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Von der Sehnsucht nach einer staatsmännischen Leitfigur im 19. Jahrhundert.

 

 

Michael Gamper befasst sich mit einer Figur, die im langen 19. Jahrhundert massive machtpolitische Bedeutung entfaltete und für die Geschichte des sozialen Imaginären dieser Epoche bedeutend war: dem'großen Mann', wie er vor allem von Napoleon verkörpert, von Schleiermacher gefordert und von Treitschke beschrieben wurde.

In diesem Buch geht es nicht darum, die Ereignisgeschichte der'großen Männer' zu rehabilitieren. Vielmehr legt Gamper überzeugend und souverän aus einer großen Materialfülle schöpfend dar, wie sich in der Frühen Neuzeit aus tradierten antiken Vorstellungen, idealistischen Konzepten, innovativen Machtstrategien und literarischen Fiktionen eine politische Retterfigur herausbilden konnte, der zugetraut wurde, unter den Bedingungen einer postrevolutionären Moderne ein soziales Ganzes herzustellen.

Gegenstand der Analyse sind die Techniken und Funktionen der Rede über den großen Mann, die relevanten Wissensregister, denen er seine Karriere verdankt, die Wünsche, Hoffnungen und Phantasien der Vielen, die sich mit der Figur verbinden, sowie die Formen und Formate seiner medialen Produktion und Verbreitung.

Ausblicke in die Vor- und Nachgeschichte des großen Mannes bis in die Gegenwart und ein Exkurs über große Frauen ergänzen das Porträt einer untergegangenen Form personalisierter politischer Gewalt, die freilich bis heute vielfältig nachwirkt und die politische Phantasie bis in die Gegenwart hinein beschäftigt. (Verlagstext)

 

 

 

 

 

 

/ AUS DEM INHALT: / / /

 

 

1Einleitung 9 / 2Vorgeschichte(n) 22 / Das Erbe der Antike 22 / Machiavelli Pragmatik der Führung 29 / Hobbes und die Macht der Verkörperung 33 / Tragische Ästhetik der Größe 37 / "Masaniello": Grenzen des frühneuzeitlichen Parvenüs 39 / 3Tugendhelden und die Größe der Könige 50 / Von den >hommes illustres< zu den >grands hommes< 53 / Der große Mann als Tugendheld 62 / Die Inszenierung eines großen Mannes: das Leibniz-Denkmal / in Hannover 69 / Friedrich IIund seine Erhebung zum Großen 76 / Gefühlspolitische Machtdynamiken 83 / 4Fiktionen des großen Mannes vor seinem Erscheinen 92 / Prophezeiungen des "großen Mannes: Burke und Wieland 94 / Die Funktion der Fiktion: Imaginationsgeschichte / und Imaginärpolitik 98 / Dramatische Präludien 102 / Wallensteins fehlende tragische Größe 109 / Übertragungsphänomene des Halbwissens: Aberglaube / und Gerüchte 114 / Ordnungsmacht der Masse 121 / Realpolitik der Fiktion 127 / 5Weibliche Größe 130 / Eine Bühne für die große Königin: Schillers "Maria Stuart" 132 / Charisma in extremis: Schillers "Jungfrau von Orleans" 141 / Weibliches Opfer: Grillparzers "Libussa" 148 / Dekonstruktion der rhetorischen Bedingungen von >Größe<: / Kleists "Penthesilea" / Vernichtung infernal-monumentaler Größe: Hebbels "Judith" 156 / Luise von Preußen als "Königin der Herzen " 162 / Luises Größe iy 0 / 6Napoleons Größe 175 / Merkmale neuer Größe 178 / Mediale Übertragungen 190 / Poetische Erhöhungen 202 / Organisation des Nachruhms 212 / 7Heines politische Nachträglichkeit 217 / >Größe< als mythisches Medienereignis 219 / Persönliche Exzellenz in Zeiten der Nivellierung 222 / Imaginärpolitische Inszenierungen 227 / Spiel mit dem großen Dichter 234 / 8Geschichte machen 239 / Konzepte individueller Geschichtsmächtigkeit : Hegel 243 / Geschichte erzählen: Droysen 247 / Größe im Komparativ: Grabbe 256 / Roman als Gattung fehlender Größe 270 / Biographische Fokussierung 278 / Historische Größe im Scheitelpunkt: Burckhardt 283 / 9Vermittelmäßigung und Radikalisierung 291 / Der >homme moyem als >grand hommee Quetelet 293 / Vervielfältigung und Popularisierung: Emerson, Carlyle 297 / Denkmäler als Medien der vielen kleinen >großen Mannen 302 / Verzehrung des >großen Mannes< durch Demokratie, / Sozialismus und Soziologie 318 / Größe in den Extremen : Nietzsche 321 / Neufigurierung: der Massenführer 330 / 10Nachleben 345 / Vom Kriegshelden zum (Sport-)Star 347 / Vom Ruhm zum Erfolg 366 / Ökonomischer Erfolg: Soupaults "Le grand homme" 374 / Die Größe des 20Jahrhunderts : Max Webers Charisma 380 / Führersehnsucht in der Weimarer Republik 390 / Der Führer als Diktator 397 / Affekt-Politik im Zeichen persönlicher Exzellenz 402 / Literatur 406 / Dank 426 / Register 427 /