In seinem inzwischen klassisch gewordenen Buch stellt Bruner fest, dass das Kind, wenn es seine Muttersprache lernt, nicht einfach - genetisch darauf programmiert - seine Eltern nachahmt. Sein Lernen ist eingebettet in ein «System der Weitergabe unserer Kultur». Ein berühmter Psychologe wollte mehr darüber wissen, wann und wie das Kind die Sprache erwirbt: Er stellt fest, dass dieser Lernprozess eingebettet ist in ein «System der Weitergabe unserer Kultur»: Nach Bruner lernt das Kind nicht nur, wie es sich ausdrücken soll, sondern auch und gleichzeitig, welche Normen und Werte unter denen gelten, an die es sich mit seinen Worten wendet. Als Bruners Buch «Wie das Kind sprechen lernt» erstmals erschien, dominierte die Linguistik der Chomsky-Schule. Dass Spracherwerb etwas mit kulturgebundener Kommunikation - vor allem mit derjenigen zwischen Eltern und Kind - zu tun haben könnte, war kein Thema. Bruners Thesen wirkten daher wie eine Befreiung. Sein Buch hatte eine enorme Wirkung auf Wissenschaft und Praxis. Bruners Text ist - nicht zuletzt wegen seiner eleganten und leicht fasslichen Diktion, zum festen Bestand der Studienliteratur für alle geworden, die erkennen wollen, wie das Kind sprechen lernt. Theo Herrmann, mit dessen Geleitwort die deutsche Erstausgabe erschienen ist, hat nun für die Neuauflage ein Nachwort geschrieben In dem er die die fortdauernde Wirkung von Bruners revolutionärem Text erklärt.
Jérôme Seymour Bruner (* 1. Oktober 1915 in New York) ist Psychologe mit pädagogischen und juristischen Interessen. Er leistete wichtige Beiträge zur konstruktivistischen Lerntheorie (siehe Konstruktivismus (Lernpsychologie)). Mit seinen entwicklungspsychologischen Studien hat er immer wieder bahnbrechende wie auch umstrittene Theorien zur Entwicklung des Denkens und Sprechens dargestellt. Dabei zeigt er die Bedeutung der Umwelt auf das Lernen auf. In der Schulpraxis bekannt geworden ist sein Vorschlag, Lernstoff in Form eines Spiralcurriculums anzuordnen. Aber auch die Repräsentationsmodi (enaktiv = handelnd, ikonisch = bildhaft, symbolisch = sprachlich) sind auf ihn zurückzuführen, deren Entwicklung beim heranwachsenden Kleinkind er als Addition beschreibt. Wirkungsvoll war sein Eintreten für entdeckendes Lernen als Weg zum Wissenserwerb. Er gilt dabei als Kontrahent von David Ausubel, der die Lehrerleistung der Anleitung und Erklärung (auch als Lehrervortrag) höher bewertet.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Geleitwort von Theo Herrmann 7
Vorwort 11
1. Kapitel
Einführung 13
2. Kapitel
Vom Sich-verständigen zum Sprechen 16
- Kognitive Grundausstattung 17
- Der Eintritt in die Sprache 24
- Unterstützung des Spracherwerbs 32
3. Kapitel
Spiel und Sprache 36
Richard und Jonathan: Zwei Fallstudien 38
4. Kapitel
Die Entwicklung des Bedeutens 54
- Die Steuerung der gemeinsamen Aufmerksamkeit 58
- "Bücherlesen": Die Entwicklung des Benennens 64
- Nochmals ein Blick auf die Theorie 73
5. Kapitel
Die Entwicklung des Bittens 76
- Das Erbitten von Gegenständen 79
- Einladungen zu gemeinsamem Handeln 89
- Das Bitten um Hilfe 92
- Einige abschließende Bemerkungen 99
6. Kapitel
Sprechen lernen 101
Nachwort 117
Anmerkungen 121
Glossar 131
Register 134
Nachwort zur deutschen Neuauflage 139
Verfasser*innenangabe:
Jerome Bruner. Unter Mitarb. von Rita Watson. Mit einem Geleitwort zur dt.-sprachigen Ausg. und einem Nachwort zur zweiten Aufl. von Theo Herrmann.
Jahr:
2008
Verlag:
Bern [u.a.], Huber
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ISBN:
3-456-83891-3
Beschreibung:
1. Nachdruck 2., erg. Aufl., 144 S. : graph. Darst.
Schlagwörter:
Kind, Spracherwerb, Child (eng), Childhood (eng), Children (eng), Erstspracherwerb, Kinder, Kindesalter, Kindheit, Kindschaft, Spracherlernung
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Sprache:
Deutsch
Originaltitel:
Child's talk <dt.>
Fußnote:
Literaturangaben
Mediengruppe:
Buch