverletzendes Verhalten in der Schule .................................177
14 Selbstverletzendes Verhalten in der Jugendhilfe................................. 180
Literatur .............................................................................................................183
Jugendliteratur...........................................................................................200
Websites zum Thema NSSV......................................................................201
Über den Autor ...................................................................................................202