Unsere ökologischen Lebensgrundlagen sind in Gefahr – aber woran liegt das und wie kann man das verändern? Breite Unterstützung genießen „grüne“ Technologien, von ihnen wird die Trendwende zu einem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen erwartet. Kontrovers wird hingegen diskutiert, wie tief die Ursachen der ökologischen Krise in den sozio-ökonomischen Strukturen, Lebensweisen und Weltsichten unserer modernen kapitalistischen Gesellschaft wurzeln. Wie radikal können und müssen gesellschaftliche Alternativen gedacht werden, um Auswege aus der ökologischen Krise zu eröffnen? Welche Wege dorthin sind denkbar und von wem sind erste Schritte zu erwarten? Dieses Buch vermittelt einen Überblick in einer schwer überschaubaren Debatte, indem es das Spektrum der wesentlichen Denkansätze herausarbeitet – von Subsistenz und „warmherziger Genügsamkeit“ bis zu grünem Kapitalismus, von individuellem Kulturwechsel bis zu sozial-ökologischer Regulation. (Verlagstext)
"Die Autoren geben in dem Buch eine Übersicht über 11 verschiedene derzeit in den Sozialwissenschaften aktuelle, sich in wesentlichen Punkten unterscheidende Konzepte für Ursachen und gesellschaftliche Wege aus der Ökokrise. Nachdem diese Konzepte zunächst jedes für sich ausführlich beschrieben, analysiert und in wesentlichen Punkten straff zusammengefasst werden, stellen die Autoren deren Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Gegensätze, Vorteile und Nachteile klar heraus. Fünf dieser Konzepte gehen davon aus, dass nur ein fundamentaler Wechsel zu einem neuen Gesellschaftssystem eine Lösung herbei führen kann, während zwei Konzepte die Lösung in einer ökologischen Modernisierung im Rahmen des gegenwärtigen kapitalistischen Systems suchen und vier Konzepte grundsätzlich neue Wege mit offenem Ausgang gehen und dabei offen lassen, ob diese im Rahmen kapitalistischer Verhältnisse überhaupt realisierbar sind, zu einer neuen Gesellschaftsordnung führen werden oder im Zusammenbruch derzeitiger Zivilisationen enden.
Eine weitere Zusammenfassung und Synthese dieser elf Richtungen scheint nicht möglich zu sein, da sich diese jeweils in wenigstens einem wesentlichen Punkte im unlösbaren Gegensatz zu den übrigen Richtungen befinden. Dieses klar aus weitgehend objektiver Sicht durch von Seiten der Rosa-Luxemburgstiftung unterstützte Diskussionen mit den Hauptprotagonisten herausgearbeitet zu haben ist das Verdienst der Autoren." (www.bertramkoehler.de, mehr Details finden Sie )
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Inhalt
Einleitung
Ökologische Krise - gesellschaftliche Auswege 11
Fundamentale Systemwechsel 21
2 Herrschaftskritik:
Naturverbrauch verringern durch Selbstbestimmung 23
2.1 Ökologische Krise als Herrschaftskrise 25
Naturverbrauch durch Herrschaft | Technokratisches Management \
Herrschaftliches Naturverhältnis \ Nachhaltigkeit als Modernisierung
von Herrschaft \ Technokratische Verkürzung | Neue Herrschaft durch
Internationalisierung
2.2 Selbstbestimmung: Basis für ein tragfähiges gesellschaftliches
Naturverhältnis 32
"Abwicklung des Nordens" \ Freie Kooperation \ Deglobalisierung
und/oder Regulierung
2.3 Eigene Praxis statt Mitgestaltung: Gegenhegemonie 36
Herrschaftsfreiheit leben \ Politische Unterstützung \
Reflexionspotential erhöhen
3 Subsistenzperspektive:
Eigenständig, gemeinschaftlich, Natur achtend 43
3.1 Die Eisberg-Ökonomie - gewaltsame Ausbeutung
von Natur, Frauen, Völkern 47
Ständige Inwertsetzung | Kultur der Kolonisierungen \ Patriarchaler
Fortschritt - trügerischer Wohlstand
3.2 Subsistenzperspektive - "Wegweiser ins Freie" 52
Leben statt Geld \ Selbstversorgung, Gegenseitigkeit, Respekt
3.3 Auswege - Subsistenzorientierung stärken im Norden und im Süden 56
Vorhandenes stärken \ Neue Formen entwickeln \
