Die vorliegende Anthologie beleuchtet das „rough and tumble play“ und die notwendige Abwägung zwischen den Entwicklungspotenzialen auf der einen und den Risikobedenken auf der anderen Seite.
In elf Artikeln verschiedener skandinavischer Autoren und Autorinnen, die zum wilden und gefährlichen Spiel forschen und lehren, wird der aktuelle Diskussionsstand zusammengefasst. Der Tenor: Auch wenn das harmonische und ruhige Spiel scheinbar besser in die auf maximale Kindersicherheit ausgerichtete Kita- oder Schulkultur passt, so sollte doch auch das wilde und gefährliche Bewegungsspiel wieder eingebunden und entsprechend pädagogisch begleitet werden. Das freie, wilde und kreative Spielen bietet eine Reihe von sozialen, psychologischen und motorischen Lernmöglichkeiten und kann nicht nur dem überbehüteten Kind helfen, seinen Erfahrungs- und Erlebnishorizont wieder auszuweiten.
Unter verschiedenen Blickwinkeln regen die Essays an, das Entwicklungspotenzial für die Kinder in der pädagogischen Praxis zu nutzen, ohne bei der Sicherheit Abstriche machen zu müssen. Am Beispiel von Natur- und Waldkindergärten, Parkour- und Zirkus-Schulen, Kampf- und Kampfsportarten sowie Trampolin-Einheiten wird gezeigt, wie Kinder sich selbst als wild, laut und lebendig erleben und ihre Grenzen austesten dürfen.
Inhalt
Vorwort 9
Vorwort der Übersetzerinnen 12
Kapitel 1 | Sprudelnde Freude und Kribbeln im Bauch:
Riskantes Spiel im Kindergarten (Ellen Beate Hansen Sandseter) 14
Riskantes Spiel 15
Wie Kinder das riskante Spiel erleben 16
Die Bedeutung riskanten Spiels für die kindliche Entwicklung 17
Raum für riskantes Spiel 21
Geschultes Personal - eine Voraussetzung fürriskantes Spiel 24
Schlussbetrachtung 26
Literatur 26
Kapitel 2 | Die Zivilisierung wilder und gefährlicher Bewegungsspiele
(Jens-Ole Jensen) 30
Wildes und gefährliches Bewegungsspiel 31
Zivilisierung 33
Fußball und alte Sportarten 34
Pädagogik und pädagogische Einrichtungen 36
Komplexität der Zivilisierung 38
Pädagogisierung und Institutionalisierung wilder und gefährlicher Spiele 40
Gezähmte Wildheit und sicheres Risiko 43
Literatur 44
Kapitel 3 | Gefahrenbewältigung bei Trampolinspielen
(Helle Skovbjerg Karoff) 47
Einleitung 47
Stimmung als zentrales Element des Spiels 50
Rhythmus, Stimmung und Risiko 54
Kindliche Risikobewältigungsstrategien beim Trampolinspringen 56
Schlussbetrachtung 58
Literatur 59
kapitel 4 | Kampf, Spiel und Kampfkultur (Martin Lykkegaard) 61
Kampf und Körperkontakt 63
Rauf- und Tobespiele (RTS), Kampfspiele und Kampfkultur 66
Rauf- und Tobespiele (RTS) 67
Kampf, Risiko und praktische Weisheit 73
Literatur 79
kapitel 5 I Born to be wild - Kindliche Tummelspiele und spielerisches
Kämpfen (Rune Storli) 81
Was sind RTS? 82
Was charakterisiert RTS? 86
Wie ist die zweideutige Botschaft von RTS zu verstehen? 87
It’s a man's world - die Geschlechterperspektive in RTS 89
RTS aus Sicht einer dynamischen Systemtheorie 92
Literatur 94
kapitel 6 | Tobespiele und spielerisches Kämpfen aus kindergarten
pädagogischer Perspektive (Rune Storli, Maria Roisin Sundt) 98
