Dieses Buch erschließt ein faszinierendes neuartiges Verständnis der Ursachen und Folgen von Traumata und schenkt jedem, der die zerstörerische Wirkung eines solchen Erlebnisses kennengelernt hat, Hoffnung und Klarheit. Traumata sind eines der großen gesundheitlichen Probleme unserer Zeit, nicht nur weil sie bei Unfall- und Verbrechensopfern eine so große Rolle spielen, sondern auch wegen der weniger offensichtlichen, aber gleichermaßen katastrophalen Auswirkungen sexueller und familiärer Gewalt und der verheerenden Wirkung von Mißbrauch, Mißhandlung, Vernachlässigung und Substanzabhängigkeiten.
Bessel van der Kolk, der seit über dreißig Jahren in den Bereichen der Forschung und der klinischen Praxis an vorderster Front aktiv ist, beschreibt in seinem neuen Buch, daß das Entsetzen und die Isolation im Zentrum eines jeden Traumas buchstäblich Gehirn und Körper verändern. Neue Erkenntnisse über die Überlebensinstinkte erklären, warum Traumatisierte von unvorstellbaren Ängsten, Taubheitsempfindungen und unerträglicher Wut heimgesucht werden und wie Traumata ihre Fähigkeit, sich zu konzentrieren, sich zu erinnern, Vertrauensbeziehungen aufzubauen und sich in ihrem eigenen Körper zu Hause zu fühlen, negativ beeinflussen. Weil sie oft das Gefühl haben, ihr Leben nicht selbst steuern zu können, und weil sie wegen erfolgloser Therapien frustriert sind, fürchten viele von ihnen, eine Heilung sei für sie unmöglich geworden.
Das Buch "Der Körper vergißt nicht" beschreibt auf inspirierende Weise, wie sich eine Gruppe von Therapeuten und Wissenschaftlern zusammen mit ihren Patienten bemühten, neueste Erkenntnisse aus den Bereichen der Gehirn- und Bindungsforschung sowie über Körpergewahrsein in Behandlungsmethoden zu integrieren, die geeignet sind, Traumatisierte von der Tyrannei ihrer Vergangenheit zu befreien. Diese neuen Wege zur Genesung aktivieren die natürliche Plastizität des Gehirns und nutzen sie, um gestörte Funktionen zu reorganisieren und die Fähigkeit, "zu wissen, was man weiß, und zu fühlen, was man fühlt", wiederherzustellen. Außerdem erschließen sie Erlebnisse, die jenen Empfindungen der Hilflosigkeit und Unsichtbarkeit, die mit Traumata verbunden sind, unmittelbar entgegenwirken, und ermöglichen es so Erwachsenen wie Kindern, ihren Körper und ihr Leben zurückzuerobern.
Nach der Lektüre dieses Buches werden die Leser Ehrfurcht vor der menschlichen Resilienz und der Macht unserer Beziehungen, zu verletzen und zu heilen, verspüren - ob im geschützten Raum der Familie oder in größeren Zusammenhängen.
REZENSION:" Fazit / "Verkörperter Schrecken" bildet das Lebenswerk eines wichtigen und schaffensreichen Traumaforschers in nachdrücklicher Weise ab. Van der Kolk gelingt damit ein umfangreiches und sowohl theoretisch fundiertes, wie empirisch belegtes Fachbuch zum Verständnis von Traumatisierungen (erster Teil) sowie zur Therapie von Traumatisierungen (zweiter Teil). Insgesamt bleibt das Buch eine Art Paradox, es ist ein umfangreiches und gehaltvolles Grundlagenwerk, das gleichzeitig sehr persönlich das etablierte Wissen und Handeln in der Traumatherapie kommentiert. Im ersten Buchteil wird u.a, die Funktionsweise des Gehirns, die Folgen von Traumatisierungen auf die Funktionalität unterschiedlicher Hirnregionen und für das Körperempfinden, das Verhalten der betroffenen Menschen erläutert. Für van der Kolk sind Beziehungen ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Therapie. Im Buch wird ebenfalls an vielen Stellen das Konzept der Selbstempfindung in seiner neurologischen Nachweisbarkeit aber auch in seiner zentralen Bedeutung für die Handlungsfähigkeit betrachtet und herausgearbeitet, die dann auch wiederum mit dem Körpergewahrsein verbunden ist. Van der Kolk setzt sich auch mit den pharmakologischen Möglichkeiten in der Traumabehandlung sehr (selbst-) kritisch und gestützt auf Studien auseinander. Entwicklungsbezogene Traumatisierung von Kindern ist ein