Dieses Buch fokussiert die Arbeit in den ambulanten Hilfe-, Betreuungs- und Begleitzentren unserer Kommunen bei psychosozialen Konfliktlagen. Besonders die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, selbstverständlich begleitend die mit deren Eltern und anderen Bezugspersonen, steht hier auf dem Programm. Die Arbeit wird i.d.R. getragen und geleistet von HeilpädagogInnen und SozialarbeiterInnen im Auftrag der städtischen Jugend- und Sozialämter. Nach den Richtlinien des Sozialgesetzbuches SGB, besonders des SGB VIII zur Kinder- und Jugendhilfe, wird Eingliederungshilfe angeboten. Kindliche und jugendliche Konfliktlagen und die damit oft verbundenen seelischen Störungen, wie sie der § 35a des SGB VIII beschreibt, erfordern hiernach die Gewährung pädagogischer und damit verbunden therapeutischer Leistungen. Des Weiteren werden heilpädagogische Leistungen im Rahmen der Frühförderung nach §54 Absatz 1 SGB XII in Verbindung mit §55 Absatz 2 SGB IX angeboten. Hierbei kommen verschiedene Formen der Psychotherapie infrage, insbesondere die bei Kindern und Jugendlichen höchst angemessenen künstlerischen Therapien. Diese umfassen alle Ausdrucksformen der Kunst, beispielsweise bildnerische, psychodramatische oder musikalische Versuche, die psychischen Konfliktlagen in ein Bild, eine Plastik, eine musikalische Improvisation, eine Familienskulptur oder in eine Performance zu bringen. Solche therapeutischen Leistungen sind grundsätzlich auch Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe, wenn von anderer Seite keine Finanzierung der Hilfeleistung gewährleistet ist. Das Buch zeigt exemplarisch, mit wem und wie in solchen Zentren gearbeitet wird. Es zeigt, wie im Sand- und Rollenspiel, im sog. Jeux Dramatiques, im Puppenspiel und Familientheater, aber auch in den herkömmlichen bildnerischen Verfahren des Zeichnens, Malens und Plastizierens die Nöte der Heranwachsenden zum Ausdruck kommen. Es berichtet auch über die Rahmenbedingungen dieser Arbeit, will also multiplikatorisch wirken, den interessierten LeserInnen zeigen, wie solche Zentren aufgebaut, organisiert und finanziell gesichert werden können. Das Buch eröffnet ein neues Berufsfeld der Kunsttherapie im ambulanten Arbeitsfeld, ganz im Sinne des 13. Berichts der Bundesregierung zur Lage der Kinder und Jugendlichen (2009), der vorschlägt, die kreativen Methoden in einem neu zu definierenden Feld der Gesundheitspädagogik nicht nur einzubringen, sondern stärker zu berücksichtigen.
AUS DEM INHALT
1Vorwort
Die Herausgeber 9
2Der soziale Brennpunkt
2.1 Eine soziologische Betrachtung des Sozialen Brennpunkts 15
Roger WDufern
2.2 Menschen im Brennpunkt 24
2.2.1 Multiproblemfamilien 24
Nicole Kißler
2.2.2 Familien mit Migrationshintergrund 33
Anja Beier und Nicole Kißler
2.2.3 Schulische Ausgangslage belasteter Schüler 39
Peter Heuchert
3Methodische Angebote mit Fallbeispielen
3.1 Künstlerische Therapien als Methoden heilpädagogischen Handelns 47
Karl-Heinz Menzen
3.1.1 Anlass der Vorstellung und Indikation 47
3.1.2 Methoden der heilpädagogischen Kunsttherapie 49
3.2 Von Farben und Formen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen 55
Karl-Heinz Menzen
3.3 Von plastischer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen 71
Karl-Heinz Menzen, Georg Schönenborn, Beatrix Beutinger-Menzen
3-4 Performance der tanzenden Tücher -
Ausdrucksförderung im Jeux Oramatiques und Tanz
Anja Beier und Addis Buchanan 91
3.5 Musiktherapie in Kombination mit Elementen der systemischen
Familienberatung 105
Roger WDufern
3.6 Multimodale Kunsttherapie bei einem Jungen mit Erfahrungen
sexualisierter Gewalt 120
Anja Beier
3.7 Interkulturelle, kreative Familienschule 134
Natalia Basina, Ulrike Hagemann
3.8 Puppenspiel mit Kindern in unterschiedlichen Lebenslagen 141
Verena Schuppener
4Sozialrechtliche und finanzielle Verankerung
der Arbeit künstlerischer Therapien
4.1 Künstlerische Therapien zwischen klinischer Versorgung
und Eingliederungshilfe 149
Karl-Heinz Menzen
4.2 Künstlerische Therapien als Leistungen der Heilpädagogik
in der ambulanten Frühförderung und Jugendhilfe 156
Roger WDufern
4.2.1 Frühförderung 156
4.2.2 Ambulante Jugendhilfe 158
4.3 Andere Wege der Trägerschaft ambulanter künstlerischer Therapien:
Freie Solidargemeinschaft, Förderverein und integrierte Versorgung 160
Roger IVDufern
5Rahmenbedingungen kunsttherapeutischen Arbeitens
in der ambulanten Praxis
5.1 Institutionelle, räumliche und interdisziplinäre Aspekte 169
Roger WDufern
5.2 Maßnahmen der Qualitätssicherung im ambulanten kunsttherapeutischen
Handeln 172
Roger WDufern
5.3 Formale Regelungen 175
Anja Beier
5.4 Dokumentation im sozialen Brennpunkt 177
Floridus Kaiser
6Ausblick
Zukunftsperspektiven ambulanten kunsttherapeutischen Handelns
im sozialen Brennpunkt 183
Die Herausgeber
7Anhang
7.1 Hinweise zu den Autorinnen 189
7.2 Literaturverzeichnis 192
7.3 Aufnahmepapiere und Vereinssatzung 201