Weltweit verstehen sich viele Gehörlose einer globalen Gemeinschaft, einer länderübergreifenden "Deaf Nation", zugehörig. Trotz der Heterogenität ihres Lebensalltags und der Nutzung verschiedener Gebärdensprachen haben sie eines gemeinsam: die primär visuelle Wahrnehmung, die eine gänzlich andere Kulturproduktion und Sozialisierung als in der hörenden Mehrheitsgesellschaft bewirkt.
In der Tradition einer klassischen ethnologischen Monographie beschreibt Anne C. Uhlig verschiedene Aspekte gehörloser Ethnizität, visueller Kultur, gehörloser Verwandtschaft und gebärdensprachiger Benennungssysteme. Dabei wird die kulturelle Auswirkung von Oralität und Signalität ebenso diskutiert wie Literatur in Gebärdensprache oder das Konzept der Deafhood. Ihre Studie beleuchtet außerdem Begegnungspraktiken, Festzyklen sowie Status- und Prestigeerwerb am Beispiel der deutschen Gehörlosengemeinschaft. (Verlagstext)
/ AUS DEM INHALT: / / /
VORWORT | 11
Einführung | 11
Anmerkungen | 19
IFORSCHUNGSDIMENSIONEN | 23
Vom Hören zum Sehen - Ankommen im Feld | 25
Kontaktaufnahme |25
Erwerb der Deutschen Gebärdensprache | 28
Das Bild vom Forscher | 30
Sehen und Schreiben - Datenerhebung im Feld | 32
Teilnehmende Beobachtung |32
Schriftliche Umfrage | 33
Videoaufgezeichnete Interviews | 35
Inhalte der Interviews | 38
Intemetrecherche und literarische Quellen |41
FORSCHUNGSSTAND UND FORSCHUNGSPERSPEKTIVEN -
VORHANDENES UND MÖGLICHES | 43
Medizinethnologie | 43
Medizinethnologische Mehrdeutigkeiten | 44
Gehörlosigkeit und Behinderung | 46
Genozid und Eugenik - Die Konfrontation mit dem
audistisch-medizinischen Blick | 49
Der hörende Blick und der gehörlose Blick im Alltag | 61
Gehörlosigkeit als kulturgebundenes Syndrom |65
Das Wohlbefinden Gehörloser aus der salutogenetischen Perspektive |68
Altersforschung | 71
Alter, Funktionsfähigkeit und Gehörlosigkeit | 72
Alter und Altersgruppen in der Gehörlosengemeinschaft | 75
Von Generation zu Generation? - Wissensweitergabe in der
Gehörlosengemeinschaft | 80
Körperforschung | 82
Körperbilder | 82
Gehörlosigkeit und Körperfunktion | 83
Der gehörlose Körper als Kulturträger | 84
Den unbekannten Körper bekannt machen | 88
Körperreparatur - Körper ganz, Körper kaputt? |89
Ethnizitätsforschung - Die Gehörlosengemeinschaft
als ethnische Gruppe | 92
Internationale ethnologische Forschungen in
Gehörlosengemeinschaften | 93
Hörende und Gehörlose - Grenzziehung |103
Organisation der Gehörlosengemeinschaft und Organisieren
der ethnischen Grenze | 111
Ethnizität, Kultur und Sprache | 116
Wie Gehörlose gehörlos werden | 119
Ethnologie der Kommunikation - Ethnographie des Gebärdens | 124
Oralität, Literalität und Signalität | 126
Ethnographie des Gebärdens | 147
Kommunikationskontexte | 167
Wörterbücher als Objekte der Kommunikation | 177
Literatur der Gehörlosen | 185
GEHÖRLOSE ALS ANDERE | 215
Gehörlosigkeit als Stigma | 215
Übergangsriten - Gehörlos werden |224
Gehörlose in der Liminalität und Liminalität in
der Gehörlosengemeinschaft | 233
Gehörlose als liminale Wesen und die Gehörlosengemeinschaft
als liminaler Raum | 233
Die Merkmale des Schwellenzustands | 235
Die mystische Macht der Communitas | 240
Communitas, Gemeinschaft und ihre Wechselwirkungen | 241
Schwerhörige, CI-Träger und Coda als Schwellenwesen | 242
Grenze, Übergang und Dauerzone | 248
IVGEHÖRLOSE ALS EIGENE | 251
Gehörlosengemeinschaften als Verwandtschaftsgruppen |251
Verwandtschaft und Familie - Vom Ursprung der Begriffe| 252
Verwandtschaften - Blut oder Gefühle? | 254
Verwandtschaften in der Gehörlosengemeinschaft | 262
Verwandtschaftstermini in der Deutschen Gebärdensprache | 272
Personennamen in der Deutschen Gebärdensprache | 284
Begriffsdiskussion: Namengebärde, Name, Eigenname,
Personenname | 285
Das deutsche Personennamensystem | 293
Internationale Forschung zu Namengebärden | 294
Namengebärden in der Deutschen Gebärdensprache | 298
Namengebärden und ihre Bedeutung in der Gehörlosengemeinschaft | 308
Name oder Beschreibung | 318
Namengebärden im Alltag | 319
Macht, Status und Prestige in der Gehörlosengemeinschaft | 324
Der Zugang zu Informationen | 326
Gebärdensprachkompetenz und Einstellung zur Gebärdensprache | 329
Engagement im Verein und bei Projekten | 332
Identifikation als Gehörloser und gehörloses Verhalten | 333
Das Konzept Deafhood in Theorie und Praxis |337
Deafhood nach Paddy Ladd | 338
Deafhood in der Übersetzung: Deafhood, Taub-Sein
und Gehörlos-Sein | 339
Deafhood als Theorie und Gehörlos-Sein als Praxis |341
Begegnungszyklen - Realisierte Gemeinschaft | 343
Verbände, Vereine, Interessengruppen, Treffs | 344
Begegnungszyklen in Zahlen - Termine, Teilnehmer, Kontinuität |345
Organisation der Begegnungen - Interessen, Akteure,
Jahresrhythmus | 346
Begegnungszyklen und kollektives Gedächtnis | 348
Verwandtschaften - Begegnung und Verbundenheit | 350
VZUSAMMENFASSUNG - PERSPEKTIVEN FÜR EINE
ETHNOGRAPHIE DER GEHÖRLOSEN | 353
BIBLIOGRAPHIE | 367