herausstechendes Thema in "Verkörperter Schrecken", so wie im Therapeutenleben von Bessel van der Kolk. Für in der Kindheit traumatisierte Menschen plädiert Bessel van der Kolk eine eigenständigen Kategorie im DSM-Katalog der APA zu etablieren, die "Entwicklungsbezogene Traumatisierung", um die sozialen Ursachen dieses Leids sichtbar zu machen und zu geeigneteren Therapieformen zu kommen. Der zentrale Faden durch das gesamte Buch ist ein Plädoyer für mehr körperbezogene Traumatherapie (Bottum-up). Die Beschreibungen und Begründung zu diesen Ansätzen werden durch intentive Fallbeschreibungen, Praxisbeispiele und empirische Studien gerahmt. Neben den in eigenen Kapiteln vorgestellten Therapieformen (Pesso-Therapie, Theaterarbeit, Yoga etc.) nennt van der Kolk etliche weitere Möglichkeiten der körperbasierten Arbeit mit traumatisierten Menschen, von denen viele aus fernöstlicher Tradition stammen. / Die Auswahl und Bewertung der vorgestellten praktischen Therapieansätze verheimlicht an keiner Stelle die persönliche Präferenzen van der Kolks. Dieses Vorgehen, gepaart mit der gründlichen Vorstellung seiner Erfahrung, von Fallbeispielen und empirischen Belegen macht das Buch besonders und wertvoll. Hier spricht die langjährige und sehr breit gefächerte Beschäftigung mit traumatisierten Menschen. Das Buch bietet sich besonders für Menschen an, die bereits Grundlagenwissen und/oder Erfahrungen im Bereich der Traumatherapie besitzen. Ohne ein solches Wissen könnte die fast ausschließlich geringschätzige Erwähnen von "Redekuren" (gemeint sind alle rein sprachlichen Formen der Traumatherapie) als Uninformiertheit oder Voreingenommenheit gelesen werden. In diesem Buch wird man immer wieder blättern, um sich bei der Arbeit mit traumatisierten Menschen theoretisch und praktisch zu orientieren. Obwohl es als gewichtiges Grundlagenwerk einzuordnen ist, bleibt "Verkörperter Schrecken" leicht und filigran, deutet noch unreife, neue Entwicklungen und Wege in der Traumatherapie und im Verständnis von Traumatisierungen an. "Verkörperter Schrecken" kann allen Menschen, die therapeutisch, pädagogisch aber auch wissenschaftlich zum Thema Traumatisierung arbeiten sehr empfohlen werden." socialnet - vollständige Rez siehe Link
AUS DEM INHALT: / / Prolog: Konfrontation mit dem Trauma 9 / TEIL I Die Wiederentdeckung des Traumas / 1 | Was wir von Vietnamveteranen lernen können 15 / 2 | Revolutionen im Verständnis von Geist und Gehirn 33 / 3 | Ein Blick ins Gehirn: Die neurowissenschaftliche Revolution 53 / TEIL II Was Ihr Gehirn über das Trauma sagt / 4 | Ums Leben laufen: Die Anatomie des Überlebens 65 / 5 | Verbindungen zwischen Körper und Gehirn 91 / 6 | Verlust des Körpers, Verlust des Selbst 107 / TEIL III Der Geist von Kindern / 7 | Auf einer Wellenlänge sein: Bindung und Einstimmung 129 / 8 | In Beziehungen gefangen: Was Mißbrauch, Mißhandlung und Vernachlässigung kosten 151 / 9 | Was hat Liebe mit alldem zu tun? 166 / 10 | Das entwicklungsbezogene Trauma: Eine verborgene Epidemie 182 / TEIL IV Traumaspuren / 11 | Enthüllen von Geheimnissen: Das Problem der traumatischen Erinnerung 207 / 12 | Die unerträgliche Schwere des Erinnerns 222 / 6 o VERKÖRPERTERSCHRECKEN / TEIL V Wege zur Genesung / 13 | Heilung vom Trauma: Sich Körper und Geist wieder zu eigen machen 243 / 14 | Sprache: Wunder und Tyrannei 275 / 15 | Sich von der Vergangenheit lösen: EMDR 296 / 16 | Lernen, den eigenen Körper zu bewohnen: Yoga 313 / 17 | Die Einzelteile zusammenfügen: Self-Leadership 329 / 18 | Die Löcher füllen: Strukturen schaffen 352 / 19 | Das Gehirn neu vernetzen: Neurofeedback 367 / 20 | Die eigene Stimme finden: Gemeinschaftsrhythmen und Theater 392 / Epilog: Entscheidungen, die getroffen werden müssen 412 / Danksagung 425 / Anhang: Consensus Proposed Criteria for Developmental Trauma Disorder 427 / Ressourcen 431 / Weiterführende Literatur 433 / Anmerkungen 436 / Personen- und Stichwortverzeichnis 482