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Naturrecht und Geschichte

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Strauss, Leo
Verfasser*innenangabe: Leo Strauss
Jahr: 1953
Verlag: Stuttgart, Köhler
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Leo Strauss (* 20. September 1899 in Kirchhain, Hessen; † 18. Oktober 1973 in Annapolis, Maryland, Vereinigte Staaten) war ein deutschamerikanischer Philosoph. Als Professor für Politische Philosophie lehrte er von 1949 bis 1969 an der University of Chicago. Strauss gilt als Begründer einer einflussreichen Denkschule – der Straussianer – und als Kritiker der modernen Philosophie sowie des modernen liberalen Denkens überhaupt. Kritik an der Moderne: Strauss macht die Aufklärung und den Liberalismus für den Niedergang des Philosophierens verantwortlich und fordert eine Rückbesinnung zur antiken platonisch-sokratischen Philosophie. Seine Leitmetapher lautet: Die Aufklärung hat nicht „mehr Licht“ gebracht, sondern das Denken in eine „zweite Höhle“, einen Keller unterhalb der platonischen Höhle geführt, aus dem es sich erst wieder in die „erste Höhle“ hinauf arbeiten müsse. Er behandelt fundamental-philosophische Fragen im Rahmen „großer Alternativen“: Antike oder Moderne, Philosophie oder Theologie, Athen oder Jerusalem, wobei der „Offenbarungsglaube“ beziehungsweise die Bibel die existenzielle Herausforderung für die Philosophie darstelle, weil dieser wie die politische Gesetzgebung auf dem Gebot des Gehorsams beruhe und zudem Heil oder Verdammnis verspreche. Nach Strauss vermag die Vernunft allein das theologisch-politische Problem nicht zu lösen, jeder Versuch verfängt sich im Relativismus, den er scharf zurückwies. Damit folgt eine Ablehnung von Historismus, Positivismus und Relativismus als Hauptströmungen "nivellierten" modernen Denkens und als Verursacher einer Krise, weil sie vermeintlich die Möglichkeit von Philosophie bestreiten und die klassische philosophische Überzeugung, dass das Ziel politischen Lebens die Tugend sei, zurückweisen.
Strauss spricht sich gegen Max Weber aus, vor allem gegen dessen Forderung einer werturteilsfreien Wissenschaft und seinen „edlen Nihilismus“; stattdessen vertritt Strauss die vor allem durch Radikalisierung von Carl Schmitts Begriff des Politischen gewonnene Überzeugung, die Moderne sei überwindbar. Strauss' Anthropologie ist elitistisch. Er betont unter Berufung auf das Naturrecht (damit vom üblichen Verständnis abweichenden, quasi-naturgesetzlichen Begriff) die naturgegebene Ungleichheit der Menschen - „hierarchische Ordnung der natürlichen Verfassung des Menschen“ nach Platon. Schon seit seiner frühen Auseinandersetzung mit Spinoza hat er die Überzeugung, dass ein philosophisches Leben nur wenigen vorbehalten ist, während die Menge den Halt der Religion benötigt und in Vorurteilen befangen bleiben muss, um Ruhe und Ordnung zu gewährleisten. Strauss vertritt eine Hermeneutik, die zwischen exoterischer Präsentation und esoterischer Codierung von Texten unterscheidet, wobei sich die letztere Dimension nur dem kongenialen Leser, den wenigen zur Philosophie Berufenen, erschließe. Strauss war ein ambitionierter „Netzwerker“; die strategisch angelegte Gründung und Etablierung einer akademischen Schule gehörte mit zu seiner Philosophie. Aus Strauss’ Perspektive bleibt die Einsicht in die notwendigen universalen Ordnungen, vor allem in das Verhältnis zur Natur eine schwierige Aufgabe, die die Mehrheit der Menschen nicht zu leisten vermöge, so dass den Eliten eines Gemeinwesens diese Verantwortung obliege. Sie dürften den Menschen vorschreiben, wie sie zu leben hätten, sie dürften sie nach Strauss auch belügen - man denke an die „edle Lüge“, die sogar dem Philosophenstand in Platons Politeia, welche, bekanntermaßen eine Utopie, die „beste Verfassung“, entwerfe, erlaubt sei, woran Leo Strauss in diesem Fall primär anschließt und damit hofft, die seiner Meinung nach ethischen und politischen Verunsicherungen des Liberalismus wie der Moderne wieder zu beheben.
 
Der oftmals damit einhergehende Versuch vieler religiöser oder moderner Menschen, sich vom Politischen abzuwenden oder es abschaffen zu wollen, führt laut Strauss schon alleine der Tatsache wegen, dass der Mensch ein politisches Wesen sei, in die falsche Richtung. Die Spannung von Philosophie und Politik müsse konstruktiv aufgefasst und integriert werden, das begründe die politische Dimension der Philosophie. Es stelle sich die Frage, wie das Verhältnis zwischen Politik und Philosophie im ursprünglichen Themengebiet der politischen Philosophie, dem Naturrecht, angemessen dargestellt werden könne. Unter dem Begriff „Natur“ (griechisch: physis) versteht man im klassischen Naturrecht die Beschreibung des Aussehens und Wirkens einer Klasse von Dingen, die weder von den Göttern noch von den Menschen gemacht sind. Daneben gibt es auch Dinge, von denen man sagt, sie seien von Natur, weil sie als erste Dinge nicht entstanden sind, sondern alle anderen Dinge durch sie entstehen. Der klassische Naturbegriff hat in der Hauptsache zwei Dimensionen der Bedeutung, erstens die „Lebensweise“ bzw. „der wesentliche Charakterzug eines Dinges oder einer Gruppe von Dingen“ und zweitens die „ersten Dinge“. Die ersten Dinge sind immer und unvergänglich, unabänderlich und von innerer Notwendigkeit. Sie beruhen nicht auf Konventionen und haben als letzte Ursache der anderen Dinge eine höhere Würde als diese. Die Kenntnis der verschiedenen Naturen beinhaltet die Erkenntnis von ihrer Begrenztheit, „Natur“ ist also primär ein Ausdruck der Unterscheidung. Gemeint ist also nicht die Natur insgesamt, sondern die einzelnen Dinge oder Klassen von Dingen, die als Teile des Ganzen verschieden sind. Daraus ergibt sich die Funktion des Naturbegriffs, maßstabsetzend zu sein. Erste Dinge haben Vorrang vor anderen, folglich hat auch eine Lebensweise, die auf erste Dinge ausgerichtet ist, Vorrang vor anderen Lebensweisen. Natur wird zum Maßstab für die richtige Lebensweise und zugleich Voraussetzung von Werturteilen. Auch ist zu erkennen, dass sich die Naturrechtslehre, deren Frage nach den ersten Dingen gerichtet ist, mit der Frage nach dem „besten Leben“, „dem besten Staat“ und anderen politischen Fragen überschneidet. So ist Strauss am Ziel angekommen.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Strauss, Leo
Verfasser*innenangabe: Leo Strauss
Jahr: 1953
Verlag: Stuttgart, Köhler
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GR.AT
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Beschreibung: XI S., 339 S.
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Boog, Horst
Originaltitel: Natural Right and History
Fußnote: *** Naturrecht und historische Denkweise *** Naturrecht und die Unterscheidung zwischen Tatsachen und Werten *** Der Ursprung der Idee des Naturrechts *** Klassisches Naturrecht *** Modernes Naturrecht ( Hobbes / Locke) *** Die Krise des modernen Naturrechts (Rousseau / Burke)
Mediengruppe: Buch