Widerstand organisieren | Jede(r) kann beginnen
4 Ökosozialismus:
Planmäßig und gerecht schrumpfen 63
4.1 Kapitalistische Wachstumsdynamik - ökologisch und sozial zerstörerisch 66
"Zangengriffkrise" \ Wachstumszwang \ Systemimmanente
technologische Auswege - illusionär
4.2 Ökosozialismus als Übergang 72
Schrumpfung durch Sozialismus \ Arbeit, Planung, Partizipation \
Gerechtigkeit und Moral
A3 Hegemonie erringen - Illusionen bekämpfen 74
Ökosozialismus oder Barbarei \ Die Menschen aufklären
5 Radikale Wertkritik:
Totaler Bruch mit der kapitalistischen Moderne 79
5.1 Kapitalverwertung = ökologische Selbstzerstörung 81
"Identitätslogik" und subjektlose Herrschaft \ "Doppelter energetischer
Kollaps" | Ökologische Pest oder soziale Cholera \ Dem Zusammenbruch
der Akkumulationsdynamik zuvorkommen
5.2 Totaler Bruch mit der Wertform 86
Abreißen, nicht renovieren \ Bewusste Gesellschaftlichkeit statt Fetischismus
der Wertform \ Planung: Kein Zurück in die Vormoderne
5.3 Durch radikale Kritik zu radikaler Praxis 88
Kritik der halbherzigen Kritiker \ Postmoderne Linke - theoretisch hilflos
6 Industrialismuskritik:
Aufbrechen zur warmherzigen Genügsamkeit 95
6.1 Homo consumens in der kalten Industriegesellschaft 96
Haben-Orientierung durch Repression und Anpassung | Individualismus
durch kapitalistische Konkurrenz durch Individualismus \ Instrumentelle
Vernunft statt integraler Bezug \ Konsum statt Geborgenheit
6.2 Genügsamkeit, Gemeinschaft, Glück 102
Homo integralis in freiwilliger Einfachheit | Glück, Liebe, Spiritualität \
Gemeinschaftliches Leben | Nachindustrielle Wertegesellschaft |
Konviviale Technik
6.3 Kleine Schritte: Veränderung beginnt beim Menschen 108
B Modernisierung im System 113
7 Ökologische Modernisierung:
Durch systemkonforme Innovationen zu einem
öko-effizienteren Stoffwechsel 115
7.1 Die ökologische Frage - ein Problem des industriellen Stoffwechsels
und seiner Steuerung 119
Umweltwirkungen, -problème und die ökologische Frage \ Stadien
der Industrialisierung und ihre ökologischen Probleme \
Verursachung: Alle Funktionsbereiche
7.2 Innovationen ökologisch orientieren 123
Schlüsselelement technologische Umweltinnovationen \ Konsistenz
vor Effizienz statt Suffizienz \ Gesellschaftliche (Basis)Innovationen? \
Weichenstellungen bereits erfolgt
7.3 Regulierungen und Akteure ökologischer Modernisierung 130
Strategien und Regulierungsmuster \ Weltumweltpolitik \
Nicht der Sparer ist der Held der Nachhaltigkeit, sondern der
Öko-Erfinder und grüne Investor
8 Evolutorische Sozialökönomik:
Einen sozialen "öko-kapitalistischen" Entwicklungspfad (er)finden 139
8.1 Ressourcen-extensive (post-)fordistische Wirtschaftsweise 142
"Ökologische Blindheit" des Fordismus \
Ressourceneffizienz: Unzureichende Fortschritte
8.2 Sozialer "Ökokapitalismus" - ein möglicher neuer Entwicklungspfad 145
Keine Moderne ohne Kapitalverwertung \ Ökokapitalverwertung:
Industrielle Naturnutzung \ Ökokapitalverwertung: Öffentlich, partizipativ,
sozial eingebunden \ Soziale Teilhabe modernisieren \
Nachholende Modernisierung - kooperativ und Öko-innovativ
8.3 Übergänge: Ausbauen, erfinden, experimentieren 152
Mosaikevolution statt ganzheitlicher Reform \ Anknüpfungen \
Green
Phasenwechsel mit offenem Ausgang 159
9 Reflexive Modernisierung:
Chance für eine "grüne Moderne" 161
9.1 Erfolg der Industriemoderne und Versagen ihrer Institutionen 164
Globale Risiken - "Erfolg" der Industriemoderne \
Anachronistische Trennungen
9.2 Vision "grüne Moderne" 167
9.3 Durch Selbstkonfrontation zur Selbsttransformation 169
Gewissheiten, Normen, Institutionen erodieren \ Neue Entscheidungszwänge,
Öffnungen und Ambivalenzen \ Verantwortung herstellen,
Institutionen reflexiv erneuern \ "Kant oder Katastrophe" \ Akteure?