Verbote und Nulltoleranz für wilde Spiele 98
Eigenwert und Nutzen von RTS 101
Aggression, Aggressionskontrolle und Gewalt 103
RTS im Kindergarten - Versuch einer didaktischen Annäherung 105
Ein Bewusstsein für die Rolle der Erwachsenen entwickeln 107
Wie lassen sich RTS praktisch in die pädagogische Arbeit im Kindergarten
integrieren? 109
Schlussbetrachtung 113
Literatur 114
kapitel 7 I Die Parkour-Hand (Henrik Taarsted Jorgensen) 117
Einleitung 117
Verletzungsrisiko 120
Gemeinschaftsgefühl beim Parkour 122
Der Daumen steht für Ermutigung 124
Der Zeigefinger steht für Vorsicht 126
Der Mittelfinger steht für Freiheit 128
Der Ringfinger steht für Leidenschaft 129
Der kleine Finger steht für Inklusion 131
Zusammenfassung 132
Literatur 133
kapitel 8 | Zirkus - ein magischer Rahmen für das Wilde
und Gefährliche (Maybritt Jensen, Heid Osnes) 137
Zirkus: Eine pädagogische Annäherung 137
Wildes und chaotisches Spiel 140
Rollenspiel im Zirkus 143
Lernprozesse, Partizipation und Konzeption - didaktische
Betrachtungen 146
Zirkuspädagogik - zwei Beispiele 151
Zusammenfassung 153
Literatur 153
kapitel 9 | Zirkus im Kindergarten - wie kann Zirkus Kleinkindern
gerecht werden und eignet er sich in seiner Vielfalt für Kleinkinder?
(Linn Elisabeth Lea Moxness) 156
Zirkus 156
Kleinkinder 158
Phänomenologie des Körpers 158
Körperlichkeit, Gesten und Ausdrucksweisen 159
Spiel 160
Vygotskij im Zirkusspiel 161
Methodik 162
Der Zirkusimpuls 162
Kleinkinder im Zirkusspiel 164
Kleinkinder und Erwachsene im Zirkusspiel 166
Kleinkinder suchen Unterstützung und lernen voneinander 168
Darf ich um größtmögliche Ruhe bitten ... 171
Literatur 174
kapitel 10 | Ist Natur gefährlich? Über kindliches Spiel
in Naturkindergärten (Niels Ejbye-Ernstf Olav B. Lysklett) 176
Was ist ein Naturkindergarten? 176
Allgemeines zu Naturkindergärten 178
Gibt es eine spezielle Pädagogik für Naturkindergärten? 180
Aktuelles Wissen über Naturkindergärten 181
Haben Kinder heute Gelegenheit, sich in der Natur zu bewegen? 183
Geht es in Naturkindergärten wild und gefährlich zu? 185
Möglichkeiten und Grenzen von Naturkindergärten 187
Zusammenfassung 188
Literatur 188
kapitel 11 | Ist das Unvermeidliche vermeidbar? Verletzungen
und Sicherheitsdenken in norwegischen Kindergärten (Ellen Beate Hansen
Sandseter, Ole Johan Sandof Ingar Pareliussen, Camilla Kalvatn Egset) 193
Hintergrund 193
Datenerhebung 195
Unfallstatistik in norwegischen Kindergärten 197
Schweregrade und Verletzungsbilder 199
Die Bedeutung der „Sicherheitsgesellschaft" für die Kindergartenpraxis 201
Zusammenfassung 203
Literatur 204
Anhang zu kapitel ii | Verletzungen und Unfälle in deutschen
Kindertagesstätten (Annette Kessler, Antje Engelking) 210
Veröffentlichungen und Zahlen des Gemeindeunfallverbands (GUV) 211
Befragung von Kindertagesstätten zum Thema „Kindersicherheit und
Unfallprävention" durch die BAG „Mehr Sicherheit für Kinder" 213
Dissertation zum Thema „Naturerfahrungen und Gesundheit" 214
Fazit 214
Literatur 215
Über die Autorinnen und Autoren 217