VERLAGSTEXT:
Die gattungsgeschichtliche Emergenz der Detektivgeschichte und des Kriminalromans ist unauflöslich mit der Herausbildung einer neuen Wissensordnung im 19. Jahrhundert verbunden, in der die Kriminalistik als interdisziplinäres Dispositiv funktioniert. Davon ausgehend verstehen die Beiträge des Bandes die Genres der Kriminalliteratur und ihre medialen Transfers (Comic, Fernsehserie, Film) als paradigmatischen Schauplatz für die Verhandlung von politischen Imaginationen und Wissensformationen. Damit rückt auch das Verhältnis von narrativen Techniken zu Technologien der Identifizierung und zur Produktion von Subjektpositionen in den Blick.
AUS DEM INHALT:
Inhalt
Einleitung: Kriminalliteratur und Wissensgeschichte
Clemens Peck (Salzburg) und Florian Sedlmeier (Berlin) | Seite 7
I. GENRES UND WISSENSORDNUNGEN, 1848-1914
"Dies waren die Thatsachen"
Kriminalliteratur und Evidenzproduktion im Familienblatt
Die Gartenlaube
Julia Menzel (Bayreuth) | Seite 31
"Rings in diesem Zimmer stehen mächtige Schränke"
Wissenstransformationen durch Biometrie
Daniel Meßner (Wien) | Seite 55
Eindeutigkeit und ähnlichkeit, Bruch und Kontinuität
Mark Twains Pudd'nhead Wilson
Florian Sedlmeier (Berlin) | Seite 79
Die Großstadt schreiben
Zur literarischen Unterwelt der Städte um 1900
Scott Spector (Ann Arbor) | Seite 113
Im Panikraum des Liberalismus
Balduin Grollers Wiener Sherlock Holmes
Clemens Peck (Salzburg) | Seite 127
II. SPIEGELUNGEN UND BRÜCHE IM 20. JAHRHUNDERT UND IN DER GEGENWART
"Guess again"
Aufklärung in den hard-boiled Romanen
Sonja Osterwalder (Zürich) | Seite 161
"Wahnsinn als Methode"
Friedrich Dürrenmatts Der Verdacht als Kriminalroman nach der Shoah
Caspar Battegay (Lausanne) | Seite 173
"Look at this tangle of thorns"
Vladimir Nabokovs Lolita und die Appellstruktur des Geständnisses
Dustin Breitenwischer (Freiburg) | Seite 197
Die Evidenz des Hörens
über Blinde in Carlo Lucarellis Almost Blue
Peter Kuon (Salzburg) | Seite 215
Genrewissen >spielerisch< erwerben
Heinrich Steinfests Kriminalroman Die feine Nase der Lilli Steinbeck im Literaturunterricht
Matthias Pauldrach (Salzburg) | Seite 229
Autorinnen und Autoren | Seite 241