10 (Re)Produktivität:
Alle Produktivitäten bewusst erhaltend gestalten 177
10.1 Trennungsstruktur des Ökonomischen und die Krise des Reproduktiven 179
Der paradoxe Modus des Ökonomischen ..| ..ist nicht die einzige
Dichotomie industriekapitalistischer Rationalität
10.2 Vision (Re)Produktive Ökonomie - nachhaltig, bewusst gestaltet 183
Alle Produktivitäten anerkennen und ...\ ..bewusst gestaltend erhalten |
Regulierung - diskursiv, partizipativ
10.3 Trennungen überwinden - in kleinen, experimentellen Schritten 190
Erosionen dichotomer Strukturen der Industriemoderne ...\
..diskursiv weitertreiben, vermittelnde Zwischenräume entwickeln
11 Kulturwechsel:
Schritt für Schritt zum ökologischen Markt 197
11.1 Ökologische Krise durch Kultur des Wachstums 199
Keine Entkopplung: Naturwissenschaftlich-technische Grenzen \
Soziale Grenzen \ Kultur der Erweiterung und Beschleunigung \
Ewige Suche nach Neuem \ Belieferungsbedürftigkeit \ Markt mit
Additionsprinzip \ Wachstum statt Umverteilung
11.2 Marktwirtschaft ohne Wachstum 208
Weniger ist mehr \ Innovation im Dienst des Weniger \ Weniger
Erwerbsarbeit \ Weniger durch Umverteilung
11.3 Verantwortliche Konsumenten und innovative Unternehmer 217
Kommunikation und ihre Grenzen \ Kleine Schritte \
Staatliche Unterstützung
Alternative Regulation:
Eine sozial-ökologischere Phase des Kapitalismus durchsetzen 223
12.1 Verschärfung der ökologischen Krise im Neoliberalismus 225
Globale Konkurrenz \ Dominanz der Finanzmärkte \ Inwertsetzung
von Natur \ Verschärfte Ungleichheit
12.2 (Aus-)Weg sozial-ökologische Regulation 233
Eine alternative Regulation ist möglich | Partizipation, Eigeninitiative
und Solidarität \ Ökosozial: Regulierung von Naturverbrauch \
Ökosozial: Umverteilung von Erwerbsarbeit \ Basis kulturelle
(R)evolution \ Sozial-ökologisches Akkumulationsregime
12.3 Widersprüche des Kapitalismus bleiben 242
Bifurkation: Richtung Kapitalismusüberwindung oder Barbarei \
Solares Zeitalter "jenseits des Kapitalismus, wie wir ihn kennen"
12.4 Langsamer Wandel 245
Neue Regulation als "Fundsache" \ Konflikte und neuer Konsens |
Pioniere und soziale Bewegungen
Fazit: Positionen und Kontroversen 253
13 Positionen im Überblick 253
13.1 Die ökologische Krise und ihre Ursachen 253
13.2 Auswege, Visionen, Alternativen 261
13.3 Der Prozess der Gesellschaftsveränderung:
Wege, Strategien und Akteure 268
14 Kontroversen: Themen, Positionen, Argumente 275
14.1 Kapitalismus - Problem oder Lösung oder gestaltbare Form oder ...? 275
14.2 Ökonomisches Wachstum - j a oder nein oder entkoppelt und selektiv
oder zeitweise ..? 277
14.3 Zeitdruck - pro oder contra grundlegende gesellschaftliche
Transformationen? 279
14.4 Komplexität der Ziele und Inhalte - Umfassende
Alternativ-Vision oder öko-zentriertes Konzept? 280
14.5 Bewusste Gestaltbarkeit gesellschaftlicher Prozesse - möglich und nötig? 282
15 Modernetrends brechen, verstärken, abändern? 283
15.1 Modernetendenzen und Ökokrise: Positionen 283
15.2 Blinde Flecken 288
15.3 Syntheseversuche 291
16 Nützliche Vielfalt 295