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Wie schon in "Wien. Ein Fall" (BA 5/03) entfaltet Zielinski ein Kaleidoskop menschlicher Schicksale. Diesmal ist der Roman im Polen der Gegenwart angesiedelt. Auch hier werden die Personen und ihre Beziehungen untereinander in kurzen, in sich abgeschlossenen Kapiteln dargestellt. Sie stammen aus allen Generationen und Schichten: Ehemalige KP-Funktionäre, die mit alten Methoden im neuen System reüssieren; unverbesserliche Romantiker, die schon immer zwischen allen Stühlen saßen; junge Frauen, die mit Zynismus und Sex ihren Weg machen wollen. Sie alle sind quasi Verkörperungen der "nationalen Bewusstseinsspaltung", die in Polen allgegenwärtig sei, wie Mirski, ein heruntergekommener Posaunist, formuliert. Die Weichsel steht demgegenüber als Metapher für das "ewige Polen". Der Sarkasmus, der "Wien. Ein Fall" auszeichnet, kommt diesmal nicht recht zum Zuge. Der Roman hat einige Längen. Wer trotzdem weiterliest, wird durch das fulminante Ende entschädigt, das zugleich eine Liebeserklärung an Polen mit all seinen Widersprüchen ist. Möglich in Bibliotheken ab mittlerer Größe.