Eine Hose ist eine Hose - nichts weiter. Eine Schürze ist einfach nur eine Schürze. Ein Abendkleid Geschmackssache. Oder?
Waren Hosen, Schürzen, Abendkleider wirklich nur persönliche Kleidungsstücke, feierlich oder alltäglich, die den NS-Staat nicht interessierten? Private Dinge ohne politische Bedeutung? Neue Forschungsergebnisse belegen: Im nationalsozialistischen Alltag sagte eine Hose etwas über die Haltung ihres Trägers. Eine Schürze verriet, wie die Hausfrau sich dem Regime anpasste.
¿Wir konnten Kleidung lesen¿, erinnern sich Zeitgenossen.
Kleidung war fest eingebunden in das Herrschaftssystem der Nationalsozialisten. Sie sollte Macht sichern, politische und wirtschaftliche Ziele erreichen helfen. Der NS-Staat lud Kleidung ideologisch auf. Textilpolitik sollte den Staatsbankrott aufhalten, Kriegsvorbereitungen vorantreiben oder Jugendliche disziplinieren. Kleidung geriet in die Spirale der Gewalt: Sei es durch ¿Arisierung¿ der Textilwirtschaft, Erprobung synthetischer Materialien in Konzentrationslagern oder Ausbeutung und Ausraubung der Verfolgten.
Kleidung war politisch. In der Diktatur geriet der Glanz der ¿Volksgemeinschaft¿ zum Grauen der Ausgegrenzten.
Der Sammelband illustriert das anhand der ¿Deutschen Mode¿, die Nationalsozialisten propagierten. Er beleuchtet Konsum und Kleidungsverhalten und die Entwicklung neuer Materialien wie Kunstseide und Zellwolle. Er analysiert die Mode im Film und die Rationierung von Kleidung bis hin zur großen Textilnot während des Zweiten Weltkriegs.
Grundlage ist die einzigartige Sammlung von Kleidung und Accessoires aus den 1930er und 1940er Jahren im LVR-Industriemuseum: von raffinierten Abendkleidern über ein breites Spektrum an Alltagskleidung bis zu hundertfach gestopften Strümpfen, von konfektionierter und selbstgenähter Kleidung bis zur Notkultur, von Uniformen der Hitlerjugend über NS-Abzeichen bis zu entnazifierten BDM-Blusen. Ausgewertet werden auch Privatfotos, Modezeitschriften und Reichskleiderkarten. Unersetzlich sind die Erinnerungen, die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen beisteuerten.
Die Arbeit des Forschungsteams aus Kulturwissenschaftlerinnen des LVR-Industriemuseums, Textilfabrik Cromford, und der Universität Marburg wurde gefördert von der VolkswagenStiftung. (Verlagstext)
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Verfasser*innenangabe:
Claudia Gottfried, Christiane Syré, Kerstin Kraft, Martin Schmidt, Dirk Schaefer [und weitere]
Jahr:
2018
Verlag:
Ratingen, LVR - Industriemuseum
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Systematik:
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ISBN:
9783981370058
2. ISBN:
3-9813700-5-8
Beschreibung:
1. Auflage, 417 Seiten : Illustrationen
Sprache:
Deutsch
Mediengruppe:
Buch