Dieses Buch ist eine groß angelegte Synthese, in der es um das spannungsreiche Gegen- und Miteinander der Psychoanalyse und der Bindungstheorie geht. Es gelingt, eine Brücke zwischen den beiden Disziplinen zu schlagen, indem die Autoren das Bindungskonzept neu beleuchten. Es geht nicht mehr nur um die Herstellung von Bindung an sich, sondern darum, das Kind durch sichere Beziehungen der Art auszustatten, daß es das Verstehen mentaler Zustände im Anderen und im Selbst entwickelt. Das Konzept der Mentalisierung wird so zum zentralen Punkt für das menschliche Funktionieren im sozialen Umfeld. Unter Mentalisierung wird die Fähigkeit verstanden, auf das Verhalten eines anderen Menschen - angemessen - zu reagieren. Vereinfacht ausgedrückt befähigt Mentalisierung also, anderer Leute Gedanken und Gefühle zu "lesen". Diese Fähigkeit entwickelt sich beim Säugling dann, wenn die Mutter seine Affektäußerungen aufnimmt und sie ihm durch ihre Mimik "widerspiegelt". Durch diese Spiegelung erkennt das Kind seine eigenen Affekte. Menschen mit schweren Psychopathologien - das hat die Arbeitsgruppe um Fonagy festgestellt - fehlt diese Fähigkeit. Die Entwicklung einer stabilen Persönlichkeit hängt also von einer funktionierenden Beziehung mit der Mutter ab.
"Das neue Fonagy-Buch wird ein neuer Daniel Stern!" (Lotte Köhler)
"In einer seltenen Verbindung von theoretischer Phantasie und empirischer Forschung gelingt es den Autoren, die Erkenntnisse der großen Figuren der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie in einer zeitgemäßen Form zu reformulieren, Altes in neuem Licht erscheinen zu lassen und Neues auf faszinierende Weise dem Leser nahezubringen. Die Breite des Horizonts ist atemberaubend, die Darstellung der vielfältigen Forschungsbefunde aufregend, die Integration in einen theoretischen Rahmen großartig. Ich prognostiziere, daß dieses Buch ein moderner Klassiker werden wird." (Martin Dornes)
"Ein Buch zum Genießen, nicht nur zum Lesen. Das Wissensspektrum der Autoren ist schlichtweg umwerfend; es reicht von der "Philosophie des Geistes" über entwicklungspsychologische Forschungen über die Fähigkeit von Kindern, ihre eigenen mentalen Zustände und die von anderen zu repräsentieren, über die schweren Persönlichkeitsstörungen bis hin zu klinischen Erkenntnissen über Säuglinge, Kinder und Erwachsene - und das alles vor dem Hintergrund der Bindungstheorie. Es ist eines der ersten wirklich überzeugenden Werke, die zeigen, wie die Erkenntnisse der Bindungsforschung wirklich Einfluß auf die Therapie von vielen unserer Patienten haben können." (Drew Westen, Boston University)
"Das Buch ist jetzt schon ein Klassiker. Es verdeutlicht die große Bedeutung der Psychoanalyse im Feld der gegenwärtigen Wissenschaften und ermöglicht eine Verbindung der unterschiedlichen psychoanalytischen Schulen. Und darüber hinaus hat es große Auswirkungen auf die klinische Praxis. Was wollen wir eigentlich mehr?"
(Paul Verhaeghe, Universität Gent)
AUS DEM INHALT
Dank 7
Einleitung 9
Erster Teil: Theoretische Perspektiven 29
1. KAPITEL
Bindung und Reflexionsfunktion:
ihre Bedeutung für die Organisation des Selbst 31
2.KAPITEL
Affekte und Affektregulierung in historischer
und interdisziplinärer Sicht 74
3. KAPITEL
Das psychosoziale Entwicklungsmodell der Mentalisierung
und die Verhaltensgenetik 105
Zweiter Teil: Entwicklungspsychologische Perspektiven 151
4. KAPITEL
Die Theorie des sozialen Biofeedbacks durch mütterliche
Affektspiegelung 153
5. KAPITEL
Die Entwicklung eines Verständnisses des Selbst und seiner
Urheberschaft 210
6. KAPITEL
"Mit der Realität spielen": Entwicklungsforschung und ein
psychoanalytisches Modell der Subjektivitätsentwicklung 258
6 Inhalt
7. KAPITEL
Markierte Affektspiegelung und die Entwicklung eines
affektregulierenden Gebrauchs des Als-ob-Spiels 295
8. KAPITEL
Entwicklungsaufgaben der normalen Adoleszenz
und adoleszenter Zusammenbruch 320
Dritter Teil: Klinische Perspektiven 343
9. KAPITEL
Die desorganisierte Bindung als Entwicklungsgrundlage
der Borderline-Persönlichkeitsstörung 345
10. KAPITEL
Psychische Realität in Borderline-Zuständen 375
11. KAPITEL
Mentalisierte Affektivität im klinischen Setting 436
Epilog 469
Literatur 481
Autorenregister 539
Sachregister 553
Zu den Autoren 571