(I-21/09-C3) (GMK ZWs / RG)
Praxisratgeber für Erzieher und Erzieherinnen in Kita, Krippe, Hort und Ganztag +++ Ausgehend von der These, dass der aktuelle Anspruch der Gesellschaft an die Frühpädagogik primär ein "Bildungsanspruch" ist, plädiert dieser Praxistitel dafür, eine einseitige Bildungsorientierung selbstbewusst zu hinterfragen und wieder verstärkt auf eine bindungsorientierte Pädagogik zu setzen. Eine stabile Entwicklung wird nicht geprägt durch die Leistungsfähigkeit eines Menschen, vielmehr ist es das sichere Bindungsempfinden, das diesen stärkt und schützt. Für die positive kindliche Entwicklung sind stabile Bindungen und Beziehungen also unerlässlich ¿ diese in Kita und Krippe aktiv fördern zu wollen, kann wertvoller Kompass in der täglichen Arbeit von Erzieher*innen sein. Dies ist umso dringlicher, da viele Kinder mehr wache Stunden an der Seite pädagogischer Fachkräfte verbringen als in ihrer eigenen Familie. Wie eine positive Bindungsentwicklung im pädagogischen Alltag gestützt werden kann, wird anhand verschiedener Ansätze aufgezeigt, z. B. Präsenz, Resonanz und Feinfühligkeit. Anhand vieler Fallbeispiele und Handlungsempfehlungen wird immer der Praxisbezug zum Kita-Alltag hergestellt und z. B. aufgezeigt, wie der Blickkontakt als frühes und zentrales Bindungselement aktiv genutzt werden kann. Auch Erzieher*innen im Hort- und Ganztagsbereich finden hier wertvollen Input für ein bindungsorientiertes pädagogisches Arbeiten.
Inhalt
1 Einleitung 9
2 Erziehung - Beziehung - Bindung 13
2.1 Erziehung ohne Beziehung 13
2.2 Von der Erziehung zur Beziehung 18
2.3 Von der Fachkraft-Kind-Beziehung zur Fachkraft-Kind-Bindung 20
3 Entwicklungsaufgabe "Bindungsentwicklung" 24
3.1 Die Suche nach Geborgenheit - entwicklungspsychologische
Aspekte einer stabilen Bindungsentwicklung 24
3.1.1 Bindungspyramide - erst eins, dann zwei, dann drei ... 25
3.1.2 Fremdeln - wissen, wo man hingehört 28
3.1.3 Objektkonstanz - etwas, was weg ist, kommt wieder 29
3.1.4 Rückanbindung und Anhänglichkeit - bei Unwetter vor Anker gehen 30
3.2 Wenn die Wurzeln tief sind, braucht man den Sturm nicht
zu fürchten - von sicheren, unsicheren und hochbelasteten
Bindungsentwicklungen 32
3.2.1 Sichere Bindung - "Ich kann mich auf dich verlassen" 32
3.2.2 Unsicher-vermeidende Bindungstendenz - "Ich schaff' das schon
alleine!" 34
3.2.3 Unsicher-ambivalente Bindungstendenz - "Ich weiß nicht, was ich
von dir zu erwarten habe!" 36
3.2.4 Unsicher-abhängige Bindungstendenz - "Keine Angst, ich bleibe
lieber bei dir!" 37
3.2.5 Desorganisierte Bindung - "Ich fürchte dich!" 38
3.2.6 Fazit zu den Bindungsstilen 39
3.2.7 Bindungstraumatisierung - "Ich tue alles, um zu überleben!" 40
3.3 Liebe lässt Gehirne wachsen - Neurobiologie, Bindung und
Kompetenzentwicklung 41
4 Bindungsorientierte Ansätze - das Herz im pädagogischen
Miteinander 45
4.1 Präsenz 46
4.1.1 "Ich bin da" - faktische und emotionale Verfügbarkeit 46
4.1.2 "Ich sehe dich" - Blickkontakt 48
4.1.3 "Ich bin in deiner Nähe" - Körperkontakt 50
4.2 Feinfühligkeit 52
4.2.1 Feinfühligkeit gegenüber Entwicklungsbedürfnissen und
Entwicklungsaufgaben 57
4.2.2 Feinfühligkeit in Schlüsselsituationen im Alltag 62
4.3 Resonanz 69
4.3.1 Synchronisation 69
4.3.2 Verbale Resonanz 70
4.4 Stressregulation 73
4.5 Hilfsbereitschaft 76
4.6 Gemeinsames Handeln 78
5 Kinder brauchen Kinder - bindungsorientiertes Arbeiten
in der Peer-Group 80
5.1 Vorbildliche Haltungen zeigen 82
5.2 Diversity leben - es ist normal, verschieden zu sein! 83
5.3 Verständnis und Kommunikation verbessern - Feinfühligkeit
statt Feindseligkeit 85
5.4 Verantwortung und Selbstwirksamkeit stärken 87
6 "Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene" -
in schwierigen Situationen verbunden bleiben 92
6.1 Regeln Regeln wirklich alles? 92
6.1.1 Regeln als Aspekt von Beziehung 93
6.1.2 Brauchen Kinder Grenzen? 96
6.2 Wenn die Wellen hochschlagen - bindungsorientierter Umgang
mit starken Emotionen und Impulsivität 97
6.3 "Auf Regen folgt Sonnenschein!" - Wiederherstellen von
Einstimmigkeit 100
6.4 Bindungsansätze für bindungsverletzte Kinder 101
7 "Time-out" und andere Formen emotionaler Gewalt -
was sichere Bindungen verhindert 105
7.1 "Time-out" - Isolation als Erziehungsmittel 106
7.2 Resonanz einstellen - Ignorieren als Bindungsstrafe 109
8 Wirkfaktor Persönlichkeit - Voraussetzungen für
bindungsorientiertes Arbeiten 111
8.1 Bindungsrelevante Selbstkompetenzen 112
8.1.1 Bereitschaft zur Nähe 112
8.1.2 Freundlichkeit und Herzlichkeit 113
8.1.3 Empathie und Mitgefühl 114
8.1.4 Großzügigkeit und Gnade 114
8.2 Selbstkenntnis - die Bedeutung der eigenen Biografie im
Bindungsgeschehen 115
8.3 Die Bedeutung positiver Selbstüberzeugungen 119
8.4 In guter Bindung zu sich selbst sein - Selbstfürsorge 121
8.4.1 Ressourcenorientierte Lebensweise - die Basis sichern 121
8.4.2 Kraftquellen nutzen 122
8.4.3 Tief durchatmen und bis zehn zählen - Strategien zur Selbstregulation 125
8.5 Das Team als "Basislager" 125
Schlussbemerkung -
geliebte Menschen fangen keine Kriege an! 128
Danksagung 130
Literaturverzeichnis 131