Die moderne Wissenschaft hat tiefgreifend unser Verständnis der Natur geprägt. In den letzten drei Jahrhunderten bildete diese Idee der Natur den Hintergrund all unseres Tuns. Aufgrund der ökologischen Folgen des menschlichen Handelns tritt die Natur jedoch heute aus dem Hintergrund auf die Bühne, wie Bruno Latour in seinem faszinierenden Buch zeigt. Die Luft, die Meere, die Gletscher, das Klima, die Böden, alles interagiert mit uns. Wir haben die Epoche der Geohistorie betreten, das Zeitalter des Anthropozäns ¿ mit dem Risiko eines Krieges aller gegen alle.
Die alte Natur verschwindet und weicht einem Wesen, das schwierig zu bestimmen ist. Es ist alles andere als stabil und besteht aus einer Reihe von Feedbackschleifen in ständiger Bewegung. Gaia ist sein Name. Latour argumentiert, dass die komplexe und mehrdeutige Gaia-Hypothese, wie sie von James Lovelock entwickelt wurde, ein idealer Weg ist, um die ethischen, politischen, theologischen und wissenschaftlichen Aspekte des nunmehr veralteten Begriffs der Natur zu entwirren. Er legt den Grundstein für eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Theologen, Aktivisten und Künstlern, während wir beginnen, mit dem neuen Klimaregime zu leben.
Aus dem Inhalt:
EINLEITUNG 13 // ERSTER VORTRAG 21 // Über die Instabilität (des Begriffs) der Natur // Die Beziehung zur Welt mutiert * Vier Arten, sich von der Ökologie verrückt machen zu lassen * Die Instabilität des Verhältnisses Natur/Kultur * Die Berufung auf die menschliche Natur * Der Rekurs auf die »natürliche Welt« * Die Pseudo-Kontroverse über das Klima leistet uns einen großen Dienst * / »Sagt Euren Herren, daß die Wissenschaftler auf dem Kriegspfad sind!« * Wo versucht wird, von der »Natur« zur Welt überzuwechseln * Wie der Herausforderung zu begegnen ist // ZWEITER VORTRAG 77 // Wie wir der Natur (kein) Leben einhauchen können // »Störende Wahrheiten« * Beschreiben, um zu alarmieren * Wo man sich auf die Wirkungsmächte konzentriert * Von der Schwierigkeit, Menschen von Nichtmenschen zu unterscheiden * »Und doch bewegt sie sich« * Eine Neufassung des Naturrechts * Über eine ärgerliche Tendenz, Ursache und Schöpfung zu verwechseln * Auf dem Weg zu einer Natur, die keine Religion mehr ist? // Gaia, eine (endlich profane) Gestalt der Natur // Galilei, Lovelock: Zwei symmetrische Entdeckungen * Gaia, ein mythischer Name, hochgefährlich für eine wissenschaftliche Theorie * Eine Parallele zu Pasteurs Mikroben * Auch bei Lovelock wimmelt es von Mikroakteuren * Wie läßt sich die Vorstellung von einem System vermeiden? * Die Organismen passen sich ihrer Umgebung nicht an, sie stellen sie her * / Eine gewisse Komplikation des Darwinismus * Der Raum, ein Kind der Geschichte // VIERTER VORTRAG 193 // Das A nthropozän und die Zerstörung (des Bilds) des Globus // Das Anthropozän: eine Innovation * Mente et Malleo * Ein anfechtbarer Ausdruck für eine ungewisse Epoche * Eine ideale Gelegenheit, die Figuren Mensch und Natur zu sprengen * / Sloterdijk oder der theologische Ursprung des Bilds der Sphäre * Die Vermischung von Wissenschaft und Globus * Tyrrell gegen Lovelock * Die Rückwirkungsschleifen zeichnen keinen Globus * Endlich, ein neues Kompositionsprinzip * Melancholia oder das Ende des Globus // Wie können die verschiedenen Völker (der Natur) einberufen werden? // Zwei Leviathane, zwei Kosmologien * Wie können wir den Krieg der Götter vermeiden? * Ein gefahrvolles diplomatisches Projekt * Die Unmöglichkeit der Einberufung eines / »Volks der Natur« * Wie können wir der Verhandlung eine Chance geben? * Uber den Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion * Unsicherheit über den Sinn des Worts / »Ende« * Ein Vergleich der kämpfenden Kollektive * Verzicht auf jede natürliche Religion // SECHSTER VORTRAG 313 // Wie soll man dem Zeitenende (k)ein Ende bereiten? // Das Schicksalsjahr 1610 * Stephen Toulmin und die wissenschaftliche Gegenrevolution * Auf der Suche nach dem religiösen Ursprung der »Enthemmung« * Das sonderbare Projekt, das Paradies auf Erden zu schaffen * Erik Voegelin und die Wandlungen des Gnostizismus * Uber einen apokalyptischen / Ursprung der Klimaskepsis * Vom Religiösen über das Säkulare zum Irdischen * Ein »Volk der Gaia«? * Was auf die A nschuldigung, »apokalyptische Reden« zu halten, zu antworten ist // Die Staaten (der Natur) zwischen Krieg und Frieden // »Das Große Gehege« von Caspar David Friedrich * Das Ende des Staates der Natur * Von der richtigen Dosierung Carl Schmitts * »Wir suchen den normativen Sinn der Erde« * / Vom Unterschied zwischen Krieg und polizeilicher Maßnahme * Wie sollen wir uns Gaia zuwenden? * Menschen gegen Erdverbundene * Lernen, die im Kampf befindlichen Territorien zu orten // ACHTER VORTRAG 431 // Wie sollen die kämpfenden (natürlichen) Territorien regiert werden? // Im Verhandlungstheater, Les Amandiers, Mai 2015 * Lernen, sich ohne obersten Schlichter zu versammeln * Ausweitung der Konferenz auf nichtmenschliche Lebewesen * Multiplizierung der Beteiligten * Die kritischen Zonen abgrenzen * Den Sinn des Staats wiederfinden * Laudato si'! * Endlich Gaia gegenüber * »Land in Sicht!« // BIBLIOGRAPHIE 493
Verfasser*innenangabe:
Bruno Latour ; aus dem Französischen von Achim Russer und Bernd Schwibs
Jahr:
2017
Verlag:
Berlin, Suhrkamp
Aufsätze:
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Systematik:
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NN.US, GS.BU
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ISBN:
978-3-518-58701-0
2. ISBN:
3-518-58701-3
Beschreibung:
Erste Auflage, 522 Seiten
Schlagwörter:
Anthropozän, Gaia-Hypothese, Klimaänderung, Naturphilosophie, Naturverständnis, Klima / Veränderung, Klimaveränderung, Klimawandel, Klimawechsel, Naturwahrnehmung, Physiologia
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Originaltitel:
Face à Gaïa. Huit conférences sur le nouveau régime climatique
Mediengruppe:
Buch